Die 13. Jüdische Woche findet in Leipzig in diesem Jahr unter dem Motto „L’dor v‘dor – Von Generation zu Generation“ statt. Aus diesem Anlass holt das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig die Geschichte einer besonderen Leipziger Familie in die Gegenwart der Stadt zurück. Drei Generationen der jüdischen Familie Chamizer und deren Lebenswege zwischen Deutschland und Israel werden in der Ausstellung "L’dor v‘dor – Von Generation zu Generation. Familie Chamizer aus Leipzig" anhand bisher unzugänglicher Kunstwerke und Fotografien vorgestellt.
Das künstlerische Schaffen der Familie nahm mit dem 1882 geborenen Raphael Chamizer seinen Anfang. Der Sohn des Orientalisten Moritz Chamizer praktizierte als Arzt in Leipzig, beschäftigte sich aber seit seinem 43. Lebensjahr mit Kunst und bildete sich in seiner Freizeit autodidaktisch zum Bildhauer aus. Bereits drei Jahre später, im Jahr 1927, konnte Raphael Chamizer seine erste Ausstellung im Museum der bildenden Künste realisieren.
Die Chamizers lebten bis 1938 in ihrer Heimatstadt Leipzig. Danach emigrierten sie unter dem Verfolgungsdruck der Nationalsozialisten nach Israel. Ein neues Leben musste beginnen. Raphael eröffnete wieder eine Arztpraxis, gab seine Leidenschaft als Bildhauer aber nicht auf: Er präsentierte seine Werke im Tel Aviv Museum of Art. Die Söhne Immanuel und Gideon erbten das künstlerische Geschick des Vaters, wurden Maler und Kunstkeramiker und eröffneten in Israel eine Werkstatt für Kunsthandwerk.
1948 traf ein Schicksalsschlag die Familie: Immanuel kam als Soldat im arabischen-israelischen Krieg ums Leben.
Gideon ging in den 1960er Jahren in die Bundesrepublik Deutschland zurück, leitete die therapeutische Keramikwerkstatt in den von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel (Bielefeld) und arbeitete zugleich erfolgreich als freier Künstler.
Auch Immanuels Sohn Dan, der beim Tod des Vaters erst ein Jahr alt war, erbte die künstlerische Begabung der Familie. Er wurde ein bekannter Radiomoderator und Filmemacher in Israel und ist heute als Konzeptkünstler im Künstlerdorf Ein Hod bei Haifa tätig. Für die Ausstellung in Leipzig drehte er ein Künstlervideo, inspiriert von seiner Familiengeschichte.
Dan Chamizer überreicht der Stadt Leipzig aus Anlass der Ausstellung fünf originale Künstlerbücher seines Vaters als Geschenk. Diese entstanden zwischen 1928 und 1932 in Leipzig und auf Reisen und zeigen Aquarelle, Drucke oder auch Zeichnungen. Die Texte und Gedichte dazu weisen eine erstaunliche Weitsicht und Reife des damals noch jugendlichen Immanuels auf: Sie sind zeitkritisch, ironisch, manchmal auch satirisch.