Fitnessvideos gibt es unzählige. Doch die meisten Angebote im Fernsehen und im Internet richten sich an jüngere Menschen. Man braucht dafür ausreichend Kondition und eine schnelles Reaktionsvermögen. Doch was macht man, wenn man nicht mehr so beweglich und standfest ist? Was kann man tun, wenn man Angst hat, dass einen die Übungen zu Fall bringen? Und welche Trainingseinheiten schafft man, wenn Kraft und Ausdauer rasch erschöpft sind? Das Team der geriatrischen Tageskliniken am Klinikum Sankt Georg hat sich dieser Fragen angenommen. Entstanden sind ca. fünf-minütige Trainingsvideos, die sich vorzugsweise an ältere Menschen richten und auf dem Youtube Kanal des Klinikums zu finden sind.
„Durch die derzeitige Pandemie sind Seniorensportkurse ausgefallen, Schwimmhallen sind geschlossen. Auch unsere Tageskliniken müssen leider eine Zwangspause einlegen“, erklärt die Chefärztin der Klinik für Akutgeriatrie Dr. Claudia Schinköthe. „Aber Bewegung darf im höheren Lebensalter trotz der Pandemie nicht zu kurz kommen. Die Muskulatur geht im Alter schneller zurück als in jüngeren Lebensphasen. Das nennt man in der Altersmedizin Sarkopenie. Die Folgen dieses Muskelabbaus sind Gangunsicherheit, Stürze und schnellere Muskelermüdung. Eine Sarkopenie führt zum Beispiel dazu, dass man Treppen nicht mehr im Wechselschritt steigen kann. Die Beine können irgendwann das eigene Gewicht nicht mehr tragen und „knicken weg“. Gleichzeitig bilden sich auch Gleichgewichtssinn und Körperbeherrschung zurück. Dem kann man aber durch regelmäßiges Training auch bis ins hohe Lebensalter aktiv begegnen.“
„Wir möchten die Menschen erreichen, die derzeit nicht in unsere Tageskliniken kommen können. Aber auch alle anderen sollen zu Hause nicht vergessen werden“, ergänzt Physiotherapeutin Doreen Bormann, die eine Trainingseinheit für die Beine gestaltet hat. In jedem Video zeigt und kommentiert eine Therapeutin einfache Übungen im Sitzen. Ganz leicht ist es aber nicht, denn das Mitmachen bedarf neben einiger Konzentration auch der gedanklichen Übersetzung des Gesehenen in eigene Bewegungsabläufe. Dies erfordert eine entsprechende Signalübertragung im Gehirn, aktiviert den Geist und kann eine ziemliche Herausforderung sein. Eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Auch chronische Erkrankungen stellen kein Hindernis dar. Als „Sportgeräte“ dienen einfache Wasserflaschen oder ein Geschirrhandtuch. Sie benötigen außerdem einen stabilen Stuhl und bequeme Kleidung. Wir empfehlen, an jedem Tag mehrere Übungseinheiten einzubauen. Das verschafft auch in der Pandemie ein wenig Abwechslung und strukturiert den Tag.
Zum YouTubeKanal:
https://youtube.com/playlist?list=PLz7g4LTnovqM1aboi_naz1P8Q4rNMToKA