Fremd- oder Eigenkapital? – Wie finanziert die Leipziger Startup-Szene?

Die Finanzierungsfrage gehört zu den wichtigsten Herausforderungen für Startups. In der Leipziger Startup-Szene zeigt sich jedoch ein klarer Trend: Viele Unternehmen bevorzugen Eigenkapitalfinanzierungen, sei es durch Business Angels oder Investoren. Die derzeit vergleichsweise hohen Zinsen für Kredite tun laut dem Vergleichsportal credxperts.de ihr Übriges, um Fremdkapitalfinanzierungen unattraktiv zu machen. In diesem Artikel beleuchten wir, welche Vor- und Nachteile Eigen- und Fremdkapital mit sich bringen und stellen erfolgreiche Leipziger Startups und ihre Finanzierungsstrategien vor.

Eigenkapital: Chancen und Risiken

Eigenkapital beschreibt die finanzielle Unterstützung durch Investoren oder Gründer, die im Gegenzug Anteile am Unternehmen erhalten. Für Startups, die auf Eigenkapital setzen, liegen die Vorteile auf der Hand: Es entstehen keine Schulden oder Zinsen, die Gründer müssen keine regelmäßigen Rückzahlungen leisten. Stattdessen investieren Kapitalgeber in die Zukunft des Unternehmens, was für langfristiges Wachstum und Stabilität sorgen kann.

Allerdings hat diese Art der Finanzierung auch Nachteile. Gründer müssen unter Umständen einen Teil ihrer unternehmerischen Freiheit abgeben, da Eigenkapitalgeber Stimmrechte im Unternehmen erhalten. Je mehr Investoren ein Startup hat, desto größer ist das Risiko, dass die Gründer durch mehrere Finanzierungsrunden ihre Entscheidungsgewalt verlieren. Der Begriff der „Verwässerung“ beschreibt genau dieses Phänomen. Dennoch ist Eigenkapital vor allem in der Leipziger Startup-Szene eine beliebte Methode, da es langfristig strategische Partner an Bord bringt und für Sicherheit sorgt.

Fremdkapital: Vor- und Nachteile

Fremdkapital bietet eine alternative Finanzierungsmethode für Startups, indem Kredite oder Darlehen aufgenommen werden. Der Vorteil von Fremdkapital liegt darin, dass die Gründer volle Kontrolle über das Unternehmen behalten, da keine Anteile abgegeben werden. Zudem bieten Kredite Planungssicherheit, da die Rückzahlungsraten und Zinsen über einen festen Zeitraum hinweg klar definiert sind.

Dennoch birgt Fremdkapital für junge Unternehmen erhebliche Risiken. Da regelmäßige Zins- und Tilgungszahlungen erforderlich sind, kann dies gerade in der Gründungsphase zu einem finanziellen Engpass führen. Ohne gesicherte Umsätze kann das Unternehmen schnell in eine Abwärtsspirale geraten, da es die Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Daher ist Fremdkapital vor allem für Startups geeignet, die bereits über eine solide finanzielle Basis verfügen oder auf absehbare Zeit Gewinne erzielen werden.

Hybride Finanzierungsmodelle: Eine Balance zwischen Sicherheit und Kontrolle

Viele Startups entscheiden sich für eine hybride Finanzierung, bei der sowohl Eigen- als auch Fremdkapital eingesetzt wird. Diese Modelle bieten Flexibilität und ermöglichen es Unternehmen, von den Vorteilen beider Finanzierungsmethoden zu profitieren. So können Startups durch Eigenkapital Investoren gewinnen, die nicht nur finanziell, sondern auch mit ihrem Wissen und Netzwerk unterstützen. Fremdkapital hingegen kann für spezifische Wachstumsprojekte oder kurzfristige Liquiditätsbedarfe genutzt werden, ohne dass Anteile abgegeben werden müssen.

Hybride Modelle sind besonders dann attraktiv, wenn es darum geht, das unternehmerische Risiko zu minimieren und gleichzeitig den finanziellen Spielraum zu maximieren. Sie bieten Startups die Möglichkeit, flexibel auf Marktbedingungen zu reagieren und sich langfristig breiter aufzustellen. Vor allem in Leipzig sind diese Mischformen immer häufiger zu beobachten, da viele Startups sowohl langfristige Investitionen als auch kurzfristige Kredite in ihre Strategie integrieren.

Beispiele Leipziger Startups und ihre Finanzierung

  • Rhebo: Dieses Startup, das sich auf Cyber-Security für Industrieunternehmen spezialisiert hat, erhielt zu Beginn eine Eigenkapitalinvestition von 2,5 Millionen Euro. Diese Investition ermöglichte es dem Unternehmen, schnell Fuß zu fassen und sich als wichtiger Akteur auf dem Markt zu etablieren.
  • Webdata Solutions: Die Gründerinnen von Webdata Solutions konnten eine Förderung in Höhe von 4 Millionen Euro erhalten, gefolgt von einer erfolgreichen weiteren Finanzierungsrunde. Mit diesen Mitteln konnte das Unternehmen expandieren und ist mittlerweile international aktiv.
  • VivoSensMedical: Unterstützt von Business Angels, entwickelte VivoSensMedical den OvulaRing, der Frauen bei der Ermittlung ihrer fruchtbaren Tage unterstützt. Die Investoren trugen dazu bei, den Unternehmenswert auf mehrere Millionen Euro zu steigern und die Expansion voranzutreiben.
  • Futalis: Futalis, das personalisiertes Hundefutter anbietet und bei der Leipziger Gründernacht 2021 geehrt wurde, konnte innerhalb kurzer Zeit Investoren und Business Angels gewinnen. Diese Eigenkapitalfinanzierung ermöglichte es dem Unternehmen, sich zu einem erfolgreichen Akteur im Bereich Tiernahrung zu entwickeln.

Fazit

Die Beispiele aus der Leipziger Startup-Szene zeigen deutlich, dass Eigenkapital die bevorzugte Finanzierungsform ist. Startups profitieren nicht nur von den finanziellen Mitteln, sondern auch von der strategischen Unterstützung durch Investoren und Business Angels. Diese helfen nicht nur beim Wachstum, sondern bieten auch Zugang zu wichtigen Netzwerken und Märkten. Fremdkapital spielt eine untergeordnete Rolle und wird eher ergänzend genutzt. Wer in Leipzig ein Startup gründet, sollte daher eine solide Eigenkapitalfinanzierung in Erwägung ziehen, um langfristig erfolgreich zu sein.

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