Mit der Gründung der Gelehrtengesellschaft 1774 an der Leipziger Universität leistete der Stifter, ein polnischer Adeliger und Mäzen der Wissenschaften, ein Reichsfürst Józef Aleksander Jabłonowski einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte Sachsens. 1846 initiierte die Societas Jablonoviana die Gründung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, und 1876 führte ihr Engagement zur Einrichtung des ersten deutschen Lehrstuhls für Slawistik an der Universität Leipzig. Heute ist die Societas Jablonoviana als eingetragener Verein aktiv und fördert die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen.
In diesem Jahr feiert die Societas Jablonoviana ihr 250-jähriges Bestehen. Seit ihrer Gründung ist die Gesellschaft eng mit der Stadt Leipzig, ihrer Universität und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften verbunden geblieben. Aus diesem Anlass finden am 14. und 15. November 2024 Festveranstaltungen statt, die die reiche Geschichte der Societas Jablonoviana würdigen. „Mit diesem Jubiläum wollen wir nicht nur auf die Geschichte zurückblicken, sondern auch der Frage nachgehen, welche Rolle Wissenschaftsgesellschaften im 21. Jahrhundert, in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung, einnehmen können“, sagte die Geschäftsführerin der Societas Jablonoviana, Dr. Ewa Tomicka-Krumrey.
Am 14. November 2024 wird von 18 bis 20 Uhr in den Räumen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften der Jabłonowski-Preis 2024 an Dr. Sabine Jagodzinski (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) verliehen.
Am 15. November 2024 von 16 bis 20 Uhr laden das Polnische Institut, Markt 10, und die Societas Jablonoviana zu weiteren Veranstaltungen ein, die im Beisein des polnischen Botschafters in Deutschland, Jan Tombiński und des Vizepräsidenten der SAW, Prof. Dr. Wolfgang Huschner sowie des Prorektors der Universität Leipzig, Prof. Dr. Matthias Middell stattfinden. Ein besonderes Highlight ist die Jabłonowski-Vorlesung, die der Direktor des Königsschlosses auf dem Wawel in Krakau halten wird die Ausstellung, die die 250-jährige Geschichte der Gesellschaft abbildet, die unter der Schirmherrschaft des OBM der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, steht.
„Ich habe den Funken entfacht“ – mit diesen Worten kommentierte der polnische Adelige und Reichsfürst Józef Aleksander Jabłonowski die Gründung seiner Wissenschaftsgesellschaft in Leipzig. Am 9. November 1774 legte er dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. die Stiftungsurkunde vor, die bereits am 17. November offiziell unterzeichnet wurde. Im Geiste der Aufklärung und mit dem Selbstbewusstsein eines wohlhabenden Gelehrten, der selbst forschte und publizierte, gründete Jabłonowski die nach ihm benannte Societas Jablonoviana an der Universität Leipzig und legte das Stiftungskapital in Danzig an, das noch nach dem Zweiten Weltkrieg Zinsen für die Arbeit der Gesellschaft abwarf.
Die Wahl Leipzigs war wohl kein Zufall. Durch die sächsisch-polnische Union im 18. Jahrhundert waren die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Polen und der sächsischen Messestadt eng. Leipzig, mit seiner renommierten Universität und seinen Buchdruckereien, die auch für den polnischen Markt produzierten, bot Jabłonowski ein intellektuelles Umfeld, das seine Initiative dankbar aufnahm.
Nach dem Scheitern seiner Ambitionen, König von Polen-Litauen zu werden, ließ sich der polnische Fürst in Sachsen nieder. Jabłonowski, der selbst Mitglied der Académie française war und Europa bereist hatte, setzte sich auch für die Rehabilitierung von Nikolaus Kopernikus ein und stiftete ein Denkmal für den Astronomen, dessen Werk "De revolutionibus" über die Bewegung der Erde um die Sonne die Wissenschaft revolutionierte.
Im 19. Jahrhundert wurde die Societas Jablonoviana zu einem Zentrum für renommierte Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen. Ihre Preisausschreiben in Geschichte, Ökonomie und Naturwissenschaften förderten grundlegende Beiträge und wurden mit goldenen Medaillen aus der Stiftung Jabłonowskis ausgezeichnet. Einflüsse reicher Wissenschaftler wie der Physiker Wilhelm Eduard Weber, der Historiker Karl Lamprecht, der Nationalökonom Wilhelm Roscher, der Slawist August Leskien und der Philosoph Hans-Georg Gadamer prägten die Gesellschaft.
Die Aktivitäten der Societas Jablonoviana wurden während des Krieges und in der Nachkriegszeit eingestellt, doch in den 1970er Jahren im Folge der Verhandlungen zwischen den Regierungen der DDR und VR Polen kam zur Wiedergründung der Gesellschaft im Rahmen der Slawistik an der damaligen Karl-Marx-Universität. Heute ist die Societas Jablonoviana ein eingetragener Verein und wieder ein Treffpunkt für internationale Forschende. Seit diesem Sommer erforscht die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig die Geschichte der Jablonoviana und baut eine digitale Wissensbasis auf, um über die Jahrhunderte hinweg gesammeltes Wissen zu bewahren.
Weitere Informationen:
www.societas-jablonoviana.eu