Mehr als 5000 Gäste haben gestern die Eröffnung des Heizkraftwerkes (HKW) Leipzig Süd gefeiert. Im Rahmen eines großen Bürgerfestes schauten sich die Leipziger Bürger und ihre Gäste die Besonderheiten der hochmodernen Anlage an - und stießen im Beisein von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Forschung auf den neuen Meilenstein der Leipziger Fernwärmeversorgung an.
"Hier wird heute Geschichte geschrieben", sagte Hartmut Höppner, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Wolfram Günther, Sachsens Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, lobte das Leipziger Tempo. Leipzig rede nicht nur über die Energiewende, sondern habe gehandelt und Deutschlands erstes wasserstofffähiges Heizkraftwerk gebaut - in nur 1.234 Tagen. "Leipzig hat vor allen anderen seine Hausaufgaben gemacht", so Günther. "Ich freue mich schon, wenn wir es schaffen, hier Wasserstoff in ausreichender Menge heranzuschaffen." Leipzig gehe einen entscheidenden Schritt in Richtung Energieversorgung der Zukunft. "Die Eröffnung heute zeigt zwei Dinge: Die Kommunen sind ganz entscheidende Treiber, um Energiewende und Klimaneutralität voranzubringen. Und diejenigen, die sich bereits auf den Weg Richtung Klimaneutralität gemacht haben, stehen heute krisenfester da als die, die den Schritt noch vor sich haben." Die Stadt Leipzig könne stolz darauf sein. "Sie hat sehr viel Voraussicht gezeigt und die Planungen lange vor der Energiepreiskrise begonnen."
"Leipzig ist es ernst mit Klimaneutralität"
In sehr kurzer Bauzeit habe der Leipziger Energieversorger einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende geleistet, so Oberbürgermeister Burkhard Jung. "Chapeau! Ich bin stolz auf meine Stadtwerke!", sagte Jung. Aktuell liegt der Anteil von Fernwärme bei mehr als 25 Prozent; er könnte im Stadtgebiet auf mehr als 50 Prozent verdoppelt werden.
"Mutig" nannte Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, den Leipziger Ansatz: "Leipzig ist es ernst mit der Klimaneutralität." Von hier ginge ein wegweisendes Zeichen aus: Hybrid seien heute nicht mehr nur Autos, Arbeitswelten, Fassadenfarben, Putz und Kleber, sondern auch Kraftwerke. 70 Prozent Gas, 30 Prozent klimaneutraler Wasserstoff - spätestens 2025 sollen die beiden Siemens-Turbinen im HKW Leipzig Süd beide Energieträger verbrennen und damit den Anfang einer neuen Ära der Wärme- und Stromversorgung markieren. Pirscher unterstrich das Ziel, H2 deutschlandweit voranzubringen: "Wir werden Deutschland befähigen, Exportland in Sachen Wasserstofferzeugungsanlagen zu werden."
"Das Heizkraftwerk Leipzig Süd zeigt als erstes H2-ready Kraftwerk, wie Dekarbonisierung dank enger und partnerschaftlicher Kooperation gelingen kann. Nun sind energiepolitische Weichenstellungen notwendig, damit zeitnah weitere wasserstofffähige Gaskraftwerke entstehen", so Dr. Verena Klapdor, Senior Vice President Gas Services Europe und Africa bei Siemens Energy.
Die Wasserstoff-Beimischung für das HKW ab 2025 soll in einem vom Bund geförderten Entwicklungsprojekt erfolgen - gemeinsam mit dem Turbinen-Hersteller Siemens Energy und der Leipziger Hochschule HTWK. Für den Fall eines positiven Genehmigungsbescheides wird es sich dann um erste geringe Mengen handeln. Um die Produktion von Wasserstoff voranzutreiben, projektieren die Stadtwerke gerade eine Elektrolyse-Anlage.