Gianmaria Falasco, der im vergangenen Jahr am Institut für Theoretische Physik der Universität Leipzig promovierte, erhält am kommenden Freitag (14. Dezember 2018) den Nachwuchsförderpreis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften für seine Beiträge zur Statistischen Physik des Nichtgleichgewichts. Immer komplexere Systeme aus unzähligen miteinander wechselwirkenden und oft instabilen Komponenten prägen zunehmend die globalen Probleme unserer Zeit. Deren quantitative Beschreibung und technische Kontrolle sind eine Herausforderung, der sich zahlreiche wissenschaftliche Disziplinen stellen. Auch Gianmaria Falasco hat sich damit auseinandergesetzt, und die nominierende Akademie-Kommission Ausbreitung in Natur, Technik und Gesellschaft hat gerade eine Anthologie zu interdisziplinären Anwendungen dieses aktuellen Forschungsgebietes herausgebracht.
Für Phänomene nah am thermischen Gleichgewicht hat die Physik im vergangenen Jahrhundert mächtige quantitative Methoden entwickelt, denen zahlreiche technologische Durchbrüche zu verdanken sind. Doch deren Übertragung auf genuine Nichtgleichgewichts-Systeme, wie beispielsweise Aktien- und Finanzmärkte, Klimawandel und Ökosysteme, führt leicht zu Fehleinschätzungen, Katastrophen und Krisen. Aber wie lassen sich wahrscheinliche und unwahrscheinliche Szenarien derart komplex vernetzter Systeme klassifizieren und Risiken abschätzen? Welche verlässlichen allgemeinen Vorhersagen kann man überhaupt noch treffen unter Bedingungen weit weg vom Gleichgewicht, wie sie unsere Alltagswelt dominieren? Das sind zweifellos drängende fundamentale Fragen des 21. Jahrhunderts. Um sich damit intensiv zu befassen, zog Gianmaria Falasco vor fünf Jahren von Padua nach Leipzig.
Seine Untersuchungen führten ihn zurück zu den Wurzeln der Statistischen Physik, insbesondere zu Albert Einstein. Schon vor über hundert Jahren hatte dieser einen überraschenden Zusammenhang zwischen den scheinbar regellosen Irrfahrten mikroskopischer Partikel in Flüssigkeiten mit deren molekularer Struktur und Temperatur aufgedeckt - womit er der bis dato umstrittenen Atomhypothese zum Durchbruch verhalf, die bis heute der Statistischen Physik des Gleichgewichts ihr tragendes Fundament liefert. Falasco fragte sich, wie sich Einsteins Einsicht auf Situationen weit weg vom Gleichgewicht verallgemeinern ließe, wo zunächst gar kein geeigneter Temperaturbegriff existiert. Dass es ihm schließlich gelang, die relevante verallgemeinerte Temperatur zu finden und erstmals sogar exakt zu berechnen, wird nun mit dem Nachwuchspreis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gewürdigt.
Der Preis wird jährlich vom Förderverein der Sächsischen Akademie der Wissenschaften ausgelobt und von seinem Vorsitzenden, Prof. Dr. Uwe-Frithjof Haustein, überreicht. Die Preisverleihung findet am Freitag, 14. Dezember 2018, ab 16 Uhr im Rahmen der Öffentlichen Herbstsitzung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig statt.
Wissenschaftler der Universität Leipzig gewinnt Nachwuchsförderpreis der Sächsischen Akademie der Wissenschaften
Gianmaria Falasco wird am kommenden Freitag ausgezeichnet
13.12.2018 Wissenschaft
Universität Leipzig
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