Die erste eigene Tanzcompany des LOFFT, in der Menschen mit und ohne Behinderung gleichberechtigt arbeiten, wird FORWARD DANCE COMPANY heißen. „Der Name zeigt die positive, zukunftsorientierte Grundhaltung mit der die künstlerische Arbeit von Tänzer*innen mit unterschiedlich normierten Körperlichkeiten gleichberechtigt realisiert wird. Die Arbeit dieser Company ist in Sachsen einmalig und eine positive Entwicklung unseres mehr als zehnjährigen Engagements im Bereich Inklusion in Sachsen. Nur durch die bedeutende Unterstützung des Freistaates Sachsen und der Stadt Leipzig können wir die Company-Arbeit an unserem Haus als Modellprojekt realisieren“, so Anne-Cathrin Lessel, künstlerische Leiterin des LOFFT.
Mit Gustavo Fijalkow konnte das LOFFT einen der renommiertesten Kuratoren und Companymanager im Bereich des inklusiven Tanzes als künstlerischen Projektleiter für die Leipziger Company gewinnen. „Als ich das erste Mal eine Tänzerin mit einer nicht normierten Körperlichkeit auf der Bühne sah, war ich fasziniert. Meine Augen öffneten sich für andere Formen der künstlerischen Schönheit, jenseits von festgeschriebenen Stereotypen. Der Anstoß des LOFFT eine mixed-abled Tanzcompany zu gründen hat mich sofort überzeugt. Die Etablierung der Forward Dance Company setzt sowohl gesellschaftspolitisch als auch künstlerisch ein Zeichen.“, so Fijalkow.
Nir de Volff wurde als Choreograf für die Company aus über 60 Bewerbungen ausgewählt. Der in Israel geborene und international gefragte Tänzer und Choreograf wird in Zukunft die künstlerische Arbeit der Company bis Herbst 2021 verantworten: „Ich fühle mich sehr geehrt, künstlerische Visionen mit der Forward Dance Company entwickeln zu dürfen. Zusammen mit den Menschen, die mitten unter uns leben, aber oft von der Gesellschaft ignoriert werden. Für mich ist es besonders spannend, ihnen einen künstlerischen Raum zum Ausdruck ihrer Stimmen, ihrer Körper und der Komplexität ihrer Lebenswirklichkeiten zu geben.“
De Volff arbeitete bereits 2015 im Rahmen der Jüdischen Woche Leipzig und verschiedener Koproduktionen in den letzten Jahren mit dem LOFFT zusammen. Weitere Stationen waren bedeutende Häuser und Companien unter anderem in Madrid, Berlin, Wien, Sao Paulo, Moskau und Tokio.
Aufgrund der Corona-Situation mussten wir den Beginn der Probenarbeit anpassen. „Menschen mit Behinderung sind in einem hohen Maße durch das Virus gefährdet und benötigen besondere Rücksicht. Wir fühlen uns als Haus für alle Tänzer*innen der Company verantwortlich und müssen daher den Probenbetrieb neu strukturieren, sodass sich kein*e Künstler*in gesundheitlich gefährdet und die künstlerische Arbeit dennoch möglich wird“, so Lessel. Die erste Premiere der Company ist für Januar 2021 geplant.
Gustavo Fijalkow ist Dramaturg, Forscher, Kurator, Festivalmacher und Performer. Mit Wurzeln im Volkstanz wurde er als zeitgenössischer Tänzer in Argentinien, Deutschland und den Niederlanden ausgebildet. Zehn Jahre lang war er Produktionsleiter und Creative Producer der DIN A 13 tanzcompany. Als Festivalmacher arbeitete er unter anderem für das Crossings Dance Festival (Tanzhaus NRW, Düsseldorf), KulturdifferenzTanz (Kunsthaus Rhenania, Köln) und für playoff06 (Theater Consol, Gelsenkirchen). Für das Festival TanzhautNah (Köln) war er Jahre lang Berater der Jury.
Nir de Volff ist Tänzer, Choreograf und beschäftigt sich mit der Weiterentwicklung künstlerischer Techniken. Geboren in Tel Aviv, absolvierte er dort von 1991–94 eine Tanzausbildung an der Bat Dor Hochschule. Nach Engagements in verschiedenen Gruppen in Tel Aviv und Künstlerresidenzen in Amsterdam und Berlin gründete er 2007 die Company Nir de Volff/TOTAL BRUTAL, die weltweit mit Gastspielen tourt. Er kooperierte mehrmals erfolgreich mit dem Autor Falk Richter bei der Erarbeitung neuer Produktionen. Nir de Volff wird regelmäßig von internationalen Theatern und Tanzorten dazu eingeladen, Workshops und Masterclasses zu seiner selbst entwickelten Bewegungsmethode BBMBreathing Bodies Movement zu leiten.