Freiheit gehört zu den konstituierenden Werten der liberalen Gesellschaft. Das Versprechen, diese Freiheit für jede Bürgerin und jeden Bürger zu garantieren und zu wahren, gehört zum demokratischen Selbstverständnis. Immer wieder und immer häufiger hört man aber, „der Staat“ würde die Freiheiten des Bürgers beschneiden: Die zum Schutz der Bürger und Bürgerinnen erlassenen Gesetze und Verordnungen mutieren in den Reden der Populisten zu Zwangsmaßnahmen, die den grundrechtlich garantierten Freiheiten zuwiderliefen. Was ist das also für eine Freiheit, die hierzulande oft mit dem Begriff Wohlstand daherkommt?
„Offenbar handelt es sich dabei meist um ein sehr individuelles Verständnis von Freiheit, das lediglich ein Freisein von Beschränkungen und Hindernissen meint. Es stellt sich die Frage, ob dabei der Begriff von Freiheit nicht stark verkürzt ist und lediglich auf den ersten Halbsatz von Artikel 2 des Grundgesetzes zielt - das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. In einer Gesellschaft ist eine solche Freiheit jedoch nur zwingend mit einer Einschränkung denkbar: Sie endet, wo die Rechte anderer verletzt werden. Der Begriff Freiheit bedeutet also sehr viel mehr als individuelle Handlungsfreiheit. Er geht einher mit Verantwortung, mit Rechten und Pflichten, und letztlich ist Freiheit abhängig von einem Gemeinwesen, in das ein Individuum eingefügt ist“, sag Janika Wersig, Mitarbeiterin Studium generale.
Im Wissenschaftsjahr 2024, das der Freiheit gewidmet ist, will sich die öffentliche Ringvorlesung über politische, soziale und ökonomische Themen dem Begriff der Freiheit nähern, wobei zunächst wirkmächtige Konzepte von Freiheit grundlegend vorgestellt werden sollen. Im Anschluss daran soll Freiheit jeweils erörtert werden im Hinblick auf ihr Spannungsverhältnis u. a. zu Recht, Eigentum, Repräsentation und Teilhabe in der Gesellschaft, zu Identitätspolitik, Arbeit und Armut bzw. Reichtum.
Von Herrschaft über Lohnarbeit bis Befreiung
Den Auftakt macht Prof. Thomas Kater von der Universität Leipzig am 17. April mit dem Vortrag „Herrschaft versus Freiheit? Herrschaft durch Freiheit! Über die Anfänge des politischen Liberalismus“.
Prof. Klaus Dörre von der Universität Jena spricht am 29. Mai über Lohnarbeit: „Macht Lohnarbeit frei? Zur Trennung von Produktion und Gewissen in alltäglichen Arbeitsprozessen“.
Abgeschlossen wird die Ringvorlesung in diesem Semester von Dietmar Dath, Schriftsteller und Journalist, mit dem Thema „Muss das sein? Über Sachzwänge und Zwänge überhaupt“.
Ort und Zeit: Die insgesamt 13 Vorlesungen finden mittwochs von 17.15 Uhr bis 18.45 Uhr statt.
Veranstaltungsort ist der Trefftz-Bau, Raum 1 140, Gustav-Freytag-Straße 43-45, 04277 Leipzig.
Ausnahmen: Die erste Veranstaltung findet im Hörsaal N001 (Nieper-Bau), Karl-Liebknecht-Straße 134, 04277 Leipzig statt, der Vortrag am 19.06. im Audimax der Uni Leipzig (Augustusplatz/Stadtzentrum).
Die Vorträge werden live ins Internet übertragen. Die Aufzeichnungen finden Sie auf dem Mediaserver der HTWK Leipzig, meist ab dem folgenden Tag.
Besuch kostenfrei, Anmeldung nicht nötig.
Alle Themen, Informationen und Termine der Ringvorlesung finden Sie hier.
Weitere öffentliche Vortragsreihen der HTWK Leipzig unter „HTWK für alle“