Der Film „Downstream to Kinshasa“ von Dieudo Hamadi hat die Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm gewonnen. Im Zentrum der Koproduktion aus der DR Kongo, sowie Frankreich und Belgien stehen die Kriegsversehrten aus dem kongolesischen Kisangani. Im Jahr 2000 kämpften dort ugandische und ruandische Truppen im sogenannten Sechstagekrieg gegeneinander. Nach fast zwanzig Jahren vergeblichen Wartens machen sich einige der zivilen Opfer auf den langen Weg nach Kinshasa, um ihre Entschädigung einzufordern. Hamadi präsentierte seine Filme bisher auf zahlreichen renommierten Filmfestivals.
Die Jury lobte „die Intimität und Würde, mit denen die Sisyphusarbeit eines vom Rest der Welt unbemerkten Kampfes erfüllt wird“, und, „dass auf der Leinwand sowohl das Vertrauen der Protagonisten klar erkennbar ist als auch die Hingabe eines Filmemachers.“ Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk. Bei der Preisverleihung war Dr. Ulrich Brochhagen, Leiter der Redaktion Geschichte, Dokumentationen und Osteuropa, anwesend.
Der Gewinner der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm qualifiziert sich nun für die Nominierung der jährlich vergebenen ACADEMY AWARDS®, vorausgesetzt er erfüllt die Vorgaben der Academy.
„Downstream to Kinshasa“ erhielt bei DOK Leipzig außerdem den Preis der Interreligiösen Jury.
Die Silberne Taube für den besten langen Dokumentar- oder Animationsfilm einer Nachwuchsregisseurin oder eines Nachwuchsregisseurs im Internationalen Wettbewerb Langfilm ging an die argentinische Produktion „The Poets Visit Juana Bignozzi“. Regie führten die Schriftstellerin und Journalistin Mercedes Halfon und die international als Produzentin von „La Flor“ bekannte Laura Citarella. Der Dokumentarfilm erzählt von einer jungen Dichterin, die das künstlerische Erbe der bekannten Poetin Bignozzi weitertragen möchte. Die Jury stellte den „Ideenreichtum“ hervor, „mit dem der Film seine Suche nach einem Vermächtnis vorantreibt, selbst als sich dieser Prozess vor unseren Augen langsam auflöst“, und, „dass dies mit einer Frische und Energie umgesetzt ist, die an die französische Nouvelle Vague erinnern“. Gestiftet wurde der Preis in Verbindung mit 6.000 Euro von 3Sat. Der Sender überbrachte eine Videobotschaft zur Preisverleihung.
Die Goldene Taube im Deutschen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm in Verbindung mit 3.000 Euro erhielt „Lift Like a Girl“ von Mayye Zayed, eine Ko-Produktion zwischen Ägypten, Deutschland und Dänemark. Die Filmemacherin begleitete über vier Jahre hinweg die anfangs 14-jährige Asmaa, die sich mit Hilfe ihres Coaches, einem ehemaligen Profiathleten, auf den Straßen Alexandrias den Weg zur Oberliga des Gewichthebens bahnt. In der Jurybegründung heißt es: „Mit Sanftheit und Liebe erzählt, schöpft dieser Film aus dem kollektiven Gedächtnis des Kinos. Das Kämpfen der Protagonisten, das ewige Stemmen der Gewichte wird als immer wiederkehrendes Leitmotiv für den Zuschauer geradezu körperlich erfahrbar. Die Kamera ist den Figuren dabei sehr nahe und zugleich Fremdkörper, der nie bewertet.“
Die Goldene Taube im neu eingeführten Wettbewerb „Der Goldene Schnitt“ um den Publikumspreis langer Dokumentar- und Animationsfilm in Verbindung mit 3.000 Euro ging an die tschechische Produktion „A New Shift“ von Jindřich Andrš. Der Regisseur rückt einen Bergarbeiter ins Zentrum, der nach 21 Dienstjahren eine Umschulung zum Programmierer antritt, weil seine Mine aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste. „A New Shift“ erhielt zudem den MDR-Filmpreis.
Im Internationalen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm wurden die französisch-nigerianische Koproduktion „Trouble Sleep“ von Alain Kassanda, ein rhythmisches Portrait des Lebens in Ibadan, als bester Dokumentarfilm sowie der polnische Film „I’m Here“ von Julia Orlik über eine im Sterben liegende Frau im Kreis ihrer Familie als bester Animationsfilm mit Goldenen Tauben ausgezeichnet. Kassanda und Orlik erhielten jeweils ein Preisgeld von 3.000 Euro. Auch diese Gewinnerfilme qualifizieren sich für die Nominierung der jährlich vergebenen ACADEMY AWARDS®, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy.
