Verein und Universität können damit den Wunsch Elisabeth von Sachsens, in der Universitätskirche bestattet zu werden, zumindest in symbolischer Weise nochmals zur Geltung bringen. „Ich bin sehr glücklich über die Förderung seitens des Paulinervereins und das nun aufgeschlagene neue Kapitel. Dem Verein gilt unser herzlicher Dank!“, sagt Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universität Leipzig. „Wir sind stolz darauf, zu dieser Rückführung und Wiederaufstellung einen wichtigen Beitrag leisten zu können“, betont Wilfried Richard, Vorsitzender des Paulinervereins. „Eines unserer Vereinsziele, die Rückführung der Kunstwerke in die Universitätskirche, wird hier in guter Kooperation mit der Universität umgesetzt.“
Elisabeth, die Ehefrau von Kurfürst Ernst von Sachsen, eine geborene von Wittelsbach aus Bayern, hatte die Kirche ausdrücklich zu ihrem Bestattungsort erwählt. Nach der Leipziger Teilung von 1485 wurde sie zur Stammmutter der Ernestinischen Linie. Zu ihren Nachkommen zählt auch das englische Königshaus. „Zu ihrem Gedächtnis war das erste Metallgrabmal aus Bronze der Paulinerkirche erschaffen worden, eine für damalige Verhältnisse aufwändige und kostspielige Lösung“, erläutert Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, Kustos der Kunstsammlung und Leiter der Kustodie der Universität Leipzig. „Die lebensgroße Darstellung der Erinnerten wurde auch nicht gegossen, sondern kalt mit Meißeln in die aus sechs Teilstücken zusammengenietete große Platte getrieben.“ Das Kunstwerk folge dem Schema mittelalterlicher Grabplatten: außen eine umlaufende Inschrift mit Lebens und Sterbedaten, in den Ecken „Tondi“ (Rundbilder) mit den vier Evangelisten-Symbolen und im Zentrum eine Darstellung der Erinnerten. „Ursprünglich flach im Kirchenboden verlegt, wurde die Bronzeplatte spätestens in der Völkerschlachtzeit aufgenommen und in einem Eichenholzrahmen senkrecht hängend an der Wand präsentiert.“
In den Tagen vor der Kirchensprengung am 30. Mai 1968 war die Bronzeplatte zusammen mit anderem Kunstgut geborgen worden. Auf Initiative des Instituts für Denkmalpflege in Dresden wurde sie ab 1987 zusammen mit anderen mittelalterlichen Kunstwerken in der Leipziger Thomaskirche präsentiert. Nach der Fertigstellung des Paulinums – Aula und Universitätskirche St. Pauli 2017 machten sich verschiedene Leipziger:innen für die Rückkehr des Denkmals an den angestammten Ort stark, darunter auch Brigitte Kempe († 2020), ehemals Vorsitzende des Ortskuratoriums Leipzig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Nach einem befürwortenden Beschluss der Kunstkommission der Universität wurde das Kunstwerk zum Jahresende 2022 von der Thomasgemeinde zurückerbeten. Die Rückgabe erfolgte den Regularien des Leihvertrages zufolge dann im Januar 2024.
Nun wird die Oberfläche von der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher behutsam gereinigt und konserviert. Grobe Beschädigungen wie Kratzspuren werden dabei retuschiert, für die Objekthistorie bedeutsame Spuren, beispielsweise Bergungsnummern, hingegen belassen. Parallel dazu wurde die Gestaltung eines Sockels beauftragt. Künftig soll das Werk wieder liegend in der Nordostecke des Altarbereichs im Paulinum präsentiert werden und so auf die verlorenen Bodengräber verweisen.
Der Paulinerverein hat sich jüngst zur Finanzierung der Maßnahme entschlossen und 25.000 Euro gespendet. Die Rektorin der Universität, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, und der Vorsitzende des Paulinervereins, Wilfried Richard, zeigten sich bei einem Ortstermin im Atelier der Restauratorin übereinstimmend hochzufrieden über diese Zusammenarbeit.