Am 9. Oktober 2021 präsentiert sich das Lichtfest Leipzig mit einem neuen, dezentralen Konzept und findet an vier Orten innerhalb des Innenstadtrings statt. Nach dem Friedensgebet und der Rede zur Demokratie in der Nikolaikirche wird das Lichtfest um 19 Uhr mit kurzen Grußworten auf dem Nikolaikirchhof eröffnet. Bis 23 Uhr können die Besucher dort die Kerzen-89 zum Leuchten bringen und an drei weiteren Plätzen Lichtinstallationen erleben. Europäische Künstlerteams aus Deutschland, Ungarn und Spanien zeigen ihre Perspektive auf den Herbst `89. Unter dem Leitgedanken „Das Licht breitet sich in der Stadt aus“ werden der Augustusplatz, der Burgplatz und der Richard-Wagner-Platz zu Lichtorten. Die Schlagworte Erinnerung, Transformation und Nachhaltigkeit setzen den jeweiligen Grundakzent der Projekte und wurden gemeinsam mit lokalen Kooperationspartnern aus der Stadtgesellschaft entwickelt.
Augustusplatz: WIR SIND – Partizipative Videoinstallation von Glowing Bulbs (Budapest)
Das Zentrum des Projektes WIR SIND ist ein Turm mit 3,5 Meter Höhe und 4,5 Meter Durchmesser auf dem Augustusplatz. Zwanzig Laserprojektoren projizieren Motive aus historischen Aufnahmen, allerdings ohne konkrete Abbildungsfläche. Für die Besucher stehen daher 300 weiße Transparente bereit, die sie nutzen können, um das Bild einzufangen. Eine einzelne Person kann nur einen kleinen Teil sichtbar machen. Wenn sich jedoch viele Menschen zusammenfinden, erscheint ein größeres Bild. Für die Künstler Márton Noll und Tamás Zádor von Glowing Bulbs ist diese Form der Partizipation sehr wichtig: „Wir wollen, dass die Menschen durch unsere Installation scheinbar bekannte und unbekannte Bilder auf eine andere Weise selbst erleben und neu entdecken. Die Besucher sollen merken, dass es Mut braucht, auf einer Straße ein Schild hochzuhalten, auch wenn dies heute meist ungefährlich ist.“
Weitere Informationen:
www.glowingbulbs.com
Burgplatz: Ring (do/undo/redo) – Begehbare Lichtinstallation von Brut Deluxe (Madrid)
Auf dem Burgplatz erwartet die Lichtfestbesucher eine begehbare, dynamisch beleuchtete Rotunde mit rund 10 Meter Durchmesser und knapp drei Meter Höhe. Sie ist innen mit 450 spiegelnden Ballons bedeckt, die sowohl das Licht der Videoproduktion als auch die Besucher reflektieren. Die Außenseite der Rotunde ist mit 1.400 weißen Latexballons bestückt und mit recycelten Materialen gestaltet. Die Besucher können ihren Standort wählen und wechseln, wodurch das Bild und die Perspektive immer anders sind. Die Form des Rings nimmt Bezug auf den wünschenswerten Kreislauf von Materialien und Produkten. Außerdem verweist sie auf den Innenstadtring als Wegstrecke der Montagsdemonstrationen. Das Künstlerduo Ben Busche und Miguel de Guzmán von Brut Deluxe erklären, was das Thema Nachhaltigkeit mit 1989 zu tun hat: „Die fortschreitende Umweltzerstörung in der damaligen DDR, der Raubbau an der Natur, schmutzige Flüsse – all das war 1989 für viele Menschen eine sehr starke Motivation, auf die Straße zu gehen und für Veränderung einzutreten.“
Weitere Informationen:
www.brutdeluxe.com
Richard-Wagner-Platz: 89 STIMMEN – Interaktives Lichtprojekt von Loomaland (Berlin)
Der Richard-Wagner-Platz wird mit dem Projekt „89 Stimmen“ zum offenen Lichtlabyrinth aus Zitaten von Zeitzeuginnen, welches erst durch die Anwesenheit von Besuchern sichtbar wird. „Wenn 1989 niemand gekommen wäre, wäre auch nichts passiert.“ Deshalb werden die Schriftelemente erst durch die Menschen, die sich beim Lichtfest auf dem Platz bewegen, freigelegt. Je mehr Personen gleichzeitig da sind, desto größer wird das Mosaik und umso mehr Botschaften sind zu lesen. Die Künstler Florian Giefer und Denis Bivour haben in ihrem Projekt die besondere Perspektive der Frauen auf die Friedliche Revolution verarbeitet: „Es war unglaublich spannend zu hören, wie eine relativ kurze Zeitspanne wie der Herbst 1989 ein ganzes Leben beeinflussen und auf den Kopf stellen kann.“
Weitere Informationen:
www.loomaland.com
Zum Hintergrund:
Auf den Straßen von Leipzig wurde im Herbst 1989 Geschichte geschrieben. Mehr als 70.000 Menschen kamen am 9. Oktober 1989 auf dem Innenstadtring zusammen und protestierten friedlich gegen den autoritären SED-Staat. Der drohenden Gewalt durch die bewaffneten Sicherheitskräfte begegneten sie mit Mut und Besonnenheit. Die heimlich aufgenommenen Nachrichtenbilder aus Leipzig ermutigten Menschen in allen Teilen der DDR, ihren Protest auf die Straße zu tragen.
Um an diesen entscheidenden Tag der Friedlichen Revolution zu erinnern sowie neues Bewusstsein für die Courage und die friedliche Entschlossenheit der Demonstrierenden vom 9. Oktober 1989 zu schaffen, begeht Leipzig den jährlichen Gedenktag mit besonderen Veranstaltungen. Weiterhin gibt es in Leipzig bedeutende Museen und Denkmale, welche die damaligen Ereignisse mit Bezug zur Gegenwart sichtbar machen: darunter die Nikolaikirche mit der Nikolaisäule, die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig, die Stelen „Orte der Friedlichen Revolution“ an 20 Standorten der Innenstadt mit begleitender App „Leipzig 89“ und die Glocke der Demokratie.
Weitere Informationen zum Lichtfest Leipzig:
www.lichtfest.leipziger-freiheit.de