Die Sanierung der 700 m2 großen Glasfassade des Leipziger Gewandhauses (Nordseite am Augustusplatz) hat in der Woche nach Ostern mit vorbereitenden Arbeiten begonnen. Die Hauptarbeiten erfolgen in der Zeit vom 12. Juli bis 9. September 2021.
Die Sanierung ist nach dem Austausch aller Büro- und Foyerfenster (2015/2016) sowie der Sanierung des Daches und der Fassadendämmung (beide 2009) der letzte Teil der energetischen Ertüchtigung der gesamten Gebäudehülle des vierzig Jahre alten Konzerthauses (eröffnet am 8. Oktober 1981). Die Kosten der Sanierung belaufen sich auf 2,7 Millionen Euro. Die Finanzierung des Projekts erfolgt im engen Zusammenwirken zwischen dem Land Sachsen und der Stadt Leipzig.
Der Austausch der Einscheibenverglasung zu Gunsten einer modernen energieeffizienten UV-Schutz-Verglasung (40 mm) soll die Energiebilanz des Gewandhauses deutlich verbessern helfen und das Deckengemälde von Sieghard Gille vor schädlicher Sonneneinstrahlung besser schützen. Um den optischen Eindruck des Gebäudes und des Gemäldes von außen zu erhalten, wurde das Glas in Absprache mit dem Leipziger Amt für Denkmalschutz und dem Künstler Sieghard Gille ausgewählt.
Die Isolierfähigkeit der neuen Scheiben ist 84% besser im Vergleich zu den 1981 eingebauten Scheiben. Dies bedeutet eine Einsparung von 280.000 kWh/Jahr Wärmeenergie (85.000 kWh/Jahr Kälteenergie). Dadurch werden nicht nur 56 Tonnen CO2-Emissionen im Jahr eingespart, sondern auch voraussichtlich 36.000 EUR jährlich weniger für Energie ausgegeben.
Ausgetauscht werden 54 große Glasscheiben (3,20 x 2,80m) mit einem Gewicht je Scheibe von ca. 550kg (300kg mehr als eine der alten Scheiben). In den Rand- und Seitenbereichen der Fassade werden zusätzlich 36 Glasscheiben verschiedener Größen ausgetauscht. Die Halterungen und auch die Rahmen der Scheiben, die 1981 verbaut wurden, werden bei der aktuellen Sanierung wieder verwendet.
Im April dieses Jahres werden zunächst die Aluverkleidungen abgebaut, um die Aufmaße der Scheiben zu nehmen. Die Hauptarbeiten werden dann in der Zeit vom 12. Juli bis 9. September 2021 durchgeführt. Es ist vorgesehen, dass immer ein senkrechter „Glasstreifen“ der Fassade komplett herausgenommen und sofort mit den neuen Glasscheiben wieder verschlossen wird. Dabei soll immer parallel an zwei Streifen gleichzeitig gearbeitet werden. Außerdem wird das Dämm-Material hinter den Aluverkleidungen erneuert und zusätzlich wird im oberen Teil der Fassade die Rückseite der Verkleidung von den massiven Verunreinigungen gesäubert, die durch Tauben und andere Vögel verursacht wurden. Die Außenarbeiten erflogen mit Hebebühnen und Lastkränen für die Glasscheiben, innen wird die Fassade eingerüstet.
Eine erste Machbarkeitsstudie für dieses Bauprojekt wurde bereits 2017 in Auftrag gegeben, um die Statik des Stahlträger der Fassade sowie den Zustand von Rahmen und Halterungen zu untersuchen. Das Ergebnis hatte gezeigt, dass Statik und Halterungen bereits 1981 für eine dickere Glasstärke ausgebildet waren und deshalb für die anstehende Sanierung fast ohne Änderungen wieder verwendet werden können. Der Baubeschluss zur Umsetzung der Sanierungsmaßnahme wurde am 11. Dezember 2019 im Stadtrat gefasst. Das Ziel der Fertigstellung parallel zur der im Sommer 2020 durchgeführten Bühnensanierung im Großen Saal konnte wegen des zu knappen Zeitplans nicht realisiert werden. Die Bauplanung durch die Firma »Sahlmann&Partner« sowie die öffentliche Ausschreibung erfolgten daher im Dezember 2020. Der Zuschlag wurde am 16. Februar 2021 an die Bietergemeinschaft „Steyer Glas+ Metallbau GmbH“ (Leipzig) und „Glas-Metallbau-Service Günther“ (Borsdorf) erteilt.