Streik bei Amazon findet in Leipzig statt

Um Mitternacht des 26. Novembers wurde es still um den größten Versandhändler der Welt - zumindest in Teilen der Bundesrepublik Deutschland. Bis inklusive Sonntagabend wurde an verschiedenen Standorten und Niederlassungen von “Amazon” ein Streik ins Leben gerufen. Die genaue Aufeinanderlegung mit dem sogenannten “Black-Friday” sei bei weitem kein Zufall gewesen. Für die Mitarbeiter der Werke in Leipzig und anderen Standorten sollen im Endeffekt günstigere Bezahlungsmöglichkeiten erwirtschaftet werden.

Speziell in Zeiten der Corona-Krise war das Angebot von “Amazon” in vielen Bereichen gefragter wie nie zuvor. Durch die flächendeckenden “Stay-At-Home”-Verordnungen gingen Unterhaltungselektronik wie die Playstation 5, Traingsgeräte fürs Heimworkout und damit verbunden auch Supplements wie Proteinpulver oder Kreatin-Kapseln weg wie warme Semmeln. Hochrangige Mitarbeiter würden davon profitieren - hart schufftende Werksarbeiter wie am Standort Leipzig würden dadurch jedoch keinen Vorteil erzielen. “„Die Beschäftigten, die diese Umsätze und diesen unvorstellbaren Reichtum von Jeff Bezos erwirtschaftet haben, erhalten für die zusätzliche Arbeitsbelastung in der Black-Friday-Woche nach wie vor keine tarifliche Vergütung“, schildert beispielsweise Silke Zimmer, die Landesbezirksfachbereichsleiterin für den Handel bei Verdi in Nordrhein-Westfalen.

Die Gewerkschaft Verdi, die für die Vertretung jener Mitarbeiter verantwortlich ist, hatte mit Donnerstag dem 25. November ihre Mitarbeiter aufgerufen, die Arbeit stillzulegen. Abgesehen vom Versandzentrum in Leipzig sind auch die Standorte in Werne, Bad Hersfeld, Rheinberg, Graben und Koblenz betroffen.

Vonseiten des Online-Händlers wurde bereits auf diesen Schritt entsprechend reagiert. Aus Unternehmenssicht sei der Streik am “Black-Friday”-Wochenende nicht nachzuvollziehen. Aufgrund der Kaufbereitschaft und Treue der eigenen Kunden würden die Mitarbeiter bereits von “von exzellenten Löhnen, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen” profitieren. Außerdem zeigte sich “Amazon” aus wirtschaftlicher Sicht unbeeindruckt. Da nicht alle Mitarbeiter der Gewerkschaft Verdi angehören würden, erwartete der Online-Riese keine negativen Auswirkungen auf das Geschäft.

Thomas Schneider, Streikleiter der Gewerkschaft Verdi in Leipzig erwartete bei seinem Standort über 400 Mitarbeiter, die ihre Dienstausrüstung zumindest vorübergehend niederlegen. Ebenso wie bei den anderen Standorten ist die Anerkennung der Flächentarife von Einzel- und Versandhandel das große Ziel. "Den Kolleginnen und Kollegen wird seit acht Jahren die geforderte tarifvertragliche und existenzsichernde Entlohnung vorenthalten. Gleichzeitig macht der Konzern mit dem reichsten Mann der Welt an der Spitze durch Coronavirus-Pandemie, Black Friday, Cyber Monday und im Weihnachtsgeschäft riesige zusätzliche Milliardengewinne", kritisiert auch Einzel- und Versandhandelsvertreter Orhan Akman von Verdi. Jedoch geht es bei dem Streik in Leipzig und den anderen Versandlagern nicht nur um die Verbesserung finanzieller Angelegenheiten. Schutzmaßnahmen in den Versandzentren würden nicht eingehalten bzw. ordnungsgemäß kontrolliert werden. “Die Gesundheit der Beschäftigten wird hier den maximalen Profitzielen geopfert” führt Akman weiter aus. Speziell in den Stoßzeiten ist die Einhaltung der Mindestabstände kaum möglich - hunderte Mitarbeiter seien deswegen bereits an dem Virus erkrankt.

Alleine in der Pandemie konnte “Amazon” ein Umsatzplus von 40 Prozent ergattern. In Anbetracht der Weihnachtsfeiertage sieht Silke Zimmer vonseiten des Unternehmens ebenfalls falsche Signale. "Erst ab dem 9. Dezember sollen die Beschäftigten für das Weihnachtsgeschäft einen Zuschlag von 2 Euro pro Stunde erhalten und dies nur, wenn sie tatsächlich anwesend sind." Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher ist jedoch der Ansicht, dass Kritiker aus Eigeninteresse falsche Behauptungen aufstellen würden. "Das Lohnpaket samt der Zusatzleistungen und unsere Arbeitsbedingungen bestehen auch im Vergleich mit anderen wichtigen Arbeitgebern in der Region".

Empfehlungen
Nach oben