Gemeinsam mit seinem Leitungsteam stellte Intendant Enrico Lübbe gestern das Programm der Spielzeit 2023/24 am Schauspiel Leipzig vor. „Mitten in Geschichte“ lautet das Motto der neuen Saison, die 20 Premieren und drei Festivals bereithält. Im Zentrum des Spielplans stehen Stücke, die Gegenwart und Vergangenheit miteinander kurzschließen, die Verbindungen zur Vergangenheit aufrechterhalten und Impulse und Blickrichtungen für die Zukunft geben.
Die Spielzeit 2023/24 eröffnet ein Premieren-Doppel auf der Großen Bühne: „Cabaret“ und „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“. Das Musical „Cabaret“ in der Regie von Hubert Wild nimmt eine Zeit in den Blick, in der sich gesellschaftliche Entwicklungen und Gegensätze scharf überlagerten. Bertolt Brechts groteske Parabel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ nähert sich der gleichen Zeit aus anderer Richtung und verfolgt, wie sich über eine Weltwirtschaftskrise die unvorstellbare Karriere eines Chicagoer Kleingangsters zur Gewaltherrschaft entwickelt. Es inszeniert Nuran David Calis.
Die Bühnenfassung von Uwe Johnsons Jahrhundertroman „Jahrestage“ komplettiert Anna-Sophie Mahler mit einem zweiten Teil, der die Zeit des Prager Frühlings mit den Entwicklungen in der DDR und dem Leben Gesine Cresspahls in den USA des Vietnamkriegs zusammenbringt.
Mit der Geschichte von Johann Christian Woyzeck brachte Georg Büchner die Stadt Leipzig auf die literarische Weltkarte. Büchners Drama „Woyzeck“ widmet sich Intendant Enrico Lübbe in Leipzig noch einmal neu. In Kooperation mit dem Schauspiel Leipzig folgt ein Rundgang des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig den Spuren und Stationen des historischen Woyzeck in der Stadt: „Der Fall Woyzeck“ ist Teil von PAY ATTENTION!, der im Frühjahr 2022 begonnenen urbanen Langzeitbespielung, die 2023/24 mit neuen Projekten im Stadtraum fortgesetzt wird. Bespielt wird dabei auch der „Coffe Baum“, das älteste noch erhaltene Kaffeehaus Deutschlands.
In der Diskothek widmet sich die britische Autorin Amanda Wilkin mit „Die Bridgetower-Sonate“ einem Musiker und einem Stück Musikgeschichte, die in Vergessenheit gerieten. In Kooperation mit dem Stückemarkt des Berliner Theatertreffens entsteht die Uraufführung am Schauspiel Leipzig, mit der sich die Autorin und auch der Regisseur Adewale Teodros Adebisi erstmals am Haus vorstellen.
Für Wolfram Höll ist „Bergstück“ (AT) bereits das dritte Auftragswerk in der Diskothek. Geschichte und Gegenwart überlagern sich in diesem Text, Moderne und Tradition verschmelzen in einem Schweizer Bergdorf zu einem langen ununterbrochenen Jetzt. Die Uraufführung inszeniert, als ihre zweite Regiearbeit in der Diskothek, Elsa-Sophie Jach.
Auch Emre Akal arbeitet mit „Goldie. Ein digitales Requiem“ erneut in der Diskothek. Darin spürt Akal der Frage nach, wie sich unser Leben mitunter von der analogen Welt in die virtuelle Sphäre verlängert — oder beides ineinander verschwimmt. Für den Text, der als Auftragswerk entsteht, übernimmt Emre Akal zudem die Regie.
Die Residenz in der ehemaligen Baumwollspinnerei schließt auch in der neuen Saison eine signifikante Lücke zwischen Arbeitsweisen und Ästhetiken der freien Szene und dem Stadttheaterbetrieb. Das performative Programm spannt sich von postkolonialen Fragestellungen zu Rahmensetzungen gegenwärtigen Zusammenlebens, sowohl global als auch lokal betrachtet. Während mehrwöchiger Produktionsaufenthalte erarbeiten 2023/24 in der Residenz neue Projekte: Group50:50, Santiago Blaum, George Bele, Gob Squad, Diederik Peeters, Hermann Heisig, Meg Stuart & Tim Etchells, #BBF_Production sowie Stefan Kaegi/Rimini Protokoll.
Im Rahmen des Festivals „4 + 1 – ein treffen junger autorInnen“ bietet das Schauspiel Leipzig im Frühjahr 2024 zum sechsten Mal dem schreibenden dramatischen Nachwuchs eine Plattform. Mit der vierten Ausgabe der ClubFusion, des gemeinsamen Festivals der Theaterclubs von Schauspiel Leipzig, Oper Leipzig und TDJW, sowie dem 12. Sächsischen Theatertreffen stehen im Mai und Juni zwei weitere Festivals auf dem Programm. Wegen des frühen Beginns der sächsischen Schulferien rückt die Sommerproduktion des Schauspiel Leipzig an den Beginn der Spielzeit 2024/25: Im Innenhof des Grassi-Museums ist ab 15.08. das Open-Air-Theater 2024 zu sehen.
Das Schauspiel Leipzig zählte in der laufenden Spielzeit 2022/23 bis zum 31.05.2023 bereits mehr als 97.000 Besuchende. Damit liegen die Besuchszahlen über den Spielzeiten 2019/20 (84.400 Besuchende zum 31.05.2020) und 2018/19 (92.500 Besuchende zum 31.05.2019).
Der Vorverkauf für die Spielzeit 2023/24 beginnt am 7. Juni 2023. Neben allen Premieren auf der Großen Bühne sind viele Wiederaufnahmen und Repertoire-Termine bereits buchbar. Das Spielzeitheft 2023/24 sowie weitere Informationen und Termine finden Sie ab sofort online unter www.schauspiel-leipzig.de.