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Blick in die Sonderausstellung "HELD ODER HASSFIGUR? Der Leipziger Liebknecht." (11.8.21-30.1.22) im Haus Böttchergässchen des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Foto: Katja Etzold / SGM
Blick in die Sonderausstellung "HELD ODER HASSFIGUR? Der Leipziger Liebknecht." (11.8.21-30.1.22) im Haus Böttchergässchen des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Foto: Katja Etzold / SGM

Held oder Hassfigur? Der Leipziger Liebknecht

Ausstellung im Themenjahr »Leipzig – Stadt der sozialen Bewegungen« und anlässlich des 150. Geburtstages Liebknechts eröffnet

10.08.2021 Veranstaltungen
Stadtgeschichtliches Museum

KarLi - und sonst nichts? In Leipzig scheint heute nur noch die lebendige Kneipenmeile in der Südvorstadt und die kleine Gedenkstätte in der Braustraße an den bekannten Politiker Karl Liebknecht zu erinnern. Mit seinem Eintreten gegen den Krieg und für eine sozialistische Revolution 1918 war er eine der umstrittensten Persönlichkeiten in Deutschland. Im Rahmen des Themenjahres »Leipzig – Stadt der sozialen Bewegungen« und anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Liebknecht am 13. August präsentiert das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig vom 11. August 2021 bis 30. Januar 2022 die Ausstellung »Held oder Hassfigur? Der Leipziger Liebknecht« im Haus Böttchergäßchen und bietet mit umfangreichem Begleitprogramm im Stadtraum die Möglichkeit des Dialogs mit Leipzigerinnen und Leipzigern.

„Der ambivalente Ausstellungstitel will zeigen, dass Achtung oder Ablehnung der Person Liebknecht immer noch von politischen Ansichten abhängen. Was war er wirklich? Revolutionär oder Zerstörer der bürgerlichen Ordnung und Spalter der Arbeiterbewegung/SPD (im 1. Weltkrieg), Gegner des Militärs oder Anstifter zu einem gewalttätigen kommunistischen Umsturz, nationaler Held in der DDR oder Ikone der SED-Diktatur? Die gespaltene Wahrnehmung verläuft nicht zwischen Ost und West in Deutschland, sondern zwischen politischen Lagern. Unsere Ausstellung setzt sich das Ziel, Karl Liebknecht in seiner Bedeutung und Ambivalenz wiederzuentdecken. Indem wir auch Kritik von Zeitgenossen zeigen, fordern wir die Besucherinnen und Besucher zu einem eigenen Urteil und Dialog auf: Braucht Leipzig mehr Erinnerung an die Arbeiterbewegung?“, so Dr. Johanna Sänger, Kuratorin für Stadtgeschichte ab 1800 im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig.

Im Zentrum der Studioausstellung stehen biographische Ereignisse und wichtige Lebensetappen von Liebknecht. Er verbrachte mit seiner Familie die ersten 20 Lebensjahre in Leipzig. Daher gibt es kaum authentische Erinnerungsstücke an seine Kindheit und Jugend. Lebensorte können in Fotos gezeigt werden. Sein Vater Wilhelm Liebknecht war nicht nur einer der Führer der deutschen Sozialdemokratie, sondern auch gebildeter Schriftsteller. Er stand als Reichstagsabgeordneter im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit – auch als er gemeinsam mit August Bebel und anderen Politikern aus Leipzig ausgewiesen wurde. Karl Liebknechts Elternhaus bildete vor und in der Zeit der Sozialistengesetze 1878-1890 eines der Zentren der deutschen Arbeiterbewegung und der lebendigen Leipziger Arbeiter- und Gegenkultur.

„Die Geschichte gerade auch der Leipziger Arbeiterbewegung war pluraler, widersprüchlicher und relevanter, als es uns allzu parteiliche Geschichtsschreibungen lange glauben machen wollten. Nicht nur Karl Liebknecht hat es verdient, dass wir uns ihrer Leistungen und Errungenschaften ebenso wie ihrer Irrtümer und Vereinnahmungen heute wieder neugierig und vorurteilsfrei annehmen. Im diesjährigen Themenjahr „Leipzig: Stadt der sozialen Bewegungen“ und anlässlich des 150. Geburtstages Liebknechts erinnert die Ausstellung an diese Familiengeschichte und beleuchtet zugleich die bedeutende Rolle Leipzigs bei der Formierung der modernen politischen Landschaft in Deutschland. Mit einem umfangreichen Aktions- und Beteiligungsprogramm laden wir als Museum zudem auch direkt im Stadtraum auf der KarLi zum Dialog mit Leipzigerinnen und Leipzigern ein.“, ergänzt Museumsdirektor Dr. Anselm Hartinger.

Die Ausstellung zeigt seltene historische Dokumente und Fotos, persönliche Gegenstände aus dem Besitz der Familie, wie Kleidungsstücke und die Brille Karl Liebknechts. Dank eines Restaurierungsprojekts sind historische Flugblätter aus dem 1. Weltkrieg zugänglich, von denen man sich einige Kopien selbst mit nach Hause nehmen kann. Darunter auch mehrere der Spartakusgruppe, die von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg oder Franz Mehring mit verfasst wurden.
Die Wahrnehmung des Mordes 1919 zeigt das berühmte „Gedenkblatt für Karl Liebknecht“ (Holzschnitt) von Käthe Kollwitz. Die Verehrung als „Vorkämpfer“ wird in den Büsten Liebknechts von Ruthild Hahne (1951) und Theo Balden (1966/1968) deutlich. Diese Leihgaben aus dem Museum der bildenden Künste Leipzig werden mit historischen Fotos und Dokumenten in Kontext gesetzt.

Die Ausstellung regt dazu an, sich mehr mit dieser politischen Facette der Stadtgeschichte auseinanderzusetzen. Das Ausstellungsteam aus Kuratorin und Vermittlerinnen möchte mit der Ausstellung und dem Aktions-Begleitprogramm bewusst machen, welche Rolle Erinnerungsorte in der Stadt, wie Straßennamen oder Denkmäler, spielen, und lädt zu einer Umfrage und Dialogformaten im Stadtraum ein. Dazu bieten die Stadtführungen zu Fuß und mit dem Rad sowie Aktionen und Veranstaltungen u. a. in Kooperation mit dem naTo e.V. viele Möglichkeiten.

Held oder Hassfigur? Der Leipziger Liebknecht
11.8.2021–30.1.2022, Studioausstellung
Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Haus Böttchergäßchen, Böttchergäßchen 3, 04109 Leipzig

Öffnungszeiten: Di – So, Feiertage 10-18 Uhr, Jeder 3. Do im Monat 12-20 Uhr

Eintritt: Erwachsene 5 €, ermäßigt 2,50 €, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei, Freier Eintritt an
jedem 1. Mittwoch im Monat



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