Stadtschwärmer Leipzig
Wer keinen Insider kennt, schnappt sich dieses Buch und wird an die liebsten Orte von waschechten... Weiterlesen
Wer in einer Großstadt leben und sich der Imkerei widmen möchte, findet in der sächsischen Messemetropole Leipzig einen bestens geeigneten Wohnort. Dafür sorgt nicht nur die „grüne Lunge“, die durch den Auewald und riesige Parkanlagen gebildet wird, sondern es tragen viele andere Faktoren dazu bei, dass sich der Aufbau einer Stadtimkerei hier lohnt.
Rund ein Drittel der Fläche der „grünen Lunge“ der Stadt gehen auf das Konto von Kleingärten. Die rund 39.000 Parzellen in knapp 280 Kleingartenanlagen bringen es zusammen auf eine Fläche von rund 1.240 Hektar. Mit Ausnahme des eigentlichen Stadtkerns gibt es kaum einen Stadtteil, der keine Kleingartenanlagen vorweisen kann. Wer eine hochwertige Ausstattung aus dem Imkereibedarf kaufen und durchstarten will, darf sich außerdem über den Baumbestand in der Stadt freuen, der mit seinen Blüten ebenfalls zu einer hohen Ausbeute vor allem bei Nektarhonigsorten beiträgt. Im offiziellen Baumkataster sind fast 58.000 Straßenbäume registriert. Den Hauptanteil dabei machen mit rund einem Drittel Linden aus und Lindenblütenhonig ist eine sehr beliebte Honigart.
Hinzu kommen unzählige Parkbäume beispielsweise im Rosenthal, im Clara-Zetkin-Park und auf dem AGRA-Gelände. An den Ufern der Flüsse und Kanäle der Stadt finden sich Blühwiesen, auf denen keine Rasenmäher unterwegs sind. Stattdessen sind oftmals kleine Schafherden im Einsatz. Sie fressen nicht alle Blühten ab, sodass dort im gesamten Sommerhalbjahr ein gutes Trachtangebot anzutreffen ist. Im Stadtrandgebiet kommen zahlreiche landwirtschaftliche Unternehmen hinzu, die sich auf den Anbau unterschiedlicher Pflanzenarten spezialisiert haben. Sie haben aufgrund der entstehenden Win-Win-Situation für beide Seiten ein gesteigertes Interesse an der Kooperation mit gewerblichen und hobbymäßig tätigen Imkern.
Dabei kommt die Frage ins Spiel, wie Leipzig im Laufe der Zeit gewachsen ist. Einstige Stadtrandgebiete (beispielsweise Altlindenau) weisen eine Bebauung mit Mehrfamilienhäusern aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts auf. Sie besitzen noch riesige Hausgärten statt der üblicherweise gepflasterten und zugebauten Innenhöfe. Diese Besonderheit präsentiert sich auch im alten Kern von Böhlitz-Ehrenberg, das im Rahmen der umfangreichen Eingemeindungen im Laufe der 1990er Jahre zum Stadtgebiet kam. Ideale Standorte für Bienenkästen und Bienenwagen sind außerdem die riesigen Eigenheimsiedlungen (beispielsweise in Schleusig, Leutzsch und Meusdorf).
Immense Mengen Blühpflanzen als Nektarlieferanten für echten Bienenhonig tragen zusätzlich die großen Friedhofsanlagen der Stadt bei. Allein der Südfriedhof bringt es auf eine Fläche von 72 Hektar. Dort findet sich unter anderem das Grab von Kurt Masur, der nicht nur als Musiker bekannt ist, sondern auch als einer der sechs Hauptakteure im Rahmen der Montagsdemos in die deutsche Geschichte einging. Die von ihm mitverfasste und über den Stadtfunk verbreitete Rede trug entscheidend dazu bei, dass der 9. Oktober 1989 friedlich endete.
Grundsätzlich ist es nicht verboten, in seinem Hausgarten einen Bienenkasten aufzustellen. Gehört der Hausgarten zu einem Mehrfamilienhaus, ist die Zustimmung des Eigentümers/Vermieters einzuholen. In Kleingartenanlagen müssen die Regelungen in den Vereinsordnungen sowie die Nutzungsbestimmungen der Pachtverträge berücksichtigt werden. Dort ist in den meisten Fällen eine Genehmigungspflicht verankert. Das gilt auch in vielen Vereinen, die sich auf die Kleintierhaltung spezialisiert haben, denn sie zielten ursprünglich auf die Kaninchenzucht ab. Allerdings muss ab einer bestimmten Anzahl von Bienenvölkern immer eine Anmeldung beim Veterinäramt der Stadt erfolgen. Wer Interesse an einer Aufstellung von Bienenbeuten auf dem Gelände von Friedhöfen hat, muss sich an die zuständigen Friedhofsverwaltungen wenden. Für die Parkanlagen ist das Grünflächenamt der Stadt der richtige Ansprechpartner.