Aktuelles

Opernprojekt im ZiMMT Leipzig gibt einsamen Menschen eine Stimme

Das Musiktheater „Blaubarts Burg“ verschmilzt klassischen Gesang mit Interviews zu Einsamkeit im Alter

21.09.2024 Kultur
ZiMMT

Vom 27. bis 29. September 2024 findet im ZiMMT (Torgauer Str. 80) eine außergewöhnliche Premiere statt: eine Dokumentar-Oper. Im Projket „Blaubarts Burg – Klänge der Einsamkeit“ trifft die Musik des bekannten Opern-Einakters von Béla Bartók auf Interviewstimmen von Senior:innen und Pflegekräften zur Erfahrung von Einsamkeit und wie sie gemildert werden kann.

Neben den Interviewstimmen verfolgt das Publikum die Oper um Herzog Blaubart, der einsam auf einer finsteren Burg haust. Als seine neue Geliebte Judith sein Haus betritt, öffnet sie nach und nach sieben verschlossene Türen, die gleichzeitig Einblicke in das Seelenleben Blaubarts gewähren. Doch hinter den Türen raunen Stimmen von Einsamkeit, Verlust und Traurigkeit – Interviewstimmen, die Jeffrey Döring von Februar bis Mai diesen Jahres in Berlin und Leipzig aufgezeichnet hat. Der Klangdome des „Zentrums für immersive Medienkunst, Musik und Technologie“ (ZiMMT) aus 36 Lautsprechern lässt diese Stimmen aus allen Ecken des Raumes ertönen. Das Publikum kann sich frei im Raum bewegen und gezielt einzelnen Stimmen näher kommen.

Im Laufe des Abends nähern sich Opernmusik und Interviews immer weiter an, bis sie zu einem ganzheitlichen Raumklang verschmelzen. Ein kleines Ensemble aus Streichtrio und vierhändigem Flügel begleitet die beiden Sänger:innen und unterstützt die intime Kammeratmosphäre.

Das Ziel des Projektteams ist es, für die Ursachen und Folgen von Einsamkeit im Alter zu sensibilisieren und einen neuen Fokus auf dieses Thema zu werfen. Dabei interessiert sie insbesondere die Rolle und Verantwortung von Mitmenschen und Nachbar:innen; und wie wir Einsamkeit entgegen wirken können, bevor sie auftritt.

Das Projekt wird neben seinen Vorstellungen im ZiMMT in akustisch verkleinerter Form am 24.09.24 im Werk 2 gezeigt als Vorpremiere im Rahmen des Musiktheater-Festivals „TRACKS“.

Für das Konzept zu „Blaubarts Burg“ wurde Regisseur Jeffrey Döring dieses Jahr mit dem internationalen „Gerard Mortier Next Generation Award“ an der Pariser Oper ausgezeichnet. Der Preis richtet sich an den talentierten Opernnachwuchs und besonders vielversprechende Projektideen. Er wird nur alle zwei Jahre vergeben und umfasst ein Preisgeld von 30.000 Euro, die in die Projektrealisierung fließen, als auch eine Residenz am renommierten Wissenschaftskolleg Berlin.

Jeffrey Döring lebt in Leipzig und gestaltet regelmäßig Musiktheaterprojekte zu sozialen Themen, wie Hochsensibilität, Gehörlosigkeit oder dem deutschen Gesundheitssystem. Ihm ist die Sichtweise sozialer Randgruppen besonders wichtig, die er immer wieder aktiv in die Produktionen einbindet oder als Audio- und Filmeinspielungen einbaut. Für seine Projekte erhielt er bereits das Marie-Zimmermann-Stipendium; Arbeitsstipendien der Stadt Leipzig, der Kulturstiftung Sachsen sowie des Bundes; und gewann 2022 den Regiewettbewerb der Landesbühnen Sachsen.

Blaubarts Burg – Klänge der Einsamkeit

Vorpremiere:
24.09.24, 18:00 Uhr, Werk 2 im Rahmen von „TRACKS – Festival für Freies Musiktheater

Termine:
27. & 28.09.2024 jeweils 19:00 Uhr
29.09.2024 um 16:00 Uhr

Ort:
ZiMMT, Torgauer Str. 80, 04318 Leipzig
zimmt.net

Tickets:
25,00 Euro (Solipreis), 20,00 Euro (regulär), 15,00 Euro (ermäßigt)
Online über eventfrog.de/blaubart oder an der Abendkasse

Weitere Informationen:
jeffrey-doering.de



Dieser Artikel wurde veröffentlicht von:
LEIPZIGINFO.DE
Empfehlungen
Nach oben