Wussten Sie, welche Geschichte das markante Hochhaus mit den Glockenmännern am Augustusplatz Leipzig hat? Wollen Sie sich über jüdische Traditionen informieren? Suchen Sie nach Angehörigen für ihre eigene Familiengeschichte, nach einem Lernprojekt oder nach der Vergangenheit ihres Stadtteils?
Das Online-Recherche-Tool »Leipziger Opfer des Nationalsozialismus« des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig bietet Interessierten auch außerhalb des Museums, unterwegs oder bei der Arbeit, über ein Menü Zugang zu vielfältigen Informationen. Das Tool ist auch in der Ständigen Ausstellung im Alten Rathaus nutzbar.
Textinformationen, Bilder, Audios und Videos bündelt ein Menü online und frei zugänglich. Neben den eigenen Datenbanken und Texten vor allem auch die Angebote weiterer Träger zum Thema. Unter anderem erlauben ein Hör-Rundgang durch die Innenstadt, die Interviews mit Zeitzeug*innen über ihre Verfolgung oder interaktive Stadtpläne weltweit Zugang zu diesem dunklen Kapitel der Leipziger Stadtgeschichte.
Dr. Johanna Sänger, Projektleiterin und Kuratorin für Stadtgeschichte ab 1800, dazu: „An die NS-Zeit 1933 bis 1945 können sich die meisten von uns heute nicht mehr selbst erinnern. Aber sie ist nicht vergangen. Wenn man es weiß, findet man überall Spuren. Auch in der schönen Stadt Leipzig war sie eine Zeit des Schreckens: Tausende Leipzigerinnen und Leipziger, aber auch Häftlinge und Zwangsarbeiter*innen wurden aus rassischen, politischen, religiösen Gründen oder einfach wegen ihrer Krankheit oder Behinderung ermordet, weitere Tausende wurden zur Flucht und Emigration gezwungen.“
Das Online-Tool führt deutsch- und englischsprachig zu hunderten Lebensorten, zu Lebensdaten und Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen: Zu den mehr als 5.500 ermordeten Menschen jüdischer Herkunft und mindestens 250 Sinti und Roma aus Leipzig, den über 300 Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen ermordet wurden oder weil sie nicht Soldaten sein wollten. Zu finden sind bisher etwa 1000 Opfer der „Euthanasie“, ebenso wie tausende Zwangsarbeiter und ihre Kinder oder etwa 600 Kriegsgefangene, die den 2. Weltkrieg in Leipzig nicht überlebten.
„Die Forschungsarbeit ist noch lange nicht zu Ende. Aber inzwischen gibt es viele Möglichkeiten der Suche: In den letzten Jahren wurden oft dank ehrenamtlicher Arbeit schon hunderte Geschichten von Familien und Orten, hinter denen ganz unterschiedliche Schicksale stehen, erforscht. Immer öfter sind diese Ergebnisse im Internet veröffentlicht. Meist von Vereinen und privaten Initiativen, aber auch von der Stadt Leipzig selbst und ihren historischen Museen. Oft wissen das nur Experten. Unser Ansinnen ist es, auch Schulen und Privatpersonen mehr für diese Angebote und Themen zu sensibilisieren und aufmerksam zu machen.“ ergänzt Dr. Johanna Sänger.
ONLINE-INFORMATIONS- UND RECHERCHE-TOOL
»Leipziger Opfer des Nationalsozialismus«
www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/ns-opfer/