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Father: Dokumentarfilm China 2020
Father: Dokumentarfilm China 2020

„Father“ erhält Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb bei DOK Leipzig

Feierliche Preisverleihung der Goldenen und Silbernen Tauben fand am Samstagabend vor Publikum im CineStar statt

30.10.2021 Veranstaltungen
DOK Leipzig

Die Preisträgerfilme der 64. Ausgabe von DOK Leipzig stehen fest. Die feierliche Preisverleihung der Goldenen und Silbernen Tauben fand am Samstagabend vor Publikum im Leipziger CineStar statt.

Der chinesische Dokumentarfilm „Father“ von Wei Deng hat die Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm gewonnen. Das Langfilmdebüt des Filmemachers ist ein Generationenporträt über seinen Vater und seinen Großvater, das von Tradition und Veränderung in der chinesischen Gesellschaft erzählt. „Ehrlich, ergreifend und eindringlich – die Erzählung geht über das für die Augen Sichtbare hinaus. Sie zeigt die Komplexität des Lebens und wird zur reinen Hommage an die Menschlichkeit“, heißt es in der Jurybegründung. Die Goldene Taube ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 2013 gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk. Überreicht wurde der Preis von Dr. Ulrich Brochhagen, Leiter der Redaktion Geschichte, Dokumentationen und Osteuropa. Der Gewinnerfilm der Goldenen Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm qualifiziert sich für die Nominierung der jährlich vergebenen ACADEMY AWARDS®, vorausgesetzt er erfüllt die Vorgaben der Academy.

Die Silberne Taube für den besten langen Dokumentar- oder Animationsfilm einer Nachwuchsregisseurin oder eines Nachwuchsregisseurs im Internationalen Wettbewerb ging an Karol Pałka für seinen ersten Langfilm „Bucolic“. Die polnische Dokumentarfilmproduktion begleitet eine Mutter und ihre Tochter bei ihrem abgeschiedenen Leben auf dem Land. Die Jury zeigte sich beeindruckt von dem „frischen und innovativen Ansatz des Regisseurs“ und hob „die sensible Darstellung der Charaktere“ in dem Film hervor. „Er bewegt sich mühelos und mit äußerster Zartheit und Zurückhaltung durch eine magische Welt“, so die Juror*innen. Gestiftet wurde der Preis in Verbindung mit 6.000 Euro von 3sat. Nathalie Müller-Elmau, 3sat-Koordinatorin im ZDF, überreichte die Silberne Taube an den Regisseur.

Über die Gewinner der Langfilme im Internationalen Wettbewerb entschieden Grit Lemke, Anocha Suwichakornpong, Alex Szalat, Katarína Tomková und Raed Yassin. Lobende Erwähnungen der Jury erhielten der Dokumentarfilm „Republic of Silence“ von Diana El Jeiroudi sowie Sarah Noa Bozenhardt und Daniel Abate Tilahun für „among us women“.

Im Deutschen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm wurde „A Sound of My Own“ von Rebecca Zehr mit der Goldenen Taube ausgezeichnet. Der Dokumentarfilm begleitet die Musikerin Marja Burchard, die als Bandleaderin des legendären Krautrock-Kollektivs Embryo die Tradition ihres Vaters fortführt und gleichzeitig ihren eigenen musikalischen Weg in einer von Männern dominierten Branche sucht. „Unterschiedliche Materialitäten und Fragmente fügen sich leichtfüßig spielerisch zu einer Komposition zusammen. Dabei weiß die Montage um die spezifische Zeitlichkeit des Kinos“, so die Juror*innen Carsten Möller, Gudrun Sommer und Maria Speth. „Auf der Bild- und auf der Tonebene überzeugt dieses außergewöhnliche Künstlerinnenporträt in der Art und Weise, wie sich die musikalische und die dokumentarische Filmkunst begegnen.“ Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wurde anteilig gestiftet von der Weltkino Filmverleih GmbH. David Forcht vom Weltkino Filmverleih überreichte bei der Preisverleihung die Goldene Taube an die Filmemacherin.

