Bei der Bundestagswahl 2017 stimmten 25 Prozent der ostdeutschen Männer für die AfD - im Westen waren es 13 Prozent. "Aus diesem Befund wurde in der Öffentlichkeit der Schluss gezogen, dass die AfD in Ostdeutschland eine reine Männerpartei sei", so Prof. Dr. Holger Lengfeld, Soziologe der Universität Leipzig.
Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Clara Dilger hat er sich die Datenlage genauer angesehen. Grundlage seiner Studie bildeten die bevölkerungsrepräsentativen Umfragen Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) sowie eine Sonderumfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap. Die Umfragen erheben regelmäßig, welche Partei die Befragten bei der nächsten Bundestagswahl wählen würden beziehungsweise welcher Partei sie nahestehen.
Die Befragten wurden von den Leipziger Forschern zunächst danach aufgeteilt, ob sie die AfD wählen beziehungsweise ihr nahestehen oder einer anderen Partei. Für beide Gruppen sowie für die Gesamtstichprobe haben die Forscher dann den Anteil an Frauen und Männern bestimmt und nach ost- und westdeutschen Bundesländern differenziert. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass der Männeranteil an AfD-Sympathisanten in Ostdeutschland nicht größer ist als im Westen - dort ist er sogar durchschnittlich höher.
Nach Auswertung der SOEP-Daten liegt der Männeranteil unter den AfD-Anhängern in Westdeutschland bei 75, in Ostdeutschland bei 58 Prozent. Bei den Werten aus der ALLBUS rangiert der Männeranteil im Westen geringfügig vor dem im Osten. Auch bei der Sondererhebung von Infratest dimap liegt der Westen vorn: Hier beträgt der Männeranteil unter den AfD-Anhängern 82 Prozent, bei den ostdeutschen Männern 48 Prozent.
Die Analysen zeigten zudem, dass in beiden Landesteilen Männer generell häufiger zur AfD neigen als Frauen. Im Vergleich zwischen west- und ostdeutschen Frauen sympathisieren jedoch mehr Frauen aus dem Osten mit der AfD.