"Fucking Truffaut" wurde von Bliadski Circus Queelective (PL/UKR) für das Maxim Gorki Theater erarbeitet. Die Theaterproduktion stellt unter der Leitung der ukrainischen Regisseurin Roza Sarkisian Fragen wie: Können wir neue Narrative des Kriegsdiskurses erforschen und entdecken? Das Gastspiel ist in der Schaubühne Lindenfels in englischer und ukrainischer Sprache mit deutscher Übertitelung zu erleben.
Fr, 15. und Sa, 16. November 2024 | jeweils 20 Uhr im Ballsaal der Schaubühne Lindenfels
„Every film about war ends up being pro-war” (François Truffaut)
Ist kritische Kunst möglich in Zeiten, in denen die gesamte Kultur auf eine Propagandaschiene gebracht wurde? Wie kann man dem Kreislauf der Reproduktion des künstlerisch-militaristischen Diskurses entkommen? Braucht die Gesellschaft das Theater, wenn Kamikaze-Drohnen über unsere Köpfe hinwegfliegen? Um die Antworten auf diese Fragen zu erforschen, geht die Praxis von Bliadski Circus Queelective nicht von einem Diskurs des Traumas aus, sondern von einer Performance der Möglichkeiten. Dadurch stellt Queelective Kriegsdiskurse, -erfahrungen und -darstellungen auf den Kopf. Der besondere Gast des Abends ist Antonina Romanova – eine ukrainische queere Künstlerin und trans Soldatin –, die sich über das Internet mit dem Publikum verbinden wird.
Roza Sarkisian ist Absolventin der Theaterregie an der Nationalen Kunstuniversität in Charkiw und der politischen Soziologie an der Universität Karazin in Charkiw. Sarkisian ist Preisträgerin des vom British Council in der Ukraine organisierten Wettbewerbs „Taking the Stage 2017“, der Auszeichnung „Persönlichkeit des Jahres der Stadt Lviv 2018“ in der Kategorie Theater und erhielt ein Künstlerstipendium des Präsidenten der Ukraine (2019/2020). In Polen realisierte Sarkisian ihre Aufführungen und Projekte im Teatr Powszechny in Warschau im Rahmen des Festivals „Close Strangers“. Die von Sarkisian dort inszenierte Theaterproduktion „Radio Mariija“ wurde in renommierten Theaterrankings als eines der wichtigsten Theaterereignisse des Jahres 2022 in Polen anerkannt. Zu ihren Werken gehört auch „Ship. Bridge. Körper“, eine Koproduktion der Schaubühne Lindenfels, deren Kyjiwer Partnertheaters Theatre Dramaturhiv und des Festspielhauses Hellerau in Dresden von 2023.
Roza Sarkisians Produktionen konzentrieren sich auf Themen wie kollektive und individuelle Erinnerung, nationale Identität, Nicht-Normativität, Macht und soziale Unterdrückung. Sie kombiniert radikale Vorstellungskraft mit Strategien der Queer Art, wobei sie oft Techniken des Theaters mit eigenen Ideen, persönliche Geschichten und Elemente des (post-)dokumentarischen Theaters und der Autoethnografie einsetzt, um persönliche Erfahrungen mit breiteren sozialen Kontexten zu verbinden und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zu erkunden. In ihrer Arbeit mit professionellen und nicht-professionellen Schauspielern überdenkt sie konventionelle Ästhetiken, führt neue Denkweisen ein und schafft Raum für alternative Erzählungen.
Eine Produktion vom Bliadski Circus Queelective und Fundacja Reska in Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin und dem Teatr Dramatyczny Warschau.