Der Ausstellungsteil „Neu im Museum“ im 2. OG des Alten Rathauses präsentiert regelmäßig Neuzugänge aus der Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums. Zuvor in Privatbesitz, wird hier ab dem 22. Oktober 2019 ein wertvolles Konvolut von Autographen des Leipziger Künstlers Max Schwimmer erstmals öffentlich gezeigt. Zu sehen sind zwei Briefe und diverse Postkarten, die individuell von Max Schwimmer mit Zeichnungen und Aquarellen ausgestaltet wurden.
Adressat der Briefe und Postkarten war Wilhelm Geyger (1898–1964), welcher zu deren Entstehungszeit zwischen 1940 und 1958 in Lützschena einen Hof bewirtschaftete. Neben Johannes Hegenberg und Werner Klemke gehörte der Maler und Grafiker Max Schwimmer zu den bekanntesten Buchillustratoren der DDR. Große Popularität erlangte er vor allem durch die heitere, lebensfrohe und unbeschwerte Ausstrahlung seiner Bilder. Die Zeichnungen werden durch die Leichtigkeit des Striches lebendig, welcher in einem eleganten Spiel der Linien mal zart, mal kräftig oder sprudelnd auf das Zeichenpapier aufgetragen wurde. Briefe und Postkarten verzierte Schwimmer genauso wie Bierdeckel, Zigaretten- oder Streichholzschachteln. Inspiration und Kraftquelle der schöpferischen Arbeit waren stets die leidenschaftlichen Beziehungen zu seinen Ehefrauen Eva und Ilske sowie zahlreiche Affären, von denen viele seiner Briefe Zeugnis ablegen.
Max Schwimmers Biografie ist vor allem durch die zwei Weltkriege und deren Folgen geprägt.
Bekanntheit erlangt er besonders als Illustrator und kunstfertiger Zeichner. Am 9. Dezember 1895 als Sohn eines Industriebuchbinders geboren, wird Schwimmers Liebe zur Buchillustration schon früh geweckt.
Zunächst als Hilfslehrer und Vikar tätig, führt er ab 1917 bereits ein eigenes Atelier und nimmt regelmäßig an regionalen Kunstausstellungen teil. 1919 quittiert Schwimmer seinen Schuldienst, um an der Leipziger Universität Kunstgeschichte und Philosophie zu studieren. Von 1924 bis 1933 ist er als Pressezeichner und Rezensent der Leipziger Volkszeitung tätig. 1931 erhält Schwimmer zusätzlich eine Anstellung als Klassenleiter an der Leipziger Kunstgewerbeschule. Im Jahr 1933 wird ihm aus politischen Gründen ein Berufsverbot als Pressezeichner auferlegt und fristlos gekündigt. In der Leipziger Volkszeitung erscheinen im Februar jenes Jahres seine letzten Zeichnungen. Erst ab 1936 gelingt es Schwimmer wieder, seine Illustrationen in der Neuen Leipziger Zeitung und in Leipziger Verlagen zu veröffentlichen.
1936 lernt er seine zukünftige Muse und zweite Ehefrau, die um 20 Jahre jüngere Ilse "Ilske" Naumann (1915–1969) kennen. Der Einberufung zur Wehrmacht kann Schwimmer bis zum 30. Juni 1944 immer wieder geschickt umgehen. Am 24. August erreicht ihn jedoch der endgültige Einberufungsbefehl und so wird er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs als Wachsoldat im Gefangenenlager Mühlberg/Elbe eingesetzt.
Nach Kriegsende kehrt Schwimmer nach Leipzig zurück und erhält am 10. April 1946 eine Berufung zum Professor und Leiter der Abteilung Grafik an der Staatlichen Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe; er wird außerdem zum Prorektor ernannt. Ende 1945 tritt er in die KPD ein und engagiert sich, neben der Teilnahme an regionalen Kunstausstellungen, stark kulturpolitisch. Ab 1947 übernimmt Schwimmer zusätzlich die Leitung der Kunstgewerbeschule in Leipzig. Zudem beginnt er eine umfangreiche Illustrationstätigkeit mit zahlreichen handkolorierten Zeichnungen, unter denen Goethes "Tagebuch" (1947) und "Römische Elegien" (1949) hervorzuheben sind.
Die steigenden kulturpolitischen Differenzen mit seinen Kollegen Kurt Massloff und Kurt Magritz führen dazu, dass Schwimmer ab 1948 ins Kreuzfeuer der Formalismus-Debatte gerät und 1951 die Akademie für Grafik und Buchkunst verlassen muss. Im selben Jahr wird er Leiter der Abteilung Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. 1952 wird er zudem zum Ordentlichen Mitglied der Deutschen Akademie der Künste Berlin gewählt. Das Leben und Arbeiten Schwimmers findet in den folgenden Jahren im ständigen Pendeln zwischen den Wirkungsorten Leipzig, Dresden und Berlin statt. Dies bringt ihm künstlerisch große Bestätigung und Anerkennung ein, setzt ihm jedoch gesundheitlich stark zu. Am 12. März 1960 stirbt Max Schwimmer in Leipzig.