„Dass zivilisationsbedingte Erkrankungen wie Allergien, Adipositas oder Diabetes etwas mit unser aller Lebenswandel zu tun haben, ist bereits seit vielen Jahren bekannt. In der LIFE Child-Studie wurde allerdings erstmals ganzheitlich, multidisziplinär und detailliert zu konkreten Ursachen bei Kindern geforscht. Wir wissen heute so viel mehr über Einflussfaktoren, die die Entstehung dieser Erkrankungen begünstigen. Dieser Schatz an Wissen ermöglicht ganz neue Ansätze in der Vorbeugung und der Bekämpfung dieser Krankheiten. Für diese Pionierarbeit und das große Engagement aller Forscherinnen und Forscher sowie auch den Probanden und Probandinnen im Rahmen der LIFE Child-Studie bin ich sehr dankbar“, sagt Sebastian Gemkow, Sächsischer Staatsminister für Wissenschaft, Hochschule und Forschung, der das Jubiläumsfest mit seiner Familie besucht.
Prof. Dr. Erich Schröger, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Leipzig, hebt die Strahlkraft der Langzeitstudie für den Standort hervor: „LIFE Child hat mit dem Alleinstellungsmerkmal seiner Kohorte wesentlich dazu beigetragen, dass das Projekt SaxoChiLD im Frühjahr 2021 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Partner des neuen, deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit auserkoren worden ist. Dieser Erfolg baut auch auf der jahrzehntelangen erfolgreichen pädiatrischen Forschung hier in Leipzig auf.“ Im Projekt SaxoChiLD (Saxonian Child health innovation Leipzig-Dresden) werden Wissenschaftler:innen der Universität Leipzig und TU Dresden zusammen mit Forschenden des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung (UFZ) verschiedene Aspekte der kindlichen Gesundheit untersuchen. Dafür können sie auf über 140 Publikationen von LIFE Child zurückgreifen, die zum Teil in sehr hochrangigen internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Mehr als 80 Doktorand:innen verfassten bzw. verfassen ihre Dissertationen auf Grundlage von erhobenen Daten der Langzeitstudie.
„Generell gehen wir der Hypothese nach, dass unsere heutige sich ständig verändernde Welt eine Herausforderung für die Entwicklung und Gesundheit unserer Kinder ist“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Wieland Kiess, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Seit 2011 arbeiten dafür Expert:innen der Kindermedizin, Public Health, Kinderpsychologie, Informatik, Mathematik, Kinderkrankenpflege sowie Hebammen eng zusammen. Die international, mit bspw. Stockholm, Paris, Melbourne, Boston, vernetzten Wissenschaftler:innen konnten aufzeigen, dass unter anderem Medien, das Klima, bebaute Umgebung in den Städten, politische Einstellungen, sowie die Bildung und das Einkommen der Familien einen großen Einfluss auf den Lebensstil und die Gesundheit der Kinder haben. Das splitte sich auf in viele Einzelthemen - von Adipositas über Allergien bis hin zu Kurzsichtigkeit und Knochengesundheit oder Depressionen. „Entsprechend dynamisch, sehr interdisziplinär und vielfältig ist das Untersuchungsprogramm der LIFE Child-Studie. Zum Beispiel wurden uns in den vergangenen zwei Jahren viele Fragen zum Pandemiegeschehen mit SARS-CoV-2 und der Kindergesundheit gestellt, die wir rasch beantworten konnten“, sagt Projektleiter Kiess. So wurden etwa die Folgen des Lockdowns auf die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder detailliert untersucht und beschrieben.
Hintergrundinformation:
Insgesamt haben der Freistaat Sachsen und die Europäische Union LIFE Child über ihre Wissenschaftsförderung bereits mit mehr als zwölf Millionen Euro unterstützt. Zusätzlich wurden durch das Bundesministerium für Wissenschaft, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Stiftungen und Firmen sechs Millionen Euro Förderung eingeworben.
Weitere Informationen:
https://home.uni-leipzig.de/lifechild/