Die Silberne Taube im Deutschen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm, verbunden mit einem Preisgeld von 1.500 Euro, wurde an „Erwin“ von Jan Soldat vergeben, eine Produktion zwischen Österreich und Deutschland. Der Filmemacher porträtiert darin einen in die Jahre gekommenen Mann, der die meiste Zeit im Wohnmobil in seinem Vorgarten verbringt und sich erotischen Internetbegegnungen mit Männern hingibt.
Die Silberne Taube im neu eingeführten Wettbewerb „Der Goldene Schnitt“ um den Publikumspreis kurzer Dokumentar- und Animationsfilm ging an den Animationsfilm „Step Into the River“ von Weijia Ma, eine chinesisch-französische Koproduktion, die sich aus der Sicht zweier junger Mädchen mit der Ein-Kind-Politik Chinas auseinandersetzt. Die Silberne Taube ist verbunden mit einem Preisgeld von 1.500 Euro und wurde gestiftet von der Leipziger Gesellschaft zur Förderung der Filmkunst e. V. Bei der Preisverleihung war der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jens Kesseler anwesend.
Die Goldenen und Silbernen Tauben wurden in einer hybriden Preisverleihung im Kinosaal mit Zuschaltung der Fachjurys und Filmschaffenden vergeben. Die Statuetten werden in den kommenden Tagen per Post an die Preisträger*innen versendet.
Erstmals entschied eine Publikumsjury über die Gewinnerfilme einer Goldenen und einer Silbernen Taube. Die Publikumsjury war bei der Preisverleihung im Kino anwesend.
Die Preisverleihung der Goldenen und Silbernen Tauben wurde zusätzlich zur physischen Veranstaltung live ins Netz übertragen und ist im Nachgang über die Website des Festivals abrufbar.
Alle Preisträgerfilme sowie das weitere Online-Filmangebot sind auch nach der Festivalwoche im Kino weiterhin im Netz verfügbar. Die letzten Festivalfilme laufen online am 14.11.
Partnerpreise für Dokumentar- und Animationsfilme aus den Wettbewerben
Die Partner-Preisverleihung fand rein virtuell statt. Die Gewinner der Partnerpreise sind:
DEFA-Förderpreis (4.000 Euro): „Rift Finfinnee“ von Daniel Kötter, Äthiopien, Deutschland 2020.
Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts (2.000 Euro): „Die Wächterin“ von Martina Priessner, Deutschland 2020.
MDR-Filmpreis (3.000 Euro): „A New Shift“ von Jindřich Andrš, Tschechische Republik 2020.
Preis der Interreligiösen Jury (1.500 Euro): „Downstream to Kinshasa“ von Dieudo Hamadi, DR Kongo, Frankreich, Belgien 2020.
ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness (2.500 Euro): „80.000 Schnitzel“ von Hannah Schweier, Deutschland 2020.
Young Eyes Film Award (2.000 Euro): „Operation Moonbird“ von Dustin Lose, Deutschland 2020.
International Critics Preis (FIPRESCI): „Vicenta“ von Darío Doria, Argentinien 2020.
mephisto 97.6 Publikumspreis: „Bad Mood“ von Loris Giuseppe Nese, Italien 2020.
Gedanken-Aufschluss: Langfilm: „Robin's Hood“ von Jasmin Baumgartner, Österreich 2020; Kurzfilm: „Verwundene Fäden“ von Deborah Jeromin, Deutschland 2020.
Auszeichnungen im Rahmen von DOK Industry
Im Rahmen der Branchenplattform DOK Industry wurden drei Preise bereits in der Festivalwoche vergeben.
Preis der Kunstministerin für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin (5.000 Euro): „XiXi“ von Fan Wu (Taiwan, Philippinen).
Lobende Erwähnung: „Bright Future“ von Andra Popescu (Rumänien).
Zonta Club Leipzig Elster Female Talent Development Prize (1.000 Euro): „The Daughter of the Volcano“ von Jenifer de la Rosa (Spanien, Kolumbien).
D-Facto Motion Works-in-Progress Prize (Sachleistung im Wert von 10.000 Euro): „Viral“ von Udi Nir & Sagi Bornstein (Deutschland, Israel).
Insgesamt wurden in der Festivalwoche in den Leipziger Spielstätten 150 Filme und Extended-Reality-Arbeiten gezeigt.
Zusätzlich findet das Festival erstmals auch online statt. Alle Festivalfilme können auch noch im Nachgang der Festivalwoche online geschaut werden, die letzten Filme sind bis 14.11. verfügbar.