Das Fürstenhaus an der Ecke der Grimmaischen Straße/Universitätsstraße galt als eines der wichtigsten Renaissance-Gebäude Mitteldeutschlands. Seinen Namen verdankt es der Tatsache, dass 1612 vier Altenburger Prinzen, Söhne Friedrich Wilhelms I. von Sachsen-Weimar und künftige Herzöge des frisch begründeten Herzogtums Sachsen-Altenburg, während ihres Studiums hier logierten. Errichtet hatte es 1558 der Baumeister Paul Widemann, der auch am Alten Rathaus in Leipzig beteiligt war. Den auffälligsten Schmuck des Hauses bildeten die beiden Runderker aus Rochlitzer Porphyr an der Nordost- und Nordwestecke. Sie zeigten Wappen und Profilbildnisse, gerahmt durch feinste Renaissanceornamentik.
Im Jahre 1648 erwarb die Universität Leipzig das Fürstenhaus. In der Folge zumeist vermietet, diente es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Kaufhaus. In der Bombennacht vom 4. Dezember 1943 wurde der Bau bis auf die Grundmauern zerstört, allerdings zeigen Fotografien und Grafiken der Nachkriegszeit noch den aus den Trümmern herausragenden Treppenturm. Nachdem Bruchstücke der beiden Erker über mehrere Jahrzehnte in der Moritzbastei eingelagert worden waren, ließ die Leipziger Stadtverwaltung in den 1980er Jahren bei der Dresdner Steinmetzfirma Julius Hempel eine Replik aus Rochlitzer Porphyr anfertigen. Diese wurde am diagonal gegenüberliegenden Eckhaus Grimmaische Straße 17, einem Neubau der 1980er Jahre, angebracht. Die Originalfragmente dagegen verblieben, wie erst in jüngerer Zeit bekannt wurde, auf dem Werkhof der Dresdener Steinmetzfirma, von wo aus die Kustodie sie 2011 an die Universität Leipzig zurückführte.
„Nach dem erfolgreichen Abschluss des Epitaph-Projekts ist nun die Zeit gekommen, sich diesem wichtigen Kunstschatz zu widmen“, sagt der Kustos der Universität, Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen. Mit der Erarbeitung von Gestaltungsvorschlägen im Treppenhaus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wurde der bekannte Leipziger Ausstellungsgestalter Heinz-Jürgen Böhme beauftragt. Die Bruchstücke sollen auf einer 4 mal 8 Meter messenden Wand präsentiert werden. „Die Universität Leipzig ist sehr dankbar für die Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig. Allein tun wir uns schwer, ein solches Projekt finanziell zu stemmen,“ betont Rektorin Prof. Dr. Beate A. Schücking.
Die Anbringung auf dem Areal des einstigen Renaissancegebäudes soll mit einer umfangreichen Erläuterung, einem kunsthistorischen Seminar, einer Ausstellung in der Galerie im Neuen Augusteum sowie einer Begleitpublikation einhergehen. „Das Fürstenhaus mit seinen Erkern war für Leipzig künstlerisch und historisch von besonderer Bedeutung. Gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig hat sich unsere Stiftung daher entschlossen, die Universität nach unserer Förderung des Epitaph-Projektes bei diesem wichtigen Vorhaben erneut zu unterstützen“, begründet Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung die Entscheidung. „Architektur ist in Stein geformte Geschichte. Dass die Fragmente der beiden Renaissanceerker des zerstörten Leipziger Fürstenhauses bis heute bewahrt worden sind, ist sowohl für unsere Stadt als auch für die Kunstgeschichte ein echter Glücksfall. Wir waren – gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung – von Anfang an von der Restaurierung begeistert. Deshalb unterstützen wir dieses Projekt gern. Damit bleiben die Renaissanceerker als Zeitzeugen der wechselvollen Geschichte unserer Stadt erhalten,“ erklärt Dr. Harald Langenfeld, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Leipzig.
Auf der Basis der nun gesicherten Finanzierung können zunächst die Restaurierung und in einem zweiten Schritt die Anbringung im Treppenhaus der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität in Angriff genommen werden. Angesichts einer nur sehr partiellen Überlieferung der beiden Erker ist geplant, die Fragmente in Art eines Lapidariums zu präsentieren, um deren hohe bildhauerische Qualität hervorzuheben.