Die 242. Saison startet am 16. September 2022 in der Zuversicht, den Gästen ohne dauernde Veränderungen wieder starke emotionale Konzerterlebnisse zu bescheren. Musiker aus den Reihen des Gewandhausorchesters sind dabei als Solisten ebenso zu erleben wie Lang Lang, Igor Levit, Yuja Wang, Gautier Capuçon und viele andere. Neben seiner Mitwirkung bei den Mendelssohn-Festtagen und der Ausrichtung des Mahler-Festivals ist das Gewandhausorchester das Residenzorchester der Osterfestspiele in Salzburg 2023.
Konzertgäste freuen sich oft schon lange vor dem Konzert auf bestimmte Solisten, Dirigenten und Konzertprogramme. Wegen der andauernden pandemiebedingten Absagen und Veränderungen in den letzten beiden Spielzeiten wurden die Klassikfans häufig enttäuscht, weil ihre Lieblingsstücke nicht gespielt oder die Lieblingskünstler nicht auftreten konnten. Die Musik und der Konzertbesuch haben allerdings nichts von ihrer emotionalen Eindrücklichkeit verloren und so starten wir in die 242. Saison in der Hoffnung, dass der eine oder andere enttäuschte Konzertbesucher wieder den Weg ins Gewandhaus findet. In der 242. Spielzeit geben die Dirigenten Antonio Pappano, David Robertson, Petr Popelka und Klaus Mäkelä ihre Debüts am Pult des Gewandhausorchesters. Außerdem freuen wir uns in den Großen Concerten auf Instrumentalsolisten aus den Reihen des Orchesters (Andreas Buschatz Violine, Valentino Worlitzsch Violoncello, Gábor Richter Trompete), die sich in ihren Funktionen als Orchestermusiker bereits in die Herzen der Konzertbesucher gespielt haben.
Herbert Blomstedt setzt seinen Berwald-Schubert-Zyklus fort und bei »Klassik airleben« werden die Gäste Zeuge eines der letzten Konzerte des Schlagzeugers Martin Grubinger: Bereits 2021 hat der Ausnahmekünstler angekündigt, im vierzigsten Lebensjahr seine Bühnenkarriere zu beenden. Im Mai 2023 nun wird er 40 Jahre alt und fasziniert die Gäste im Leipziger Rosental noch einmal mit seiner atemberaubenden Kunst.
Die Spielzeit 2022/2023 im Gewandhaus wird strukturiert von drei großen Festivals, an denen das Gewandhausorchester maßgeblichen Anteil hat: Das Mahler-Festival, zu dem das Gewandhaus im Mai 2023 einlädt, die Mendelssohn-Festtage in Kooperation mit dem Mendelssohn-Haus Leipzig im November 2022 sowie die Osterfestspiele Salzburg.
Das ursprünglich für 2021 geplante Mahler-Festival findet wegen der pandemiebedingten Absage nun mit zweijähriger Verspätung statt. Mit wenigen Änderungen bei den Gastorchestern bietet das Festival jetzt ein noch interessanteres Rahmenprogramm: eine Vortragsreihe mit internationalen Mahler-Spezialisten, Klavierabende mit Michael Wollny und Igor Levit, eine öffentliche Meisterklasse mit Thomas Hampson, Nachtkonzerte mit dem GewandhausChor, dem Vokalensemble amarcord sowie eines mit Gewandhausorganist Michael Schönheit, der gemeinsam mit dem P.A. Hülsenbeck die Musik Mahlers mit Orgel und Live-Elektronik interpretiert, Stadtrundgänge und Filmvorführungen. Bei den Mendelssohn-Festtagen in Kooperation mit dem Mendelssohn-Haus Leipzig wird mit einem erlesenen Festivalprogramm nicht nur an den 175. Todestag des ehemaligen Gewandhauskapellmeisters gedacht, sondern die Eröffnung des Mendelssohn-Hauses vor 25 Jahren durch Kurt Masur gefeiert.
Das dritte Festival der Spielzeit, die Osterfestspiele Salzburg im April 2023, gestaltet das Gewandhausorchester als Residenzorchester unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons mit drei Konzertprogrammen und als Opernorchester einer neu aufgelegten »Tannhäuser«-Inszenierung von Romeo Castellucci. Gewandhausensembles geben drei Kammermusikkonzerte und der DJ und Elektrokünstler Westbam kreiert gemeinsam mit der Mendelssohn-Orchesterakademie ein Richard-Wagner-Projekt. Die sinfonischen Programme der Festspiele sind zuvor auch in Großen Concerten in Leipzig zu hören und Westbam tritt nach der Uraufführung in Salzburg mit seinem Wagner-Abend ebenfalls im Gewandhaus auf.
