Leipzig will sich bei der Wärmeversorgung unabhängig von der Braunkohle machen. Ein in den vergangenen Monaten durch die Leipziger Stadtwerke erarbeitetes Zukunftskonzept für die nachhaltige Wärmeversorgung Leipzigs kommt zu dem Ergebnis, dass ein Verzicht auf Fernwärme aus dem Braunkohlekraftwerk Lippendorf technisch machbar ist. Die Untersuchungen zeigen, dass die Stadtwerke die benötigte Fernwärme für zehntausende Haushalte künftig in deutlich saubereren Kraftwerken produzieren könnten, Versorgungssicherheit und Preisstabilität wären weiterhin gesichert.
"Wir wollen in Leipzig ein klares Signal setzen: Es ist möglich, eine 600.000-Einwohner-Stadt ohne Braunkohle zu versorgen", sagt Oberbürgermeister Burkhard Jung. "Der Ausstieg aus der Braunkohle in Deutschland ist beschlossen, es geht jetzt darum, wie wir ihn gestalten und welche Alternativen wir finden. Wir wollen die Stadt so klimafreundlich und emissionsarm wie möglich mit Wärme versorgen. Die Stadtwerke haben jetzt eine erste Untersuchung vorgelegt, wie eine klimafreundliche Wärmeversorgung aussehen könnte. Dieses Modell hat noch viele Unbekannte - sicher ist aber, dass es Investitionen erfordert. Vor allem aber erfordert es die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich dem Thema saubere Wärme zu stellen und sich mit ihm auseinander zu setzen. Dafür möchte ich werben."
Fernwärme ist der Schlüssel für Leipzigs Energie-Zukunft
"Seit Mitte 2016 beschäftigen sich die Stadtwerke intensiv mit Leipzigs Energiezukunft", sagt Karsten Rogall, Geschäftsführer der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Für die Gestaltung der Wärmewende hat das Unternehmen künftige Wärmebedarfe ermittelt, zahlreiche technologische Möglichkeiten analysiert und umfassende Wirtschaftlichkeitsberechnungen angestellt. "Fest steht: der Wärmebedarf Leipzigs wird sich lokal verschieben - die Bedeutung der Fernwärme für die Stadt und für die Gestaltung der Energie- und Wärmewende bleibt unverändert hoch", so Rogall. Das Fernwärmesystem aus Erzeugung, Netz und Kundenstationen ist die ideale Basis für die erfolgreiche Gestaltung der Wärmewende, da es erneuerbare und konventionelle Energien aufnehmen, bedarfsgerecht verteilen und sich verändernde Wärmebedarfe ausgleichen kann.
"Wir haben technologieoffen untersucht, wie wir den Wärmebedarf unserer Stadt künftig decken können - sicher, wirtschaftlich und ökologisch", erklärt Rogall. "In unserem Zielportfolio setzen wir auf einen Technologiemix aus solarthermischen und Biomasseanlagen ebenso wie gasbasierten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Darüber hinaus werden Speichertechnologien eine zunehmende Rolle in der Fernwärmeversorgung spielen, die die Wirtschaftlichkeit unseres Erzeugungsparks weiter erhöhen." Dabei haben die Stadtwerke bereits mit der Weiterentwicklung des Fernwärmesystems begonnen und im vergangenen Jahr an vier Standorten in Leipzig kompakte Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen. Zwei weitere folgen 2019. "Mit dem von uns entwickelten Zielportfolio können wir unseren Kunden nachhaltig und noch klimafreundlicher erzeugte Wärme zur Verfügung stellen", erklärt Rogall. Insbesondere für die Wohnungswirtschaft sei die Energieeffizienz der Wärme entscheidend. Für die Leipziger Bürger die preiswerte Versorgung. Auf beides zahlen moderne Anlagen mit ihren besseren und damit wirtschaftlicheren Wirkungsgraden ein. "So gewährleisten wir, dass durch die Umstellung der Wärmeerzeugung im Vergleich zur bisherigen Versorgung aus dem Kraftwerk Lippendorf keine höheren Preise auf die Leipzigerinnen und Leipziger zukommen", betont Rogall. Die Leipziger Kunden und Bürger werden sich auch in Zukunft auf Fernwärme als modernes, sicheres und attraktives Wärmeversorgungssystem verlassen können.
Zukunftskonzept schafft die Basis für weiteres Wachstum der kommunalen Infrastrukturen
"Mit dem vorgelegten Zukunftskonzept liefert die Fernwärmeversorgung zudem auch künftig einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Leipziger Gruppe", erläutert Michael Theis als Sprecher der Geschäftsführung der LVV. Die Umsetzung des Zukunftskonzepts schafft somit auch die Basis für weiteres Wachstum in allen anderen Bereichen der kommunalen Infrastruktur. Dazu werden die Stadtwerke in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in neue Erzeugungsanlagen und Infrastrukturen investieren und die Wärmewende Leipzigs sicher, nachhaltig und wirtschaftlich gestalten.
Dies sei darüber hinaus auch wirtschaftlich für Leipzig vorteilhaft. Denn die Investitionen der Stadtwerke führen zu einer vielfältigen Wertschöpfung in der Stadt. "Bei den Stadtwerken entstehen nachhaltig zukunftsfähige Arbeitsplätze und insbesondere regionale Tiefbauunternehmen, Handwerker und Ingenieurbüros profitieren von zusätzlichen Aufträgen und Beschäftigungseffekten", betont Theis.
Wir wollen Leipzig Wärmeversorgung der Zukunft selbst gestalten
Der Energiemarkt ist in Bewegung. Die Ergebnisse der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung sollen im ersten Halbjahr 2019 vorliegen. Sie können erhebliche Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung der Energiekonzerne im mitteldeutschen Revier haben Im Rahmen der Transformation der Fernwärmeversorgung wurde auf Wunsch des Stadtrats auch die Machbarkeit eines Ausstiegs aus dem Liefervertrag mit dem Kraftwerk Lippendorf von den Stadtwerken geprüft. Die Ergebnisse des Prüfauftrages werden in den Ausschüssen beraten.
Erste Entscheidungen stehen im Frühsommer 2019 an. Für die zügige und nachhaltige Realisierung des Zukunftskonzepts sind die Stadtwerke an geeigneten regionalen Kooperationen und einer gemeinsamen Entwicklung der anstehenden Maßnahmen sehr interessiert.
Die Stadt Leipzig nimmt ihre Energiezukunft selbst in die Hand
Leipzig will sich bei der Wärmeversorgung unabhängig von der Braunkohle machen
06.12.2018 Wirtschaft
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