Leipzig und Plauen – 95 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt, verbunden durch eine bedeutende Geschichte. 1989 waren beide Städte Vorreiter der Friedlichen Revolution: Plauen war die Stadt, in der die erste Massendemonstration auf dem Gebiet der damaligen DDR stattfand, die friedlich blieb. Nur zwei Tage später ein ähnliches Szenario in Leipzig, das zur Initialzündung für den Sturz es SED-Regimes wurde.
Nun werden sich beide Städte gemeinsam für Sachsen als Doppelstandort für das „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ bewerben, das bis 2028 in einer ostdeutschen Stadt entstehen soll: Wo wenn nicht hier, könnten die „Erfahrungen der Ostdeutschen im Wandel und die Bedingungen für gelingende Transformation für zukünftige Herausforderungen erforscht und vermittelt werden“, wie von der Bundesregierung gefordert? Der Bund hat die Bewerbungsphase für das Zukunftszentrum am 1. Juli gestartet. Die dazugehörige Organisation und strategische Planungen werden durch eine gemeinsame Arbeitsgruppe Leipzig-Plauen geleistet.
Die Bundesregierung beschreibt das geplante Zentrum als „Knotenpunkt für die wissenschaftliche und kulturelle Auseinandersetzung mit der weitreichenden und alle Lebensbereiche umfassenden Transformationserfahrung im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung Deutschlands einerseits und der inneren Einheit des Landes andererseits“.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung: „Die Menschen in Sachsen und Ostdeutschland haben beide Seiten der Medaille erlebt: Euphorie und Freiheit – Mutlosigkeit und Niedergang. Mit dieser Erfahrung wollen wir uns an die Fragen von Morgen machen: Wie wollen wir unsere Demokratie im 21. Jahrhundert leben? Wie sieht eine Industriegesellschaft aus, die nicht auf Kohle und Öl basiert? Wir haben uns in der Vergangenheit verändern müssen – wie müssen wir uns zukünftig verändern?“
Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner: „Die Plauener sind am 7. Oktober 1989 für ihre Rechte auf die Straße gegangen. Gewaltfrei konnte erstmals in der Geschichte der DDR eine Demo beendet werden. Seitdem ist viel passiert, hat sich viel bewegt. Wir müssen und wollen dieses Wissen erhalten, in die Zukunft führen, neue Facetten untersuchen.“
Leipzig und Plauen: Die eine Stadt mit mehr als 600.000 Einwohnern, die andere mit rund 65.000. Beide Städte mussten seit 1989 tiefgreifende Transformationsprozesse durchlaufen, die sich nur hier und anhand dieser gemeinsamen Geschichte wirklich vergleichend darstellen lassen und die zugleich beispielhaft für ganz Ostdeutschland und Ostmitteleuropa sind: Wie haben sich die Städte seit 1989 entwickelt? Welche Verbindungen sind sie eingegangen, welche wirtschaftlichen Herausforderungen wurden gemeistert? Den Weg der Friedlichen Revolution verstehen, die Wiedervereinigung und die daraus entstehenden Entwicklungen nachvollziehen können, die Transformationen der Zukunft angehen - das sind Themen, die im „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ ein Zuhause finden sollen. Die inhaltlichen Säulen Forschung, Kultur und Dialog sollen an beiden Standorten des Zukunftszentrums umgesetzt und eng miteinander verbunden werden. Das Konzept des Zukunftszentrums Leipzig-Plauen wird eine gemeinsame Programmgestaltung für beide Standorte vorsehen sowie thematische Schwerpunktsetzungen am jeweiligen Standort ermöglichen. Mehr noch: Das Konzept von Leipzig-Plauen wird sich nicht mit zwei festen Standorten zufriedengeben, denn Zukunft ist nicht statisch: Das Zukunftszentrum soll zu den Menschen gebracht werden.
Die Städte Leipzig und Plauen haben eine gemeinsame Arbeitsstruktur für die Erstellung der Bewerbung gebildet. Wissenschaftliche Partner der Bewerbung sind die Universität Leipzig sowie die HTWK und zahlreiche außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Leipzig, die alle über umfangreiche Expertise in der Transformationsforschung verfügen. Der Freistaat Sachsen unterstützt Plauen und Leipzig mit jeweils 50.000 Euro. +++
Weitere Informationen unter: www.plauen.de/zukunftszentrum und www.leipzig.de/zukunfszentrum.