Um die Gewinnung von Grünem Wasserstoff direkt am Standort des neuen Heizkraftwerks (HKW) Leipzig Süd aktiv voranzutreiben, die vorhandene Infrastruktur und Netzanbindungen zu nutzen und so effizient wie möglich zu arbeiten, wurde mit den Partnern Siemens Energy und EDF Deutschland das Projekt LOE+WE gestartet. Eine entsprechende Vereinbarung wurde heute unterzeichnet. Der Projektname steht für: Leipzig ohne Emission mit Wasserstoff-Energie.
Für das hochinnovative Projekt welches direkt neben dem Kraftwerksneubau im historischen Gebäude des alten Kohlekraftwerks umgesetzt werden soll, sind bereits erste Fördergelder zugesagt und weitere beantragt.
Die großen Unternehmenspartner aus der Industrie und Energiewirtschaft verwirklichen in Leipzig mit einem kommunalen Stadtwerk in dieser Form erstmals eine kombinierte Technologie, um mehrere Sektoren vollständig zu dekarbonisieren und so am Ende ein komplett CO2-freies Energiesystem zu schaffen.
Das Besondere: Die bei der Elektrolyse, also der Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff, entstehende Wärme wird nicht in die Umgebung abgegeben, sondern dank einer innovativen Hochtemperatur-Wärmepumpe direkt vor Ort ins Fernwärmenetz eingespeist. Damit können Wirkungsgrade einer solchen Anlage von über 90 Prozent erreicht werden. Bei Anlagen auf "der grünen Wiese" wird die Wärme in der Regel nicht genutzt. Dadurch haben sie einen deutlich schlechteren Wirkungsgrad.
"Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselthema für die Industrie und die Mobilität. Darüber hinaus kann die Dekarbonisierung der Wärme- und Stromversorgung zukünftig mit dem kleinsten Molekül gelingen: Im H2-bereiten Kraftwerk nutzen wir Wasserstoff für grüne Wärme und grünen Strom", so Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke.
"Das LOE+WE-Projekt ist für die EDF sehr wertvoll, da es sektorübergreifend einen Weg zur Dekarbonisierung der Wirtschaft aufzeigt und somit gesamtheitliche Lösungen für umfassenden Klimaschutz bietet", so Christian Güthert, Geschäftsführer EDF Deutschland.
"Die Anlage ist in Kombination mit regionalen Wind- und PV-Anlagen geplant. Nur mit derartigen innovativen Lösungen kann es gelingen, eine Großstadt wie Leipzig CO2-neutral mit Energie zu versorgen", so Thomas Brandenburg, Projektleiter LOE+WE.
Thomas Neuenhahn, zuständiger Projektleiter im Bereich Dekarbonisierte Energiesysteme bei Siemens Energy ergänzt: "Mit dem Projekt in Leipzig zeigen wir gemeinsam mit unseren Partnern, wie die Energiewende gelingen kann. Entscheidend für den Erfolg sind die Kopplung der verschiedenen Sektoren und das Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien, um die größtmögliche Energienutzung zu erzielen."
"Neben der praktischen Herausforderung stellt uns auch die Kombination aus innovativer Technik, volatilen Preisen und noch nicht etablierten Märkten für die Wirtschaftlichkeitsbewertung vor einige Herausforderungen, auf die wir noch Antworten finden müssen", sagt Walter Andreß, Leiter Controlling der Leipziger Stadtwerke.
In diesem Jahr geht das neue HKW Leipzig Süd der Leipziger Stadtwerke ans Netz. Es startet zunächst mit Erdgas, soll in Zukunft aber mit Wasserstoff betrieben werden. So kann in einer zukünftigen CO2-freien Wirtschaft die sogenannte Dunkelflaute überbrückt werden, also Zeiträume in denen weder die Sonne scheint, noch Wind weht. Deshalb wird das Kraftwerk schon jetzt komplett H2-ready gebaut. Ein Teil des benötigten Wasserstoffs könnte dann aus eigener Produktion eingesetzt werden. Der hier produzierte Wasserstoff kann aber auch für Brennstoffzellenfahrzeuge oder andere gewerbliche Zwecke genutzt werden. Projekte dafür gibt es u.a. mit der Leipziger Stadtreinigung, die ihre Fahrzeuge sukzessive auf Wasserstoffantrieb umstellen möchte.