Auch wenn der Spielbetrieb seit 17. Januar 2022 wieder aufgenommen werden konnte, setzt das Gewandhaus zu Leipzig die Audiostreams auf www.gewandhausorchester.de fort. Noch immer können oder wollen nicht alle interessierten Konzertgäste ins Gewandhaus kommen; sei es, weil die Platzkapazität beschränkt ist oder weil die Gäste weiterhin vorsichtig sind, sich in größeren Menschengruppen zu bewegen. Es gibt also weiterhin gute Gründe, mit dem Audiostream neu produzierte Musik zu den Menschen zu bringen.
Ab 2. Februar 2022 sind drei Musiker des Gewandhausorchesters mit Antonín Dvořáks Terzetto für zwei Violinen und Viola im Audiostream zu hören. Dietrich Reinhold, Tobias Haupt und Norbert Tunze sind nicht nur Mitglieder des Gewandhausorchesters sondern bilden gemeinsam mit der Gewandhauscellistin Dorothée Erbiner das Reinhold-Quartett.
Im Januar 1887 widmete sich Antonín Dvořák der Komposition von zwei kurzen Zyklen für zwei Violinen und Bratsche, mit denen er lustvoll die Klanglichkeit dieser hohen Streicherkombination auslotet. Zwar bezeichnete er seinem Verleger Simrock gegenüber die Drobnosti op. 75a und das Terzetto op. 74 als kleine Bagatellen, jedoch erfülle ihn die Arbeit daran ebenso sehr, als wenn ich eine große Sinfonie schriebe. Seit 1884 hatte Dvořák sich im Rahmen von Englandreisen zu den dortigen Musikfestivals mit großformatigen, zum Teil chorsinfonischen Werken profiliert, darunter das Stabat Mater oder seine 7. Sinfonie, die als Auftragswerk der Philharmonic Society in London entstand, nachdem er zu deren Ehrenmitglied ernannt worden war. Gefeiert als »musical heroe of the hour« (The Times) entschwebte Dvořák gerade dem Ruf des »Volksmusikanten«, dem es an melodischem Einfallsreichtum nicht mangele, der aber nicht in der Lage sei, komplexe vertikale Strukturen zu schaffen. Solcherlei überheblichen Beurteilungen zum Trotz verkündete der Komponist seinem Verleger voller Stolz, die zwei kurzen Zyklen seien freilich mehr für Dilettanten gedacht, aber hat Beethoven und Schumann auch nicht einmal mit ganz kleinen Mitteln geschrieben und wie? Dass melodischer Witz mitreißen und auch ein Zeichen großer Musikalität sein kann, beweisen die Stücke, die der selbst aus bescheidenen Verhältnissen stammende Dvořák für das häusliche Musizieren schrieb. Ein apartes Allegro leitet das viersätzige Terzett ein und bereitet auf ein bezauberndes Larghetto vor. Das Scherzo kombiniert gewitzte Pizziccato-Effekte mit der Ernsthaftigkeit eines punktierten, volksmusikhaften Themas und einem Ländler als Trio. Der abschließende Variationensatz beginnt mit einem schlichten Thema, das ein Wechselbild aus Idylle und melancholischen Klängen zeichnet. Kunstvoll weiß Dvořák die Höhen der Streicher zu nutzen und ätherische Klänge zu erzeugen, denen der Verzicht auf das Bassfundament nicht fehlt. Im Gegenteil – das Terzett gewährt uns einen Moment von Entrückung in eine andere, friedlichere Welt.
Für den Audiospielplan werden noch folgende Neuaufnahmen zu hören sein:
- Das Gewandhaus-Bläserquintett (Katalin Stefula Flöte, Frank Sonnabend Oboe (a. G.), Thomas Ziesch Klarinette, Ralf Götz Horn, Albert Kegel Fagott) spielt den Chorale St. Antoni aus dem Divertimento B-Dur Hob. II/46 von Joseph Haydn, den 1. Satz aus dem Quintett op. 52 von Theodor Blumer sowie den 2. Satz aus dem Quintett op. 79 von August Klughardt.
Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Bläserquintetts wird parallel zum Konzertstream eine neue Video-Dokumentation über die Geschichte des Quintetts in der Mediathek der Website des Gewandhausorchesters zu sehen. - Duo Reiko Brockelt & Uwe Timm
- Contemporary Insights
- Der GewandhausChor singt unter Leitung von Gregor Meyer Auszüge aus „Die Winterreise“ von Franz Schubert (Fassung für Chor, Bariton und zwei Akkordeons von Gregor Meyer). Solisten sind der Bariton Tobias Berndt und die Akkordeonisten Heidi und Uwe Steger.
- Ein Quintett bestehend aus Mitgliedern der Mendelssohn-Orchesterakademie spielt das Quintett für Oboe, Klarinette, Violine, Viola und Kontrabass g-Moll op. 39 von Sergej Prokofjew (Max Vogler Oboe, Anton Baumgärtel Klarinette, Sona Arzumanyan Violine, Paula Mengel Viola, Jiyoon Yang Kontrabass).
- Ein Streichquartett der Mendelssohn-Orchesterakademie interpretiert Joseph Haydns Streichquartett d-Moll Hob. III/83 (Nathalie Schmalhofer, Sona Arzumanyan Violinen, Paula Mengel Viola, Felicia Hamza Cello).