Der Aufbau des CTC soll mit bis zu 170 Millionen Euro pro Jahr vom Bund und den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt gefördert werden, wobei der Bund 90 Prozent der Mittel zur Verfügung stellt. „Die Universität Leipzig ist stolz, ein Partner dieses neu entstehenden Großforschungszentrums zu sein, denn das CTC ermöglicht im mitteldeutschen Revier eine nachhaltige Entwicklung der ehemaligen Braunkohleregionen. Wir tragen dazu bei, die neue große Herausforderung für die chemische Industrie zu meistern: von fossilen Energie- und Rohstoffquellen weitgehend unabhängig zu werden“, sagt die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell.
Stärke vor allem in Digitalisierung und KI
Das Großforschungszentrum, in das unter anderem Prof. Dr. Roger Gläser und Prof. Dr. Detlev Belder von der Universität Leipzig ihre Expertise einbringen, soll im mitteldeutschen Revier die gesamte vom Strukturwandel betroffene Innovationsregion stärken und ihr eine neue und nachhaltige Entwicklungsperspektive bieten. Die Ansiedlung des CTC mit seiner Stärke im Bereich Forschung und Innovation vor allem auch in Bezug auf Digitalisierung und KI soll entsprechende Aktivitäten im Bereich Forschung und Entwicklung auf industrieller Seite voranbringen und durch Ausgründungen und Ansiedlungen den Standort zukunftssicherer gestalten. Als attraktives Arbeitsgebiet an der Schnittstelle von Technologie und Produktion soll das Revier zu einem Magneten für junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte werden und damit der abnehmenden Anzahl von Menschen im erwerbsfähigen Alter in der Region entgegenwirken.
Das CTC wird eine der drängendsten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angehen und zugleich einen Ort der Spitzenforschung auf- und ausbauen, der für Fachkräfte wie Partnereinrichtungen aus Wissenschaft und Wirtschaft attraktiv ist, großes Potenzial für die Ansiedlung neuer Unternehmen bietet und damit in der Lage ist, den Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier nachhaltig zu unterstützen. Das Großforschungszentrum im Mitteldeutschen Revier greift die lange Tradition im Chemiedreieck Halle-Merseburg-Bitterfeld auf und integriert die Wertschöpfungsketten sowie anwendungs- und nachfrageorientierte Forschungsansätze, die sehr wichtig sind für die Branchen Energiewirtschaft, Mobilität, Ernährungswirtschaft und Gesundheitswirtschaft sowie Landwirtschaft und Maschinen- und Anlagenbau. „Um die Versorgung und das Funktionieren der gesamten Wirtschaft am Standort Deutschland zu sichern, ist es dringend notwendig, Ausgangsstoffe, Prozesse und Produkte neu zu denken und die bisher linear geprägte chemische Industrie, die zudem große Mengen Kohlenstoffdioxid sowie giftige Abfälle und Abwässer produziert, langfristig als widerstandsfähige Kreislaufwirtschaft zu etablieren“, erklärt Peter H. Seeberger, Direktor am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung die Ziele des CTC.
Aufgebaut wird das CTC in Delitzsch, rund 20 Kilometer nördlich von Leipzig. Auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik wird in den nächsten Jahren das CTC als bisher erste Forschungseinrichtung im Landkreis Nordsachsen etabliert.
Enge Zusammenarbeit der Universitäten Leipzig und Halle
In den Aufbau des CTC bringen die Universität Leipzig und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg neben der Expertise zahlreicher Wissenschaftler:innen vor allem auch das Konzept für eine eigenständige Forschungs-, Lehr- und Organisationseinheit als institutionelle Brücke zum Großforschungszentrum ein. Die gemeinsame Struktur soll einen Beitrag zu transdisziplinärer, grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung und Karriereförderung leisten, aber auch Studium und Lehre sowie die akademische Weiterbildung fördern. Mit dem gemeinsamen Konzept beider Universitäten sollen wirtschaftliche Perspektiven für die Menschen und Kommunen im Mitteldeutschen Revier nach dem Ausstieg aus der Braunkohle geschaffen werden.
Neben dem CTC hatte sich im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Wissen schafft Perspektiven für die Region!“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Freistaats Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt das Deutsche Zentrum für Astrophysik unter der Federführung von Astrophysiker Prof. Dr. Günther Hasinger als zweites Großforschungszentrum in der Lausitz durchgesetzt, um den Strukturwandel in den Braunkohlegebieten der sächsischen Lausitz und im Mitteldeutschen Revier zu bewältigen. Insgesamt waren sechs Konzepte für die finale Runde um zwei Großforschungszentren eingereicht worden.