Die HHL Leipzig Graduate School of Management und das Meinungs-forschungsinstitut forsa ermitteln im Rahmen einer neuen Studie, welchen Gemeinwohlbeitrag der Flughafen Leipzig/Halle erbringt. Die Untersuchung vergleicht die Einschätzungen der Allgemeinbevölkerung mit denen von Vertretern und Vertreterinnen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen.
Eine integrierte Gemeinwohlstudie mit dem Titel „Was macht den Flughafen Leipzig/Halle gesellschaftlich wertvoll?“ von der HHL und dem Meinungsforschungsinstitut forsa untersucht, worin der Gemeinwohlbeitrag des Flughafens Leipzig/Halle (LEJ) für die Region besteht und welchen Stellenwert er in der Bevölkerung sowie bei Partnern hat. Der Flughafen Leipzig/Halle ist einer der größten Frachtflughäfen in Europa: Am Airport sowie bei ansässigen Unternehmen und Behörden sind aktuell mehr als 13.000 Menschen beschäftigt. Ziel der HHL-Studie ist es, die gesellschaftlich wahrgenommenen Wertbeiträge des Flughafens zum Gemeinwohl in der Region zu ermitteln und auf dieser Basis ein Gemeinwohlprofil zu erstellen.
Dafür aktualisieren und erweitern die Forschungspartner die erstmals 2022 durchgeführte forsa-Befragung zur Wahrnehmung des LEJ in der Region. Die neue Studie eruiert: Worin besteht der Gemeinwohlbeitrag des Flughafens und welchen Stellenwert hat er in der Bevölkerung und bei einzelnen gesellschaftlichen Gruppen? Welche Spannungsfelder und Potenziale sind in Hinblick auf das Gemeinwohl für den Flughafen erkennbar?
Was macht den Flughafen Leipzig/Halle gesellschaftlich wertvoll?
Die Studie verbindet 30 Einzelinterviews mit einer breiten Umfrage durch forsa. Dabei verfolgt sie einen umfassenden Befragungsansatz Verteter:innen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Verbänden, Medien, Wissenschaft und Kultur.
Aus den Einzelgesprächen des ersten Studienteils geht ein Gemeinwohlprofil mit sechs Gemeinwohlbeiträgen und entsprechenden Subkategorien hervor, denen der integrierende Wert „Das Tor in und für die Welt“ als zentrales Element übergeordnet ist:
- Mobilitätsbedürfnisse erfüllen (Personen- und Frachtverkehrsangebot, zeitliche Flexibilität)
- Erlebnis „Flughafen“ ermöglichen (Service, Arbeitsstätte, Point of Interest)
- Attraktive Infrastruktur bereitstellen (Anbindung, Flächenmanagement)
- Wirtschaftliche Entwicklung fördern (regional- und betriebswirtschaftliche Entwicklung)
- Gute Nachbarschaft pflegen (Lärmschutz, regionale Partnerschaften, Dialog)
- Ökologische Nachhaltigkeit leben
Hinsichtlich des gesellschaftlichen Mehrwerts des Flughafens nannten die Interviewpartner:innen mit Abstand am häufigsten die Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen, am seltensten das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit.
Die breit angelegte forsa-Befragung des zweiten Studienteils unterscheidet anhand der Einschätzungen von 1.059 Bürger:innen der Städte Leipzig und Halle sowie angrenzenden Landkreisen, wie positiv bzw. kritisch die Realisierung der sechs Wertdimensionen, an denen die Rolle des Flughafens für das Gemeinwohl gemessen wird, in der Allgemeinbevölkerung erlebt wird.
Die Studie zeigt, dass es sowohl Diskrepanzen als auch Übereinstimmungen zwischen den Interviewpartner:innen und der Allgemeinbevölkerung gibt. Beim Vergleich beider Gruppen zeigt sich eine Tendenz dahingehend, dass das Urteil der Vertreter:innen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Verbänden, Medien, Wissenschaft und Kultur negativer ausfällt als die Einschätzungen der Allgemeinbevölkerung. Für die einzelnen Wertbeiträge zum Gemeinwohl ergeben sich folgende Ergebnisse:
- Regionale Partnerschaft: Allgemeinbevölkerung (86 Prozent) und Interviewpartner:innen (69 Prozent) nehmen den Flughafen als verlässlichen Partner in der Region wahr.
- Regionalwirtschaftlicher Erfolg: 89 Prozent der Allgemeinbevölkerung stimmen der Aussage, der Flughafen fördere die wirtschaftliche Entwicklung in der Region, tendenziell zu. Die Interviewten sind kritischer: Tendenziell stimmen 57 Prozent zu. 32 Prozent sehen ein Potenzial für weitere Verbesserung in diesem Bereich. 4 Prozent sehen in der Zukunft ein Risiko für diesen Gemeinwohlbeitrag.
- Angebot an Passagierflügen: Die Aussage, der Flughafen verfüge über ein angemessenes Angebot an Passagierflügen, lehnt knapp die Hälfte der Allgemeinbevölkerung (53 Prozent) tendenziell ab. Daran ist sie sich mit den Vertreter:innen der gesellschaftlichen Gruppen einig.
- Ökologische Nachhaltigkeit: Über die Hälfte der Allgemeinbevölkerung (58 Prozent) lehnt die Aussage ab, der Flughafen lebe ökologische Nachhaltigkeit. Die Interviewpartner:innen hielten sich zurück: Nur vier Prozent äußerten sich dazu, weshalb eine Vergleichbarkeit nicht gegeben ist. Sofern sie sich allerdings geäußert haben, dann vor allem in Richtung eines Verbesserungspotenzials.
- Lärmschutz: Der Aussage, der Flughafen setze sich effektiv für den Lärmschutz ein, stimmen 60 Prozent der Allgemeinbevölkerung tendenziell zu, während nur 7 Prozent der Interviewpartner:innen tendenziell zustimmen.
- Betriebswirtschaftlicher Erfolg: In der Allgemeinbevölkerung stimmen 70 Prozent der Befragten der Aussage tendenziell zu, der Flughafen stehe mit Blick auf seine Entwicklung über die Zeit für betriebswirtschaftlichen Erfolg. Bei den Vertreter:innen der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen stimmt niemand dieser Aussage zu, 29 Prozent der Aussagen thematisieren die betriebswirtschaftliche Führung als Schwäche. Fast drei Viertel (71 Prozent) der Nennungen zu dieser Thematik beziehen sich auf Veränderungsbedarfe – sei es als Risiko bzw. als Verbesserungspotenzial.
- Bedürfnisse der jungen Generation: Auffällig ist außerdem, dass jüngere Menschen dem Flughafen tendenziell negativer gegenüberstehen – beispielsweise bei Fragen nach ökologischer Nachhaltigkeit, der Pflege von Nachbarschaftsbeziehungen sowie bezüglich des Angebots an Passagierflügen.
Studienleiter und Gemeinwohlforscher Prof. Dr. Timo Meynhardt zieht ein Fazit: „Der Flughafen Leipzig/Halle ist bei aller Kritik im Detail in der Region fest verankert. Er wird als verlässlicher Partner gesehen, der einen wichtigen Gemeinwohlbeitrag leistet. In Zukunft wird es – so die Studienergebnisse – darauf ankommen, insbesondere die Bedürfnisse der jungen Generation zu beachten. Nur so wird es gelingen, dauerhaft und verantwortungsvoll als „Tor in und für die Welt“ zu bestehen.“