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Einbau der neuen Schwalbennestorgel im Paulinum
Einbau der neuen Schwalbennestorgel im Paulinum

Schwalbennestorgel im Leipziger Paulinum nimmt Gestalt an

Instrument wird an der Innenwand des Paulinums angebracht

25.02.2015 Stadtinformationen
Universität Leipzig

Sie ist etwa acht Meter hoch, drei Meter breit und besitzt ein Gehäuse aus massivem Schweizer Eichenholz - die neue Schwalbennestorgel, die seit wenigen Tagen im Paulinum - Aula/Universitätskirche St. Pauli aufgebaut wird. Jeweils zwei Schreiner und Orgelbauer einer Schweizer Firma sind auch noch in den kommenden Tagen damit beschäftigt, das Instrument an der Innenwand des Paulinums anzubringen. Es schließt eine stilistische Lücke in der Leipziger Orgellandschaft und ist prädestiniert für Orgelmusik der Renaissance und des frühen 17. Jahrhunderts. Gespielt wird es künftig hauptsächlich vom Universitätsorganisten Daniel Beilschmidt, der dafür an einem Spieltisch in siebeneinhalb Metern Höhe sitzt. Eine Schwalbennestorgel steht nicht auf einer Empore, sondern hängt an der Innenwand in größerer Höhe.

Das Instrument ist an einem Stahlträger befestigt. Es ergänzt stilistisch die große Orgel im Paulinum und ist angelehnt an seinen historischen Vorgänger aus dem 16. Jahrhundert in der Universitätskirche St. Pauli. Während die Orgelart des Schwalbennestes früher sehr verbreitet war, ist sie heute eher selten. Die Orgel im Paulinum ist konzipiert für ein Auftragsvolumen von etwa 500.000 Euro. Die erste Ausbaustufe mit einem Auftragsvolumen von etwa 350.000 Euro wurde aus Mitteln des Freistaates Sachsen, der Stadt Leipzig sowie aus Spenden der Stiftung Universitätskirche St. Pauli und des Hamburger Mäzens Dr. Christian Olearius finanziert.

Der Geschäftsführer der Firma Metzler Orgelbau AG in Dietikon bei Zürich, Mathias Metzler, sagte am Dienstag, dass sein Bruder Andreas das Instrument in der übernächsten Woche intonieren und die Orgel Ende März an die Universität übergeben wird. Derzeit sei etwa die Hälfte der Einbauarbeiten geschafft. "Das äußere Bild ist abgeschlossen", erklärte er. In insgesamt einem Jahr habe die Firma etwa 5.300 Arbeitsstunden in den Orgelbau investiert. Das Instrument mit seinem spätgotischen Klang verfüge über 725 Pfeifen und neun Register. Das entspricht nach den Worten des Universitätsorganisten Beilschmidt dem Standard um das Jahr 1500. "Die Orgel ist ein Glücksfall für Leipzig", betonte der Musiker. In der Region Leipzig habe es über Jahrhunderte keine Renaissanceorgel mehr gegeben. Daher sei auch die Tastatur anders aufgeteilt als bei einer modernen Orgel.

"Das Holz für diese Orgel lagerte bei uns über Jahre hinter der Werkstatt", berichtet Orgelbauer Daniel Rüegg von der Metzler Orgelbau AG in Dietikon bei Zürich, der gemeinsam mit drei Kollegen dieser Tage das wertvolle Instrument aufbaut. Derzeit verfügt die Orgel über zehn Register und 800 Pfeifen, die kleinste ist 12 Zentimeter und die größte 4,2 Meter lang. "Die Anordnung der Pfeifen ist entscheidend für die Musik, die darauf gespielt wird", sagt der Fachmann. Rüegg und seine Kollegen bauen nach dem Gehäuse zunächst die Mechanik und danach die Pfeifen ein. Am Ende wird das Instrument in seiner Gesamtheit reguliert und schließlich von einem Experten intoniert.

Die Firma Metzler aus der Schweiz hatte in einem 2011 durch die Vergabestelle der Universität Leipzig gestarteten europaweiten Wettbewerbsverfahren den Zuschlag für den Orgelbau dieses Instruments bekommen. Seit Sommer vergangenen Jahres bauen die Fachleute der Firma an der mitteldeutschen Renaissanceorgel, welche auch die Besonderheiten des sächsischen Orgelbaus des 16. und frühen 17. Jahrhunderts reflektieren wird. Sie basiert auf einer Disposition der vom Musikgelehrten Michael Praetorius in dessen musikwissenschaftlicher Schrift "Syntagma musicum" beschriebenen Orgel der Paulinerkirche von 1528. Diese Kirche wurde 1545 durch Martin Luther zur Universitätskirche geweiht.



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