Im Dezember 2020 wurde der Grundstein gelegt - am heutigen Dienstag, dem 21. September 2021, feiern die Leipziger Stadtwerke Richtfest für das neue Heizkraftwerk (HKW) Leipzig Süd. Es ist aktuell das zentrale Projekt des Leipziger Zukunftskonzepts Fernwärme. "Leipzig zeigt, dass es die Energiewende in Sachsen ernst nimmt und aktiv gestaltet. Mit dem neuen HKW Leipzig Süd unternehmen die Leipziger Stadtwerke bereits heute einen wichtigen Schritt Richtung Kohleausstieg", sagt Wolfram Günther, Sächsischer Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. "Um die verbindlichen klimapolitischen Ziele zu erreichen, brauchen wir Anlagen wie das neue Leipziger Kraftwerk und das vorausschauende Engagement der Kommunen. Sie sind zentrale Handelnde auf dem Weg zur Klimaneutralität. Das HKW Leipzig Süd trägt sowohl zur Versorgungssicherheit bei als auch zur Bewältigung des Strukturwandels in der Leipziger Region."
"Dieses neue Kraftwerk macht uns unabhängig von der Fernwärme aus Braunkohle. Und das auch noch schneller als geplant", so Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Gruppe. "Mit dem Neubau des HKW Leipzig Süd sichern wir die Energieversorgung und liefern zugleich einen wichtigen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele unserer Stadt." Deutschland wolle den Kohleausstieg 2038 beenden, Leipzig schaffe die Transformation schneller. 2019 habe der Stadtrat den Klimanotstand für Leipzig beschlossen, im Jahr darauf sei der Grundstein fürs HKW gelegt - und nun bereits der Richtkranz aufgezogen worden. "Bereits Ende 2022 kann das HKW am Netz sein", sagt Jung. "Leipzig macht Tempo auf dem Weg zur Wärmewende, unsere Stadtwerke erweisen sich hier als zuverlässiger Partner. Diese zukunftsfähige Anlage startet mit der Brückentechnologie Erdgas und einem überaus hohen Wirkungsgrad, wird perspektivisch aber auch mit grünem Wasserstoff, also komplett CO2-neutral, betrieben werden können."
Auf dem diesjährigen Mitteldeutschen Wasserstoffgipfel, so Jung weiter, seien sich Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft einig gewesen: An die Stelle der kohlebasierten Energiewirtschaft in der Region müsse eine zukunftsfähige Energielandschaft treten. "Denn sonst wandert neben Wissen und Können auch Wertschöpfung in andere Regionen ab."
Für Zukunftsthema Wasserstoff braucht es Unterstützung von EU, Bund und Land
"Wir senden mit unserer zügig voranschreitenden HKW-Baustelle sowohl ein Zeichen für unser hohes Investitionstempo als auch für unsere Verantwortung, die wir bei der Gestaltung des Strukturwandels übernehmen", sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke. Das neue HKW erfülle drei wesentliche Aufgaben gleichzeitig: Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz. "Dabei denken wir heute schon das Übermorgen mit. Wasserstoff hat in den Sektoren Transport/Logistik, Industrie, Energie und Mobilität hervorragende Qualitäten. Deshalb treiben wir die Sektorenkopplung als Leipziger Gruppe voran und machen uns H2-ready. Um die entsprechende Technologie, gekoppelt an verbraucherfreundliche Preise, zu entwickeln, benötigen wir aber einen verlässlicheren Rahmen. Für das Zukunftsthema Wasserstoff braucht es die politische und finanzielle Unterstützung von Europäischer Union, Bund und Land."
"Ambitionierte Klimaziele benötigen auch eine ambitionierte Unterstützung für die, die sie vor Ort umsetzen", unterstreicht Geschäftsführer-Kollege Dr. Maik Piehler. Es gebe entlang der kompletten Wertschöpfungskette in der Region gute Möglichkeiten, zukünftig die Potenziale von grünem Wasserstoff zu heben. In der Region stehe ein Netzwerk für grünen Wasserstoff bereits bereit - von der Forschung über Austausch und Produktion bis zu Transport und Speicherung sowie Anwendung. "Wir als Stadtwerke verstehen uns als Nachhaltigkeits-Motor in der Region. Dabei geht es um den passenden Mix von Technologien. Allein im Rahmen unseres Zukunftskonzepts Fernwärme - mit dem Herzstück HKW Leipzig Süd - investieren wir mehr als 300 Millionen Euro in den Bau neuer Anlagen. Durch die Investition in umweltfreundliche und innovative Anlagen erzielen sie bessere Wirkungsgrade und weniger CO2-Emissionen."
Wirkungsgrad von mehr als 93 Prozent
Frank Tornau, Aufsichtsratsvorsitzender der Leipziger Stadtwerke, sieht das HKW Leipzig Süd als "ein Projekt, das wirklich für Zukunft steht: "Ich habe die Baustelle mehrfach besucht und bin immer wieder beeindruckt." Er hoffe sehr, dass es "vom Bund in naher Zeit die weitere Unterstützung erfährt, die es verdient". Denn die Idee, die dahinter stecke, trage langfristig. "Ich freue mich aber auch, dass die Stadtwerke die gegenwärtigen Herausforderungen im Sinne eines Bürgerunternehmens gemeistert haben. Wichtig war, die Beeinträchtigungen, die eine Baustelle nun einmal mit sich bringt, für Anwohner so gering wie möglich zu halten, und sie gut zu informieren. Deshalb wurden beim Bau besondere Schallschutzmaßnahmen umgesetzt (unter anderem eine fast 150 Meter lange temporäre Schallschutzwand zur benachbarten Schule und Kita), Info-Materialen verteilt und Bürger-Gespräche geführt. Und deshalb sind die Anwohner heute auch eingeladen, vor Ort bei Speis und Trank mit uns zu feiern."
Besonders das Kraftwerksgebäude wuchs in den letzten Monaten deutlich sichtbar in die Höhe. Ende 2022 sollen neben ihm ein Versorgungsgebäude, eine Pumpenhalle und der Wärmespeicher stehen. Das Herzstück der Anlage bilden zwei Gasturbinen mit jeweils 62,5 MW elektrischer Leistung. Der Abgasstrom der Turbinen wird in den nachgeschalteten Heißwassererzeugern genutzt, um jeweils 81,5 MW thermische Leistung für die Wärmeversorgung der Leipziger bereitzustellen. Die Anlage weist in diesem gekoppelten Kraft-Wärme-Prozess einen Brutto-Gesamtwirkungsgrad von mehr als 93 Prozent auf. Durch modernste Gasturbinentechnologie und den Einsatz von Katalysatoren werden die Stickoxid- und Kohlenmonoxid-Emissionen weit unter die gesetzlich zulässigen Werte reduziert.
Der Speicher wird mit 60 Metern Höhe das Gelände des neuen HKW Leipzig Süd weit sichtbar überragen. Er hat ein Fassungsvermögen von 43.000 Kubikmetern Wasser. Im Speicher wird die im HKW erzeugte, aber nicht sofort benötigte, thermische Energie aufgefangen und bei Bedarf in das Fernwärmenetz eingespeist. Auch dies trägt zur weiteren Verbesserung von Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz bei.
Mehr zur konkreten Wasserstoff-Investitions-Initiative für die Region Leipzig finden Sie unter:
www.LHyVE.de