Der Leipziger Fotograf Bertram Kober zeigt in brillanten großformatigen Fotografien, wie surreal der Alltag sein kann. Er macht kulturelle Verwerfungen unserer Zivilisation sichtbar, die den Verdacht nähren, dass es vielleicht schon 5 Minuten nach 12 sein könnte.
Mit stilistischer Meisterschaft extrahiert Kober Momente der Realität, die uns den selbst verursachten Wahnsinn des täglichen Lebens bewusst machen. Die eindringlichen Bilder rufen beim Betrachter Unsicherheit, wenn nicht Bestürzung hervor.
Es ist nicht ersichtlich, ob die Plastik-Madonna im Kaufhaus zur Andacht einlädt, oder käuflich ist. Betroffenheit verursacht der Sonnenuntergang am Meer mit ölverpestetem Strand oder ein toter Fuchs auf der Autobahn, der an unser Mitleid appelliert und doch so beiläufig erscheint.
Bertram Kober beobachtet den Aufstand der Dinge, die sich nicht mehr fügen wollen, weil die allgegenwärtige Übergriffigkeit der Menschheit ihr Sein verletzt. Kobers Fotografien zeigen, was Viele nicht wahrhaben wollen: Je intensiver wir die Dinge nutzen, desto mehr entziehen sie sich der Verfügbarkeit.
Als Chronist des Welt-Verbrauchs, öffnet er uns die Augen dafür, dass die Dinge nicht grenzenlos unterdrückbar sind, dass ihre Ausbeutung nicht endlos fortgesetzt werden darf. Die Fotografien bezeugen auch, dass die geschundenen Dinge längst im Begriff sind, sich gegen ihre Unterdrücker zu erheben.
Der Kunsthistoriker Peter Guth nannte Kober „einen Moralisten in bester Tradition der Aufklärung, der sich niemals als Oberlehrer geriert.“ Er wagt es wie kein zweiter, mit feiner Ironie die Legitimität unseres Alltags in Frage zu stellen.
Bertram Kober – Aufstand der Dinge
10. Juli 2022 bis zum 5. März 2023
Deutsches Fotomuseum, 04416 Markkleeberg, Raschwitzer Straße 11, täglich außer Montag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.