Mit Werken von Richard Strauss gastiert das Leipziger Gewandhausorchester unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons in London, Wien, Hamburg und Paris. Solist am Klavier ist Rudolph Buchbinder. Das Orchester führt bei dieser Tournee die Idee der Residenz-Aufenthalte fort, die bereits seit 2011 mit den Konzerthäusern in den aktuellen Gastspielorten etabliert wurde.
Im Mai 2022 startet die erste Tournee nach der durch die Corona-Pandemie erzwungenen Pause. Auf dem Programm stehen ausschließlich Orchesterwerke von Richard Strauss sowie die »Burleske für Klavier und Orchester d-Moll« mit dem Solisten Rudolph Buchbinder.
Die Tournee führt ins Barbican Centre London, in den Musikverein Wien, in die Elbphilharmonie Hamburg und in die Philharmonie de Paris. In allen Städten gibt das Orchester zwei Konzerte.
Die Konzertprogramme der aktuellen Tournee sind Teil eines Projekts, das gemeinsam mit dem Boston Symphony Orchestra entwickelt worden war, da beide Orchester mit Andris Nelsons denselben musikalischen Chefdirigenten haben. Neben den Strauss-Konzerten im jeweils eigenen Konzertsaal und den Einspielungen beider Orchester, die als siebenteiliges Box-Set am 6. Mai beim Label Deutsche Grammophon erscheinen werden, waren Gastspiele beider Orchester Teil dieses einmaligen Gesamtprojekts. Leider musste das Boston Symphony Orchestra seine Mitwirkung an diesem Projekt kurzfristig coronabedingt absagen.
„Die Musik von Richard Strauss – ihre enorme emotionale Bandbreite, ihre außergewöhnlichen erzählerischen Qualitäten und ihr unbestreitbarer Stellenwert in der Evolution der klassischen Musik – bedeutet mir so viel, und ich bin traurig, dass das Boston Symphony Orchestra seine Tournee im Mai absagt. Ich bin jedoch sehr dankbar für die Gelegenheit, dass ich jenen Teil der Konzertprogramme, die das Gewandhausorchester spielt, mit unserem Publikum in Leipzig und mit Musikliebhabern in Europa teilen darf“, freut sich Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons.
„Dass das Boston Symphony Orchestra seine Europa-Tournee absagen musste bedauere ich wirklich sehr“, sagt Gewandhausdirektor Andreas Schulz. „Gleichzeitig freue ich mich, mit dem Gewandhausorchester unter Andris Nelsons Leitung und zwei fantastischen Strauss-Programmen endlich wieder live zu unserem europäischen Konzertpublikum in jene Konzerthäuser zurückzukehren, mit denen uns langjährige enge Partnerschaften verbinden und die wir in den letzten zwei Jahren pandemiebedingt nicht besuchen konnten.“
Richard Strauss und das Gewandhausorchester
Richard Strauss kam 1883 mit 19 Jahren das erste Mal nach Leipzig. Über die nächsten 50 Jahre kehrte Strauss regelmäßig zurück und dirigierte insgesamt 28 Konzerte und Opern – 13 davon mit dem Gewandhausorchester. Richard Strauss wurde 1907 vom damaligen Gewandhauskapellmeister und früheren Chefdirigenten des Boston Symphony Orchestras Arthur Nikisch zum ersten offiziellen Gastdirigenten des Gewandhausorchesters berufen. Nikisch setzte in der Saison 1920/1921 zum ersten Mal alle neun Tondichtungen von Richard Strauss als Zyklus aufs Programm. 1932 wurde die Orchestersuite „Schlagobers“ op. 70 unter der Leitung von Bruno Walter vom Gewandhausorchester uraufgeführt. Aus dem selten aufgeführten Werk wird das Gewandhausorchester den „Schlagoberswalzer“ für die Alliance-CDs einspielen. Der spätere Gewandhauskapellmeister Kurt Masur wiederholte den Zyklus der neun Tondichtungen in der Saison 1988/1989 und erweiterte das Programm um ein Strauss-Symposium. Zum 150. Geburtstag von Richard Strauss 2014 wurde der Zyklus der Tondichtungen wiederholt und um Opernaufführungen sowie Kammer- und Orgelkonzerte ergänzt. Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly ging 2015 mit dem Gewandhausorchester und einem Mozart-Strauss Zyklus auf Europatournee. Das Strauss-Projekt 2022 setzt die lange Strauss-Tradition des Gewandhausorchesters auf innovative Weise fort – 100 Jahre nach Nikischs erstem Strauss-Zyklus im Gewandhaus.
Tourneestatistik
In London gibt das Gewandhausorchester sein sechzigstes Gastspiel seit 1958. Das letzte
Konzert fand im August 2019 in der Royal Albert Hall statt.
Wien steht zwar erst seit 1960 auf dem Tourneeplan des Gewandhausorchesters, die Wiener
haben es jedoch bislang schon sechzig Mal gehört. Zuletzt im Oktober 2019.
Auch wenn das Gewandhausorchester schon seit 1951 nach Hamburg tourt, gibt es im Mai
erst das zwanzigste Konzert an der Elbe.
Paris ist bereits sehr früh ein Ziel von Konzertreisen des Gewandhausorchesters. Zuerst
gastierte das Orchester 1931 an der Seine, zuletzt im Januar 2019 und gab dort bislang 41
Konzerte.