Zusammen mit der GEDOK Leipzig ist ein Interventionsprojekt in den vergangenen Monaten erarbeitet wurden, dass vom 30.09. bis 29.11.2020 unter dem Titel „UNERZÄHLT und UNBEZAHLBAR“ in den historischen Räume des Alten Rathaus 20 künstlerische Positionen und Arbeiten in Kontext zur Ständigen Ausstellung stellt. Das Thema: Die vorherrschende Unsichtbarkeit von Frauen in der Geschichte.
„Eine wahrhaftige und empathische Stadtgeschichte für morgen setzt unser aller Neugier und Offenheit voraus. Und sie erfordert den solidarischen Blick für unterrepräsentierte Themen und Akteure auch der Leipziger Historie. Der bevorstehende Umbau der historischen Festsaaletage des Alten Rathauses ist da für uns eine Chance, mit einer künstlerischen Intervention experimentell eine Bresche in die allzu männlich dominierte Präsentation zu schlagen und so die Möglichkeiten für künftig stärker multiperspektivische Erzählungen zu erkunden“, so. Dr. Anselm Hartinger
Traditionell erzählen in historischen Räumen des ersten Obergeschosses im Alten Rathaus zahlreiche Gemälde und Kostbarkeiten aus vielen Jahrhunderten die Geschichte Leipzigs. Aber eigentlich ist es fast immer nur die eine Hälfte der Geschichte! Kurfürsten und Könige, Ratsherren und Bürgermeister, Professoren, Komponisten und Dichter – und kaum eine Frau darunter...
Die 20 Künstlerinnen aller Sparten – bildende, angewandte und darstellende Kunst, Musikerinnen, Schriftstellerinnen, Performerinnen, Videokünstlerinnen – der GEDOK Mitteldeutschland füllen nach einem Jurywettbewerb einige dieser „Leerstellen“ mit künstlerischen Mitteln und Fragestellungen. Sie regen dazu an, das Altbekannte und Vertraute neu zu befragen und anders zu sehen. Dabei ist das Themenspektrum genauso breit wie die künstlerischen Herangehensweisen. Die Bildsprache reicht von der intimen Zeichnung über Fotografie, Malerei und Installation bis zu Klang-Projektionen. Subtile Andeutungen stehen neben der provokanten Rückeroberung allzulang Männern vorbehaltener Positionen. Es werden profilierte Frauen der Kulturgeschichte in Erinnerung gerufen wie die Theater-Reformerin Friederike Caroline Neuber oder die Astronomin Marie Cunitz. Erinnert wird an dunkle Seiten der Geschichte, die auch hier im Rathaus verhandelt wurden: Hexenverfolgung, Todesurteile, Femizide.
„Für die Künstlerinnen und Mitstreiter*innen der GEDOK Mitteldeutschland ist dies eine besondere Möglichkeit, neben der künstlerischen Herausforderung, besonders den inhaltlichen Fokus ihres jahrelangen Engagements für die Gleichstellung der Frauen in der Gesellschaft zu lenken. Diese Verbindung ist einzigartig, denn meist passiert die inhaltliche Arbeit im Hintergrund, in Gremien, Netzwerken, Foren usw. Die Themen unserer jährlichen Projekte und Ausstellungen widmen sich natürlich auch diesen Themen. Doch in diesem Fall ist die künstlerische Intervention am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, kurz vor der geplanten Modernisierung des Museums, uns damit hoffentlich ein Impuls für die weitere Überarbeitung der musealen Geschichtsaufarbeitung.“, so Michaela Weber, Projektverantwortliche der GEDOK Mitteldeutschland e.V.
Daneben werden die vielen unbekannten Frauen gewürdigt, ohne deren meist unbezahlte Arbeit Geschichte gar nicht hätte stattfinden können – Hebammen, Großmütter und Mütter, Diakonissen und viele mehr.
Beteiligte Künstlerinnen: Doris Baum | Anja Böttger | Maria Cornelia | Angelika Dietzel Brunhild Fischer & Olaf Klimpel | Mandy Gehrt | Sylvia Gerlach | Petra Herrmann | Deborah Jeromin | Gisela Kohl-Eppelt | Kerstin Krieg | Sibylle Kuhne & Mona Ragy Enayat | Carola Lantermann | Ursula Nollau | Jutta Pillat | Sigrid Schmidt | Dagmar Zehnel | Katharina Zönnchen