Bei der feierlichen Verleihung in der Sächsischen Staatskanzlei in Dresden würdigte Ministerpräsident Michael Kretschmer die Verdienste von Kurt Biedenkopf: „Als erster Ministerpräsident nach der Wiedergründung des Freistaats Sachsen hat Kurt Biedenkopf den Grundstein für die Neuausrichtung der sächsischen Hochschulen gelegt. Seine Vision war es, Sachsen auch auf dem Gebiet der Wissenschaft wieder an die Spitze zu führen. Er hat frühzeitig erkannt, welche Bedeutung Forschung und Entwicklung für eine erfolgreiche Landesentwicklung, wirtschaftlichen Aufschwung, Wohlstand und Arbeit haben. Ich freue mich sehr, dass dieses wegweisende Engagement heute mit der Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig ausgezeichnet wird.“
Die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Beate Schücking, betonte: „Wir ehren das Lebenswerk eines Menschen, der neben seiner politischen Tätigkeit immer auch die Wissenschaft im Blick hatte. Auch in seiner Zeit als Ministerpräsident des Freistaates Sachsen hat er nie vergessen, sich für universitäre Belange einzusetzen.“ Nach der Wende hatte sich der heute 91-Jährige im Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands auch auf universitärer Ebene engagiert. So wurde er im Januar 1990 von der damaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig auf eine Gastprofessur für Wirtschaftspolitik berufen und half mit beim Aufbau der Wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung in Leipzig. „Professor Biedenkopf wurde schon mit verschiedenen Ehrendoktortiteln in den USA, Belgien und Deutschland ausgezeichnet. Doch eine Auszeichnung der Fakultät, die er seinerzeit vor fast genau 30 Jahren mit aufbaute, stand bisher noch aus“, erklärte der Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dipl.-Ing. Johannes Ringel. Seit Gründung der Fakultät im Jahr 1993 ist es die zehnte Ehrendoktorwürde, die sie verleiht.
Biedenkopf war von 1967 bis 1969 Rektor der Ruhr-Universität Bochum, an der er zuvor bereits als Ordinarius tätig war. Nach 1970 wandte er sich der Politik zu. Im Oktober 1990 wählte der Sächsische Landtag ihn zum ersten Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen. Fast zwölf Jahre lang, bis zum 17. April 2002, bekleidete er dieses Amt. Danach fand er dann wieder mehr Zeit für sein Engagement in Bildungsfragen. Eng ist Biedenkopf vor allem mit der sächsischen Hochschullandschaft verbunden. So ist er Gründungspräsident und inzwischen Ehrenpräsident der Dresden International University, die im Jahr 2003 aus der TU Dresden hervorgegangen ist. Als Mitglied des Kuratoriums des Stifterverbands der Deutschen Wissenschaft trägt der „Interdisziplinärdenker“ Biedenkopf dazu bei, Schulen und die Zivilgesellschaft zu stärken sowie das Wissenschafts- und Innovationssystem zu verbessern.