Der Forschungsbau soll die neue Heimat für mehrere Einrichtungen der Universität Leipzig sein: das Research Centre Global Dynamics (ReCentGlobe), die Graduate School Global and Area Studies, das Global and European Studies Institute, das Institut für Afrikastudien und das Religionswissenschaftliche Institut. In direkter Nachbarschaft entsteht der Neubau des Leibniz-Instituts für Länderkunde und ist das Forum Recht geplant, auch die Juristenfakultät der Universität soll perspektivisch hier ihren Platz finden.
Der Wissenschaftsrat hat die Aufgabe, die Anträge auf Förderung von Forschungsbauten zu begutachten und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zu empfehlen, welche der Vorhaben umgesetzt werden sollen. Die finale Förderentscheidung trifft die GWK voraussichtlich im Sommer. Die Kosten für den „Global Hub“ belaufen sich auf rund 34 Millionen Euro. Der Bundesanteil beträgt 50 Prozent.
„Ich freue mich sehr über das positive Votum für unseren Forschungsneubau ‚Global Hub‘ und beglückwünsche alle am Antrag Beteiligten“, sagte Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking. „Es ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass ein Neubau für geisteswissenschaftliche Forschung im Bund-Länder-Programm zum Zuge kommt. Einmal mehr zeigt sich, dass die Globalisierungsforschung eine der großen, weithin sichtbaren Stärken unserer Universität ist. Sie wird durch den Neubau einen weiteren Schub bekommen, was auch und gerade für die Nachwuchsförderung eine gute Nachricht ist: Im ‚Global Hub‘ werden künftig mehr als 150 Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten.“
Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow unterstrich: „Auf dem Gebiet der interdisziplinären Globalisierungsforschung hat die Universität Leipzig bereits eine hohe Expertise. Der spezifische Leipziger Forschungsansatz zur Untersuchung globaler Prozesse und Strukturen wurde über mehr als 15 Jahre entwickelt und publiziert. Daraus resultiert eine Vernetzung mit 65 Hochschulen weltweit. Leipziger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind so an zahlreichen internationalen Forschungsverbünden beteiligt. Die heutige Entscheidung im Wissenschaftsrat ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Global Hub, der die Spitzenforschung zur Globalisierung an der Universität Leipzig weiter voranbringen wird.“
Die konzeptionelle Arbeit im Forschungszentrum, die mit der Antragsstellung verbunden war, wird nun zielgerichtet fortgesetzt, erklärte der ReCentGlobe-Direktor Prof. Dr. Matthias Middell: „Wir freuen uns natürlich über die Aussicht auf das neue Gebäude in zentraler Lage auf dem Leuschner-Platz, aber wir freuen uns auch über die Anerkennung für das wissenschaftliche und organisatorische Konzept des ‚Global Hub‘. Wir beginnen mit der Arbeit zu dessen Umsetzung, während der Bau in die Höhe wachsen wird.“
Das Konzept sei darauf ausgerichtet, den gegenwärtigen Wandel der multiplen Weltordnungen zu verstehen und zu erklären. „Dazu werden wir die durch die Pandemie manifest gewordenen Krisenphänomene betrachten, die derzeit zu einer Revision bisheriger Vorstellungen von ‚Globalisierung‘ und zur Überprüfung der darauf beruhenden gesellschaftlichen Arrangements führen“, so Middell.
Eine solch komplexe Untersuchung globaler Dynamiken bedarf der Einbindung der Kompetenzen faktisch aller Geistes- und Sozialwissenschaften sowie einer wachsenden Zahl von Lebens- und Naturwissenschaften. Um dies zu ermöglichen, hat die Universität Leipzig im Jahr 2020 in einem ihrer drei Profilbereiche („Veränderte Ordnungen in einer globalisierten Welt“) das Research Centre Global Dynamics eingerichtet. Es führt die Expertise verschiedener Fächer und Forschungsverbünde aus vielen Fakultäten zusammen.
Die Forschung kann durch das „Global Hub“ von einer völlig neuartigen Infrastruktur profitieren:
- einem „Digital Lab“ für die Unterstützung des Einsatzes von Digital Humanities und Augmented/Virtual Reality sowie für den Ausbau eines systematischen Forschungsdatenmanagements;
- einem „Cooperation Lab“, das das interdisziplinäre Fellow-Programm betreut und die digitale Interaktion mit Partnereinrichtungen weltweit koordiniert;
- einem „Transfer Lab“, das die lokale wie nationale Koproduktion von Wissen mit politischen, ökonomischen, kulturellen und zivilgesellschaftlichen Akteuren organisiert, Forschungsergebnisse durch innovative Maßnahmen international sichtbar macht und die Wissenschaft durch Citizen-Science-Projekte zur Stadtgesellschaft öffnet.
Ein „Theory Forum“ erlaubt zudem die interdisziplinäre Theorie- und Methodenentwicklung und organisiert gemeinsame Konferenzen.
Veranstaltungshinweis:
Das ReCentGlobe veranstaltet in der kommenden Woche seine erste Jahrestagung. Teile davon können auf Youtube live verfolgt werden. Auf dem Programm steht unter anderem ein Podiumsgespräch zum „Global Hub“-Forschungsbau mit der Rektorin der Universität, Beate Schücking, dem Bürgermeister und Beigeordneten für Bau und Stadtentwicklung der Stadt Leipzig, Thomas Dienberg, sowie dem Direktor des ReCentGlobe, Matthias Middell.