Die Goldene Taube im Wettbewerb um den Publikumspreis langer Dokumentar- und Animationsfilm in Verbindung mit 3.000 Euro verlieh die Publikumsjury an Nikola Ilić und Corina Schwingruber Ilić für „Dida“. Im Zentrum des Films steht die Mutter des Regisseurs, die in Serbien lebt, aufgrund einer Lernschwäche auf ihre Mutter angewiesen ist und sich gleichzeitig nach Unabhängigkeit sehnt. Ein Blick auf eine Familie im Umbruch. „Der Film wirft verschiedene Fragen auf: Wer ist Kind, wer ist erwachsen? Wie kann man autonom leben, wie kann man Verantwortung für einen hilfebedürftigen Menschen übernehmen? Vor allem aber strahlt der Film Wärme, Humor und viel Freude aus“, heißt es in der Jurybegründung.

Im Internationalen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm entschieden Gugi Gumilang, Marina Kožul und Izabela Plucińska über die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Goldenen Tauben. Als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde „Abyssal“ von Alejandro Alonso, die dokumentarische Beobachtung eines Schiffsschrottplatzes in Westkuba. Die Auszeichnung für den besten Animationsfilm erhielt Marta Pajek für „Impossible Figures and Other Stories I“, eine komplexe Verhandlung von Vergänglichkeit, Leben und Tod. Auch diese Gewinnerfilme qualifizieren sich für die Nominierung der jährlich vergebenen ACADEMY AWARDS®, vorausgesetzt sie erfüllen die Vorgaben der Academy. Eine lobende Erwähnung erhielt die indonesische Produktion „Tellurian Drama“ von Riar Rizaldi.

Die Silberne Taube im Deutschen Wettbewerb kurzer Dokumentar- und Animationsfilm, verbunden mit einem Preisgeld von 1.500 Euro, ging an Tang Han für ihren Dokumentarfilm „Pink Mao“, eine Analyse des 100-Yuan-Scheins, der größten Renminbi-Banknote in der Volksrepublik China. Eine lobende Erwähnung erhielt der animierte Kurzfilm „Glückspfad“ von Jakob Werner, Thea Sparmeier und Pauline Cremer über weibliche Körperbehaarung.

Die Silberne Taube im Wettbewerb um den Publikumspreis kurzer Dokumentar- und Animationsfilm erhielt Diana Cam Van Nguyen für ihren Animationsfilm „Love, Dad“, in dem eine junge Frau auf einen 15 Jahre zuvor im Gefängnis verfassten Brief ihres Vaters stößt. Der Preis in Verbindung mit 1.500 Euro wurde gestiftet von der Leipziger Gesellschaft zur Förderung der Filmkunst e.V.. Der stellvertretende Vorsitzende Jens Kesseler überreichte die Silberne Taube der Filmemacherin.

Partnerpreise für Dokumentar- und Animationsfilme aus den Wettbewerben

Bereits am Samstagnachmittag wurden im Regina Palast zahlreiche Partnerpreise verliehen.

Der DEFA-Förderpreis in Verbindung mit 4.000 Euro, gestiftet von der DEFA-Stiftung, ging an „Nasim“ von Ole Jacobs und Arne Büttner, das Porträt einer afghanischen Frau und ihrer Familie im Geflüchtetenlager Moria auf der griechischen Insel Lesbos. Eine lobende Erwähnung erhielten Jakob Krese und Danilo do Carmo für „Lo que queda en el camino“.

Auch der ver.di-Preis für Solidarität, Menschlichkeit und Fairness, verbunden mit 2.500 Euro, wurde an „Nasim“ vergeben.

Den MDR-Filmpreis in Höhe von 3.000 Euro für einen herausragenden osteuropäischen Dokumentarfilm erhielt die polnische Produktion „The Balcony Movie“ von Paweł Łoziński, der über zwei Jahre von seinem Balkon hinab die Menschen filmte, die vorbeigingen und mit ihnen ins Gespräch kam.

Der Filmpreis Leipziger Ring ehrt einen Dokumentarfilm über Menschenrechte, Demokratie und bürgerschaftliches Engagement, wird gestiftet von der Stiftung Friedliche Revolution und ist versehen mit einem Preisgeld von 2.500 Euro. Der Preis ging in diesem Jahr an Rami Farah und Signe Byrge Sørensen für „Our Memory Belongs to Us“. Darin rekapitulieren syrische Aktivisten von Paris aus anhand von Video-Clips ihre Erfahrungen im syrischen Bürgerkrieg.