Gewandhauskomponistin Sofia Gubaidulina und die ehemaligen Gewandhauskomponisten HK Gruber und Jörg Widmann sind in dieser Spielzeit alle mit Werken im Spielplan vertreten. Dabei erklingt nun auch endlich die 2021 wegen der Veranstaltungsuntersagung ausgefallene Uraufführung des gesamten Werks »Kurzgeschichten aus der Oper ›Geschichten aus dem Wiener Wald‹ für Orchester« von HK Gruber. Das Werk ist ein Auftragswerk des Gewandhausorchesters und des Boston Symphony Orchestra (BSO). Die Boston-Woche ist eines der drei Fokus-Themen der kommenden Spielzeit. In diesem Rahmen sollte bereits 2021 der 50. Todestag von Igor Strawinsky gewürdigt werden, was nun nachgeholt wird. Strawinsky schrieb mehrere Werke für das BSO, leitete Uraufführungen und lehrte immer wieder an der nahe gelegenen Harvard University. Ein Konzert mit der Sinfonietta Leipzig unter der Leitung von HK Gruber zum Beispiel präsentiert eine Auswahl von Werken, die einen Überblick über die verschiedenen kompositorischen Phasen in Strawinskys gesamter Schaffenszeit ermöglichen.
Neben Sofia Gubaidulina, die noch eine Spielzeit lang als Gewandhauskomponistin einen Fokus beanspruchen darf, wird der Leipziger Salonkultur der dritte Fokus gewidmet. Diese bürgerliche Salonkultur spielte keine geringe Rolle für die Etablierung Leipzigs als internationale Musikstadt. Eine interessante Vertreterin dieser Salonkultur war die Komponistin Ethel Smyth, die in Leipzig Musik studierte und hier enge Kontakte zu Grieg, Tschaikowski, Brahms und Clara Schumann pflegte.
Neben den Hauptwerken aus dem Zentrum des Gewandhausorchester-Repertoires stehen wieder Ur- und Erstaufführungen auf dem Programm (Thierry Escaich, HK Gruber, Detlev Glanert) und auch eine Hand voll Raritäten, die nur selten auf den Spielplänen zu finden sind: Schumanns »Paradies und die Peri« erklingt unter der Leitung von Philippe Herreweghe, »Harmonielehre« von John Adams, mittlerweile ein Klassiker der Minimal Music, stand bislang noch nie auf dem Spielplan des Gewandhausorchesters und selbst das vom Gewandhausorchester 1928 unter Wilhelm Furtwängler uraufgeführte Orgelkonzert von Walter Braunfels wurde seither nie mehr vom Gewandhausorchester aufgeführt. Das ebenfalls sehr selten aufgeführte Melodram »Enoch Arden« von Richard Strauss interpretieren Isabel Karajan und Omer Meir Wellber als Sprecher gemeinsam mit dem Pianisten Daniel Ciobanu. Im Spielplan sind außerdem zahlreiche Werke von Max Reger anlässlich seines 150. Geburtstages zu hören sowie Kammermusik der kroatischen Komponistin Dora Pejačević zu ihrem 100. Todestag.
Das erweiterte Musikvermittlungsprogramm mit spannenden Formaten ist wieder eng an den Spielplan angebunden. So sind etwa erneut interessante Gesprächspartner zum »Perspektivwechsel« nach Großen Concerten zu Gast und das Musikcafé lädt zu anregenden Kammermusiken bei Kaffee und Kuchen. Zahlreiche hochkarätige Klavierabende stehen auf dem Programm, die ab kommender Spielzeit sowohl im Großen Saal (Rudolf Buchbinder/Nikolaj Szeps-Znaider, Martha Argerich/Sophie Pacini, Jean-Yves Thibaudet) als auch im Mendelssohn-Saal (Pierre-Laurent Aimard, Sergei Babayan) stattfinden werden. Daneben präsentiert die Reihe »Steinway-Preisträgerkonzerte« drei Nachwuchspianisten, die 2021 bei internationalen Festivals erste Preise errungen haben.
Die Gewandhausorgel spielt eine besondere Rolle beim Mahler-Festival mit den Adaptionen der 5. und 6. Sinfonie von Mahler sowie dem Nachtkonzert mit Michael Schönheit und P.A. Hülsenbeck. Sie kommt auch bei den Mendelssohn-Festtagen zum Einsatz, darüber hinaus ist der Orgelspielplan von Michael Schönheit maßgeblich durch die Hommage an Max Reger zum 150. Geburtstag geprägt. Auch die Aktivitäten der Gewandhauschöre sind wieder vielfältig, darunter am Saisonende eine Aufführung von Bachs h-Moll-Messe mit dem GewandhausChor und Gästen unter der Leitung von Gregor Meyer.
Für regelmäßige Konzertbesucher wird das klassische Serien-Abonnement wieder angeboten und die beliebte Gewandhaus-Card 20, 50 & 100 als zusätzliches Angebot weitergeführt.