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Universität Leipzig entwickelt App zur virtuellen Stadterkundung

Zeitreise im Hosentaschenformat an 25 Leipziger Standorten

04.10.2015 Stadtinformationen
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Zum diesjährigen Lichtfest veröffentlicht die Lehreinheit für Geschichtsdidaktik, unter Leitung von Prof. Dr. Alfons Kenkmann, am 8. Oktober 2015 die App "ZEITFENSTER. Friedliche Revolution Leipzig". An 25 Leipziger Standorten, sogenannten Zeitfenstern, ist es möglich, historische Fotografien interaktiv mit der aktuellen Kamerasicht eines Tablets oder Smartphones "verschmelzen" zu lassen und historischen Wandel zu erleben: So können Nutzer beispielsweise die Demonstrationen vom Sommer 1989 auf den Hof der Nikolaikirche ins Jetzt projizieren, Einsatzkräfte der Volkspolizei zum 40. Jahrestag der DDR am heutigen Augusteum aufmarschieren sehen oder auf dem Augustusplatz des Jahres 2015 Wahlplakate Helmut Kohls erkennen, die damals noch auf dem Karl-Marx-Platz die bevorstehende Wiedervereinigung ankündigten.

Die App macht das Handy so zur Zeitmaschine im Hosentaschenformat, der Nutzer wird zum Reisenden an historische Orte des gesellschaftlichen Umbruchs vor 26 Jahren. Neben diesem interaktiven Zugang bewahrt die App einen "Schatz" an zusätzlich rund 300 abrufbaren "Artefakten". Diese ausschließlich originalen Dokumente aus Stasi-Akten, Flugblättern der Bürgerbewegung und zeitgenössischen Videoaufnahmen ermöglichen einen multimedialen Blick auf die Leipziger Stadt- und Zeitgeschichte. Darunter befinden sich beispielsweise Videoaufzeichnungen des ehemaligen Piratensenders Kanal X sowie O-Töne und Fotos bekannter Leipziger Fotografen, wie etwa Christiane Eisler und Mahmoud Dabdoub.

Dabei haben die Entwickler der App versucht, auf vorgegebene Deutungen zu verzichten und die Quellen "sprechen zu lassen". Gleichzeitig beschränken sich die 25 Standorte nicht ausschließlich auf den Herbst 1989. Inhaltlich spannt die App einen weiten Bogen: von den "Vorgeschichte(n)" der Friedlichen Revolution mit Zeitfenstern zur Umweltsituation, über Protestaktionen wie das Straßenmusikfestival bis hin zu "Herausforderungen" und "kreativen Freiräumen" der Jahre 1990/91. Mit der Möglichkeit, das nicht realisierte Freiheits- und Einheitsdenkmal auf die Brache am Wilhelm-Leuschner-Platz zu projizieren, führt die App bis in die heutige Zeit und stellt dem Nutzer mit einem eigenen Zeitfenster die Frage: "Wie heute erinnern?".

Interessierte Leipziger aber auch Touristen können sich mit zweisprachigen Audioguides (deutsch und englisch) und einer Navigationsfunktion kostenfrei auf eine Entdeckungstour begeben.

An der Professur für Geschichtsdidaktik wurde die App von einer Projektgruppe entwickelt, die sich seit einem Jahr unter dem Label "HISTOdigitaLE - Geschichtslernen anders denken" mit Potentialen und Herausforderungen des digitalen Wandels für historisches Lernen beschäftigt. "Ganz klar verändern sich Möglichkeiten der Geschichtsvermittlung mit neuen Technologien und Entwicklungen, wie diese App zeigt. Wir möchten nach Veröffentlichung der App historische Lernprozesse im Kontext virtueller bzw. digitaler Umgebungen erforschen", sagt Anja Neubert, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Lehreinheit für Geschichtsdidaktik.

Gefördert wurde das Projekt von der Bundesstiftung für Aufarbeitung der SED-Diktatur. Des Weiteren haben das Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V., der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR/Außenstelle Leipzig sowie zahlreiche Leipziger Fotografen die Realisierung des Projektes unterstützt.



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