Mit dem Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts wurde der Dokumentarfilm „Republic of Silence“ von Diana El Jeiroudi ausgezeichnet, der mithilfe einer komplexen Montage den Zerfall Syriens und das Leben im deutschen Exil fasst. Die Auszeichnung ist verbunden mit einem Preisgeld von 2.000 Euro und dem Ankauf der Lizenz und der Untertitelung in acht Sprachen.

Der Young Eyes Film Award, dotiert mit 2.000 Euro und gestiftet von der Leipziger Stadtbau AG, ging an Johanna Seggelke für ihre Coming-of-Age-Story „Reality Must Be Addressed“. Vergeben wurde die Auszeichnung von der Jugendjury in Kooperation mit der Filmschule Leipzig e.V..

Den Preis der Interreligiösen Jury, dotiert mit 1.750 Euro, erhielt Cléo Cohen für ihren Film „May God Be with You“, in dem sie versucht, ihr arabisches und ihr jüdisches Ich durch die Befragung ihrer Großeltern miteinander zu versöhnen. Der Preis wird gespendet vom Interreligiösen Runden Tisch Leipzig, dem Oratorium zu Leipzig und den VCH-Hotels Deutschland GmbH – im Verband Christlicher Hoteliers e. V. einschließlich des Hotels MICHAELIS Leipzig.

Mit dem Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI Preis) wurde „Words of Negroes“ ausgezeichnet. Die Regisseurin Sylvaine Dampierre lässt darin die Arbeiter einer Zuckerraffinerie in Guadeloupe Passagen aus den Protokollen eines Gerichtsprozesses von 1842 reinszenieren, in denen Sklaven gegen ihren gewalttätigen Herren aussagten.

Den mephisto 97.6 Preis erhielt Mahboobeh Kalaee für den iranischen Animationsfilm „The Fourth Wall“, in dem ein stotternder Junge eine Küche in einen fantastischen Kosmos verwandelt.

Der Preis Gedanken-Aufschluss ging an „Die Odyssee“ von Florence Miailhe. Die Auszeichnung wurde vergeben von einer Jury aus Strafgefangenen der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen.

Auszeichnungen im Rahmen von DOK Industry

Im Rahmen der Branchenplattform DOK Industry wurden fünf Preise bereits in der Festivalwoche vergeben.

Verliehen im DOK Co-Pro Market:

Sächsischer Preis für das beste Dokumentarfilmprojekt einer Regisseurin (dotiert mit 5.000 Euro): „Broken Flowers“ von Sarvnaz Alambeigi (Iran)
Preisstifter: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus

Current Time TV Award (dotiert mit 1.500 Euro): „Cadillac Dreams“ von Elene Mikaberidze (Georgia, France)
Preisstifter: Current Time TV

The EWA Diverse Voices Award (dotiert mit 1.000 Euro und einer einjährigen Mentorinnenschaft durch DOK Leipzig): „The Woman Who Poked the Leopard” von Patience Nitumwesiga (Uganda)
Preisstifter: EWA – European Women’s Audiovisual Network

Verliehen bei DOK Preview Germany:

D-Facto Motion Works-in-Progress Prize (Sachleistung im Wert von 10.000 Euro): „President’s Tailor – From Auschwitz to the White House“ von Rick Minnich (Deutschland, USA)
Preisstifter: D-Facto Motion GmbH

Erstmals bei DOK Short n´ Sweet verliehen:

Square Eyes Festival Consultation Award (für eine Festivalstrategieberatung durch Square Eyes): „Me & Her” von Eldar Basmanov & Ahmed Fouad Ragab (Estland, Russland, Ägypten)
Preisstifter: Square Eyes

Insgesamt wurden in der Festivalwoche in den Leipziger Spielstätten rund 170 Filme und Extended-Reality-Arbeiten gezeigt.

Nach dem Festival ist vom 1.11. – 14.11.2021 eine Auswahl der Filme auch deutschlandweit online im DOK Stream zu sehen, darunter alle Gewinnerfilme der Goldenen und Silbernen Tauben.



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