Die diesjährige Ausgabe von DOK Leipzig vom 31. Oktober bis 6. November steht unter dem Motto “Disobedience” („Ungehorsam”). Das Leitmotiv zieht sich als roter Faden durch die Sonderprogramme. Die Retrospektive etwa erkundet den stilbildenden wie mutigen polnischen Dokumentarfilm, der bei DOK Leipzig durch seine Nähe zum Spielfilm immer wieder für hitzige Diskussionen sorgte.
Zudem beleuchten Sonderprogramme mit Werken aus Ländern wie Polen, Russland oder der Türkei, welche künstlerischen Strategien Filmschaffende in einem restriktiven Umfeld entwickeln. Personell verändert sich in diesem Jahr der Animationsfilmbereich des Festivals. Der Animationsfilmexperte André Eckardt löst Annegret Richter als Kurator für Animationsfilm und als Mitglied der Auswahlkommission ab. Annegret Richter ist seit 2015 Leiterin der Geschäftsstelle der AG Animationsfilm und koordiniert für DOK Leipzig weiterhin Sonderveranstaltungen wie etwa Filmnächte oder Panels.
„Mit André Eckardt haben wir einen umtriebigen Experten gewonnen”, sagt Intendantin Leena Pasanen. „Er bewegt sich gleichermaßen in den Bereichen Animations- und Experimentalfilm und ist ein ausgezeichneter Filmhistoriker.” André Eckardt war zuletzt Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Animationsfilm (DIAF) in Dresden und koordiniert derzeit das Projekt „Sächsisches Audiovisuelles Erbe” des Filmverbands Sachsen.
„DOK Leipzig ist eine fantastische Verbindung von zwei künstlerisch sehr verschiedenen Ansätzen”, sagt Eckardt über das Filmfestival. „Wo der Dokumentarfilm unmittelbar und realitätsorientiert ist, darf und muss Animation ganz offen manipulieren. Durch ihre Künstlichkeit schafft Animation Distanz und kann sich Themen vollkommen anders nähern. Ich freue mich gemeinsam mit dem Publikum und dem Team genau an dieser Schnittstelle auf Entdeckung zu gehen, wo sich beide Perspektiven kreativ-provozierend begegnen.”
Provokativ sind auch die Filme der Sonderprogramme. In den Filmen der Reihe “Disobedient Images” brechen Comiczeichner Tabus und bringen unterdrückte Fantasien an die Oberfläche. Eine Arbeit des Künstlers Bill Morrison zeigt, wie bestehendes Filmmaterial in chemischen Prozessen zersetzt wird.
Die Retrospektive “Seven Sins According to Polish Documentary” setzt sich filmhistorisch mit Themen wie Nation, Zensur, Frauen oder Wodka im polnischen Dokumentarfilm kritisch und humorvoll auseinander. Die Hommage ist der eigenwilligen russischen Filmemacherin Marina Razbezhkina gewidmet.
Ihr künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch direkte und politisch mutige Werke aus, in denen abermals fiktionaler und nicht-fiktionaler Film eng verbunden sind. Razbezhkina wird auch als “Meisterin” den Gewinnerfilm im Next Masters Wettbewerb ermitteln.
Die Filmbeiträge des Länderfokus Türkei beleuchten künstlerisch vielfältig die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des Landes. Die Werke behandeln Themen wie Meinungsfreiheit, Urbanisierung und Protestbewegungen. Seit vergangenem Jahr gibt es außerdem eine Programmschiene, die sich an ein junges Publikum richtet. In diesem Jahr steht der Hip Hop im Zentrum der Filme und interaktiven Arbeiten.
Ebenso wie im Programm von DOK Leipzig 2015 die strikte Trennung zwischen Dokumentar- und Animationsfilm aufgehoben wurde, verschmelzen die Genres zunehmend auch im Branchenbereich DOK Industry. Die eintägige Konferenz “DOK Exchange” verstärkt die Vernetzung von Fachleuten aus dem transmedialen Bereich mit Animations- und Dokumentarfilmschaffenden.
Insgesamt laufen während der Festivalwoche vom 31.Oktober bis 6. November in der Offiziellen Auswahl sowie den Sonderprogrammen erneut rund 350 Filme aus der ganzen Welt.