Der Papyrus Ebers ist eine 3.500-jährige altägyptische Schriftrolle und zählt zu den wichtigsten Quellen unseres Wissens über die Heilkunde des Altertums. Im Foyer der Bibliotheca Albertina kann jetzt erstmals eine aufwändig hergestellte Replik besichtigt werden. „Sie ist eindrucksvoller als das seit 1873 in Einzelteilen verglaste Original. Auch führt sie die schwarze und rote Schrift anders und greifbarer vor Augen, als es die digitale Edition vermag“, sagt Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der UB Leipzig, die den Papyrus aufbewahrt.
Die knapp 19 Meter lange physische Replik des Papyrus Ebers wurde 2021 fertiggestellt und wird in einer eigens hergestellten Vitrine vollkommen ausgerollt präsentiert. Die Replik wurde durch Siebdruck auf echtem Papyrus realisiert, was einen originalgetreuen Eindruck der gesamten Rolle erzeugt, wie sie nach ihrer erstmaligen Fertigstellung ausgesehen haben mag. Sie kann von beiden Seiten betrachtet werden, Informationen zu ihrer Geschichte finden sich in kurzen Texten an den Wänden. Besucher:innen können über einen Touchscreen durch einzelne Kolumnen mit Übersetzungen ins Deutsche und Englische blättern. Eine kostenfrei ausliegende Broschüre ergänzt die Informationen vor Ort.
Der Papyrus Ebers enthält fast 900 Rezepte und Lehrtexte der Allgemein- und Inneren Medizin. Es werden rund 80 Krankheitsbilder – wie Herzleiden, Gynäkologisches, Darmprobleme, Parasiten und Augenkrankheiten – sowie dazugehörige Heilmittel genannt: Zäpfchen, Salben, Pillen, Verbände und Klistiere. Seine Entstehung am Ende des 16. Jahrhunderts v. Chr. wird sowohl durch den Kalender auf der Rückseite wie durch eine 2014 durchgeführte Radiokarbondatierung bestätigt. Benannt ist der Papyrus Ebers nach dem Ägyptologen Georg Ebers, der ihn 1872 in Kairo kaufte, wissenschaftlich erstmals erschloss sowie edierte und anschließend der UB Leipzig vermachte.
Vitrine und Schauraum für die Replik des Papyrus Ebers wurden wesentlich durch ein Fundraising (2019 bis 2020) ermöglicht. „Das Fundraising stellt eine schöne Verbindung von Bibliothek und Gesellschaft dar“, erklärt Schneider. Hauptsponsor ist die mibe GmbH, Goldsponsor Boehringer Ingelheim, Bronzesponsoren sind die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e. V. sowie W & V Architekten. Dazu kommen über 80 Spender:innen, die für das Vorhaben eine hohe fünfstellige Summe zur Verfügung stellten.