Die tragenden Säulen der dualen Berufsausbildung sind neben den ausbildenden Unternehmen die Berufsschulen. Um herauszufinden, wie die Zusammenarbeit der beiden Akteure funktioniert bzw. inwieweit Verbesserungspotenzial besteht, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig im Frühjahr eine Online-Befragung unter ihren Mitgliedsunternehmen im IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) durchgeführt. Daran beteiligten sich 172 Firmen der Region.
Das finden die Unternehmen gut:
Dreiviertel der Unternehmen (76,7%) ist mit der Berufsschulsituation in der Region insgesamt zufrieden bzw. eher zufrieden. · Mehr als die Hälfte (50,7%) der Unternehmen sagt, dass ihnen die Lehrkräfte als Ansprechpartner für den Betrieb zur Verfügung stehen.
Ebenfalls fast die Hälfte der Unternehmen (45,0%) findet, dass die praktische Ausbildung im Betrieb gut durch die theoretische Fundierung in der Berufsschule ergänzt wird.
Insgesamt 91,2% der Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass der Beruf des Berufsschullehrers verantwortungs- und anspruchsvoll ist.
Fast die Hälfte der Unternehmen (49,7%) stimmen der Aussage zu, dass die fachlichen Kenntnisse der Berufsschullehrer auf einem hohen Niveau sind und eine fundierte fachtheoretische Berufsausbildung und Allgemeinbildung ermöglichen. 36,1% sind bei dieser Aussage unentschieden.
Das sehen die Unternehmen kritisch:
Jedes zweite Unternehmen (50,8%) antwortet, dass die Kooperation zwischen Betrieb und Schule verbesserungswürdig ist. · Ein Drittel der Unternehmen kritisiert die nicht ausreichende Zahl qualifizierter Berufsschullehrer in der Region. · Ein Drittel der Unternehmen kritisiert, dass es für die Berufe, die sie ausbilden, in der Nähe kein Berufsschulangebot gibt und der Weg zu anderen Berufsschulen zu weit ist.
Für 26,1% der Unternehmen ist die Sachausstattung der Berufsschulen veraltet oder unzweckmäßig. · Gefragt nach der Unterrichtsversorgung der Berufsschulen in der Region sehen 50,0% der Unternehmen diese als "ausreichend" an (Der Unterricht fällt hin und wieder aus. Ausfallzeiten sind nicht gravierend. Bei Ausfall eines Fachlehrers wird der Unterricht überwiegend durch andere Lehrkräfte vertreten).
37,2% finden die Unterrichtsversorgung "gut", aber immerhin 12,8% "mangelhaft".
Am häufigsten kann in allgemeinbildenden Fächern (78,8%) der Unterrichtsausfall nicht abgedeckt werden. Schwerpunkt sind hier die Fächer "Wirtschaft" und "Fremdsprachen (Englisch)". Auch in den kaufmännischen (50,6%) sowie gewerblich-technischen Fächern (35,3%) gibt es Lücken in der Unterrichtsabdeckung aus Sicht der Unternehmen.
Die Mehrheit der Unternehmen (53,3%) rechnet damit, dass es in Zukunft (bis ca. 2025) einen Lehrermangel an den Berufsschulen der Region geben wird. Als Hauptgrund dafür geben 73,0% der Unternehmen an, dass viele Lehrer altersbedingt ausscheiden und es weniger Nachwuchs gibt. 51,7% der Unternehmen meinen, es würden zu wenige Lehrer eingestellt und dadurch werde es perspektivisch zum Lehrermangel kommen.
Verbesserungsvorschläge von Seiten der Unternehmen:
Um die Unterrichtsversorgung zu sichern, schlagen fast Dreiviertel der Unternehmen (70,8%) vor, vermehrt Seiteneinsteiger aus der Praxis zu werben. Fast die Hälfte (46,8%) meinen dazu, dass mehr Berufsschullehrer ausgebildet werden müssen.
Ein Großteil der Unternehmen (75,3%) stimmt der Aussage zu, dass Berufsschullehrer in regelmäßigen Abständen ein Praktikum in einem Ausbildungsbetrieb absolvieren sollten.
Fast zwei Drittel der Unternehmen (64,3%) stimmen zu, dass die Berufsschulen mehr interaktive Medien im Unterricht einsetzen sollten (z. B. digitale Lernplattformen).
Schlussfolgerungen:
"Ausreichend ist noch nicht gut. Auch wenn die Unternehmen mehrheitlich mit der Unterrichtsversorgung der Berufsschulen zufrieden sind, sind dennoch Investitionen in Sachmittel und zusätzliches Personal nötig. Wenn künftig nicht auf die angemessene Versorgung des Unterrichtes vor allem in den allgemeinbildenden Fächern geachtet wird, leidet die theoretische Grundlagenausbildung der Azubis in den Berufsschulen. Auch muss sich der Unterricht den sich verändernden technischen Lernmöglichkeiten anpassen", konstatiert Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig. "Für ein erhöhtes Praxiswissen der Lehrer, mehr Kooperationen zwischen Berufsschule und Ausbildungsbetrieb sowie ein besseres Verständnis füreinander, sind auch für die Lehrer regelmäßige Praktika in Ausbildungsbetrieben empfehlenswert."
IHK-Umfrage zur Berufsschulsituation in der Region Leipzig
Großer Respekt für Lehrerberuf und Lehrerpraktika in Betrieben befürwortet
09.06.2015 Wirtschaft
Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
Industrie- und Handelskammer zu Leipzig
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LEIPZIGINFO.DE
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