Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit ist am 11. Juni 2019 mit dem vorletzten Abschnitt zwischen Lessing- und Thomasiusstraße ein weiterer Teil des Elstermühlgrabens durch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung eröffnet worden. Nach Realisierung des letzten Teilabschnittes bis 2023, können Boote durchgängig von Leipzigs Innenstadt über den Stadthafen bis zum Cospudener See sowie in die andere Richtung bis zum Auensee fahren.
„Lebensqualität, Renaturierung und Hochwasserschutz sind die Argumente für das große Projekt Elstermühlgraben“, sagt Burkhard Jung. „Seit 2004 holen wir etappenweise den ehemals fast 1.000 Meter langen, unterirdisch verlaufenden Abschnitt des über 800 Jahre alten Elstermühlgrabens ans Tageslicht zurück. Wasser gibt einer Stadt ein ganz besonderes Flair, es bringt Abwechslung zwischen die Häuser und Straßen, es ist eine sprichwörtliche Erfrischung im Stadtbild.“
Michael Kretschmer ergänzte: „Die Offenlegung des Elstermühlgrabens verbessert den Hochwasserschutz und gleichzeitig die Lebensqualität. Mit einer Fördersumme von über 5 Millionen Euro ist es eines der größten Projekte im Hochwasserschutz-Investitionsprogramm in Sachsen.“
Zur Uferbefestigung für das neue Flussbett wurden ca. zwölf Meter tiefe Stahlbetonpfähle eingesetzt und anschließend ein Erdaushub von circa 6.300 Kubikmeter vorgenommen. Die Uferwände sind mit Naturstein verkleidet. Weiterhin wurden Halbinseln eingebaut und schwimmende Baumstämme an versetzt angeordneten Gabionen befestigt. Die Treppe zum Elstermühlgraben ist angelehnt an die typischen Zugangstreppen der historischen Leipziger Mühlgräben. Der Wasserstand beträgt ca. 1,20 Meter bei einem Durchfluss von 2 Kubikmeter pro Sekunde. Das Geländer und die Beleuchtung der neuen Funkenburgbrücke entsprechen dem Gestaltungskonzept für alle Mühlgräben Leipzigs. Neugestaltet wurde auch der an die Thomasiusstraße 6 angrenzende Quartiersplatz.
Der letzte Bauabschnitt von der Elsterstraße zur Lessingstraße soll für rund 17 Mio. Euro bis 2023 realisiert werden. An den Kosten wird sich der Freistaat Sachsen beteiligen.
Der Elstermühlgraben zwischen Lessingstraße und Ranstädter Steinweg wurde zu Beginn der 1960er Jahre mittels eines Betonrohres mit einem Innendurchmesser von 1,50 Meter verrohrt und anschließend verfüllt. Seit 2004 wird der Graben nach und nach wieder freigelegt. Fertiggestellt sind die Abschnitte zwischen Stadthafen und Elsterstraße und parallel zum Ranstädter Steinweg bis zum Naturkundemuseum. Das Offenlegen des gesamten Grabens soll Ende 2023 abgeschlossen sein. Dafür werden in den kommenden Jahren der Ersatzneubau der Elster- und Poniatowskibrücke, der dazwischenliegende Wasserbau, die Ertüchtigung des Angerwehres und die Vervollständigung der Steganlagen folgen. Damit wird die Voraussetzung geschaffen, den sogenannten wassertouristischen Kurs 3 vom Stadthafen Leipzig zum Auensee und weiter Richtung Halle in Betrieb zu nehmen.
Auch überregional ist Leipzig bekannt für sein Neuseenland und die Wasserwege. Aus diesem Grund findet vom 13. bis 17. September 2020 die "World Canals Conference", eine internationale Plattform für das Thema Binnenwasserwege, in Leipzig statt. Jedes Jahr vereint die WCC mehrere hundert Fachleute, Wissenschaftler, Politiker sowie Wassersportler und Touristen aus aller Welt. Das regionale Know-how, welches Leipzig u.a. durch die Freilegung des Elstermühlgrabens vorweisen kann, wird hier ausgetauscht. Das Netzwerk verbreitet damit Erkenntnisse zur Wiederbelebung von Gewässern und zur Steigerung des Tourismus.
Weitere Informationen: www.wasser-stadt-leipzig.de