Silvester lässt das Schauspielhaus Leipzig buchstäblich die Rakete steigen — und fliegt zum „Pink Moon“ und zu den Sternen und wieder zurück auf die Große Bühne: Mit „Luna Luna“ erobern sich das Schauspiel Leipzig den Weltraum und begleitet Mödchen auf die weite Reise durch ihr Leben. Bis es, nach vielen Songs und einigen Verwirrungen, final heißen wird: „Das wird super“.
LUNA LUNA (UA)
von Maren Kames
31.12.2022, 19:30 — 21:30
Große Bühne
Das Leben wird nicht einfacher, wenn im Schrank dein Sheitan lauert. Dein Sheitan, der dich immer wieder mit Ratschlägen befällt und dir vorzählt, wo und bei wem du wieder zu nachsichtig warst und zu hoffnungsvoll. Und die Mutter kommt auch gern mit Ratschlägen durch die Tür — natürlich ohne anzuklopfen. Mutters Themen: na ja, sind auch ungefähr die vom Sheitan.
So lebt M. Aber M. lebt nicht nur mit dem Sheitan und der Mutter, sondern auch mit Alphaville, Bon Iver, Portishead und Shakespears Sister. M. lebt mit deren Songs, lebt in ihnen, denkt in ihnen, spricht in ihnen. Und natürlich fragt M. sich ab und zu, ob der Sheitan und die Mutter nicht auch recht haben. Zumindest damit, dass M. mal wieder rausmüsste in die Welt. Und so tritt sie eine Reise an, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat: auf ferne Planeten und wieder zurück, bis hin zum Mond-satten Finale mit Annie Lennox. Eine große Reise zu sich selber, auf der M. die letzten Monate und ihre verflossene Beziehung hinter sich lässt, auf der sie Asteroiden trifft und eine Sternschnuppe, Herrn Koschny von der ESA und einen älteren Herrn mit Ziege. Mit dabei als ihre Begleitung: der Sheitan und die Mutter — und über alle Brüche und Risse hinweg führt sie der Soundtrack ihres Lebens.
„LUNA LUNA“ von Maren Kames erschien 2019 als ein Gesamtkunstwerk zwischen zwei Buchdeckeln. Ein Lang-Gedicht, das eine ausufernde Welt eröffnet: Ein Textkunstwerk voller Anspielungen und Sprachspiele, das durch die Galaxien des Pop, der Konkreten Poesie und des Dada durchschießt und irgendwo in einem Wurmloch zwischen den Zeiten, zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, zur Landung ansetzt. „LUNA LUNA“ war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 im Bereich Belletristik nominiert und erlebt nun am Schauspiel Leipzig die szenische Uraufführung.
Maren Kames lebt in Berlin als Autorin und Übersetzerin, u. a. für das Werk von Sivan Ben Yishai. Kames’ Debüt „Halb Taube Halb Pfau“ erschien 2016; das Hörspiel daraus wurde von der Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats ausgezeichnet. 2020 erhielt Maren Kames den Literaturpreis Text & Sprache des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft.
Die Uraufführung inszeniert Enrico Lübbe, der Intendant des Schauspiel Leipzig. Die musikalische Leitung hat Daniel Barke, u. a. künstlerischer Leiter der Leipziger Vokal-Gruppe VOXID, der mit einem Chor die musikalischen Welten von „LUNA LUNA“ umsetzt. Josa Marx, ausgezeichnet mit dem Oper! Award 2020 für das beste Kostümbild des Jahres und seit „Das Tierreich“ von Nolte Decar 2013 mehrfacher Gast am Haus, entwirft die Kostüme. Die Tänzerin und Choreographin Salome Schneebeli schuf eigene Projekte sowie zahlreiche Choreographien für Theater und Festivals in Europa und weltweit; nach „Lazarus“ arbeitet sie nun bei „LUNA LUNA“ wieder am Haus. Das Bühnenbild gestaltet, erstmals am Schauspiel Leipzig, Katrin Nottrodt. Ihre Arbeiten waren u. a. am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen und am Nationaltheater Oslo zu sehen und entstehen u. a. in regelmäßiger Zusammenarbeit mit Sigrid Strøm Reibo und Nicolas Stemann.