„Ich freue mich außerordentlich, dass unsere Universitätsmedizin Leipzig als Standort für medizinische Spitzenforschung um einen Neubau für Forschung und Transfer erweitert wird. Mein Dank gilt allen Beteiligten im Freistaat Sachsen und auf europäischer Ebene, die dieses Projekt angestoßen und unterstützt haben“, sagt Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell. „Gute Infrastrukturen sind für die Spitzenforschung unerlässlich. Sie erhöhen die Attraktivität der Universität Leipzig und sind damit auch ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für internationale Forschende, sich für die Stadt Leipzig zu entscheiden.“
Perspektivisch soll am Medizincampus ein „Forschungs- und Transfer-Hub Wirkstoffentwicklung“ entstehen, in dem Wirkstoffe für neue Modalitäten - Proteine, Antikörper, Impfstoffe, Peptide, Zelltherapien - in Verbindung mit traditioneller Medikamentenherstellung entwickelt werden. Für den rund 4.370 Quadratmeter großen Forschungsneubau stehen Gelder aus dem „Just Transition Fonds" bereit, einem neuen Förderinstrument der EU. Dieser dient der Unterstützung des Strukturwandels vom Braunkohleausstieg hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft.
Das Institut für Wirkstoffentwicklung wurde im Zuge der Alexander-von-Humboldt-Professur im Januar 2020 an der Medizinischen Fakultät gegründet. Humboldt-Professor Dr. Jens Meiler ist Direktor des Instituts und verfolgt das Ziel, Grundlagenforschung und klinische Anwendung auf dem Gebiet neuer Wirkstoffe in der Medizin zu verbinden. Dafür verwendet er computer- und künstliche Intelligenz (KI)-gestützte Verfahren im Wechselspiel mit experimentellen Laboranalysen.
„Seit der Corona-Pandemie ist die computergestützte Entwicklung von medizinischen Wirkstoffen nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie hat das Verfahren auf dem Gebiet der Impfstoffentwicklung außerordentlich beschleunigt“, resümiert Prof. Meiler. Erst vor Kurzem erhielt das Institut die Förderung von 1,77 Millionen Euro für den Aufbau einer digitalen Impfstoffbibliothek. „Impfstoffe aber auch Medikamente gegen Krebs müssen in den menschlichen Körper und an ihren Wirkungsort gelangen“, so Meiler. Deshalb zielt ein weiteres aktuelles Forschungsprojekt auf Transportstoffe (Fördersumme von rund 1,5 Millionen Euro), ohne die RNA-Arzneimittel nicht funktionieren. Diese „Zell-Transporter“ entscheiden über die Haltbarkeit der RNA und sorgen nach der Verabreichung für den Transport im Körper und die gezielte Aufnahme in bestimmte Zellen. Sie sind entscheidend für die Dauer und den Ort der Wirkung von Therapeutika auf Basis von mRNA. Die Projekt-Förderung erfolgt im Rahmen eines „Konsortiums der Innovation aus Wissenschaft und Industrie“ (KIWI) durch das Bundeswirtschaftsministerium zur Verbesserung von Produktionskapazitäten in Zusammenarbeit mit BioNTech.
Mittelfristig sollen in dem zu entstehenden „Forschungs- und Transfer-Hub Wirkstoffentwicklung“ rund 260 Mitarbeiter:innen tätig werden. Die Planungen im kooperativen Verfahren mit dem Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement haben bereits begonnen. Der Entwurf einer städtebaulichen Studie mit Variantenvergleichen liegt seit dieser Woche vor, um den anspruchsvollen Gegebenheiten hinsichtlich Baufeldfreimachung, Medienversorgung und konkreter Verortung des Baukörpers auf dem künftigen Baufeld gerecht zu werden.