Um den Denkmalpflegepreis 2022 der Handwerkskammer zu Leipzig hatten sich zwölf Handwerksbetriebe beworben. Der Preis wurde im Rahmen der „denkmal – Europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung“ am Freitag, 25. November 2022, verliehen. Gewürdigt wurden herausragende denkmalpflegerische Leistungen von Handwerksunternehmen aus dem Kammerbezirk Leipzig.
In seiner Festrede hob der Sächsische Staatsminister für Regionalentwicklung, Thomas Schmidt, hervor: „Sachsen ist ein Land der Kulturdenkmale. Nirgendwo in Deutschland gibt es, bezogen auf die Fläche, mehr Denkmale als bei uns. Unsere Denkmale gehören zu unseren wichtigsten Schätzen. Dass viele von ihnen heute wieder in neuem Glanz erstrahlen, ist auch dem Geschick und dem Fleiß fachkundiger Handwerker zu verdanken. Der Erfolg ist überall sichtbar, hier in der Stadt Leipzig, aber auch in vielen kleinen Städten und Dörfern, an Schlössern, Kirchen und vielen anderen Kulturdenkmalen. Ich freue mich, dass wir heute mit dem Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer zu Leipzig diese Leistungen ehren können.“
„Denkmalpflege setzt voraus, dass historische Techniken beherrscht werden, um Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten nach den Anforderungen moderner Denkmalpflege sachgerecht durchführen zu können. Hier sind das Know-how und die Erfahrungen des Handwerks nicht nur gefragt, sondern unverzichtbar“, betont der Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig, Matthias Forßbohm. Er nutzte zudem die Gelegenheit, um auf die Gefahren des zum Jahresbeginn 2023 in Kraft tretenden Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetzes für den Denkmalschutz hinzuweisen. „Denkmale sind eben häufig nicht energieoptimal. Gesetze dürfen nicht so ausgestaltet sein, dass sie Eigentümer vom Substanzerhalt bewahrungswürdiger Bauwerke abhalten.“
Die Preisträger
Der Gewinner des Denkmalpflegepreises 2022 ist die Baufirma Gruner GmbH aus Leipzig für die Komplettsanierung des historischen Vierseithofes Kirschallee 2 in Borna Ortsteil Eula.
Der Hof wurde im frühen 19. Jahrhundert errichtet und bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts genutzt. Der Eigentümer hat das erhaltene Wohnhaus und die beiden Nebengebäude nach und nach saniert und Wohnnutzungen zugeführt.
„Besonders bemerkenswert ist die vorbildhafte Anwendung historischer Handwerkstechniken. Zudem wurden Baumaterialen geborgen und wiederverwendet. So wurden nicht nur historische Bauhölzer zur Ertüchtigung des Dachstuhles, sondern auch historische Altdeckungsmaterialien zu seiner Eindeckung verwendet. Das Sanierungsergebnis ist nicht nur für eine geregelte Ortsentwicklung bei Wahrung des baukulturellen Erbes wesentlich, sondern trägt maßgeblich zur Identität des ländlichen Raumes im Leipziger Umland bei“, heißt es in der Begründung der Jury.
Der zweite Preis geht an die Restauratorin im Malerhandwerk und Malermeisterin Sandra Haselbach aus Krostitz für die Restaurierung der bauzeitlichen Deckenbemalung von 1864 im Beurkundungszimmer des Notariats in der Leibnizstraße 19 in Leipzig.
„Die Restaurierung der Decke erfolgte ohne Substanzverlust, aber dennoch so, dass Alterungsspuren sichtbar geblieben sind. Stark beschädigte Bereiche hat Frau Haselbach mit hoher künstlerischer Qualität nachgearbeitet und ergänzt. Ein wertvolles Stück gründerzeitlicher Wohnkultur ist mit dieser Restaurierung nun wieder erlebbar und dauerhaft gesichert“, bewertete die Jury.
Der dritte Preis geht an die Wolfgang Herzog GmbH für die Wiederherstellung der Dachkuppeln nach Vorlage historischer Zeichnungen an der Villa Rathenaustraße 28 in Leipzig.
„Die Kuppeln sind wohlproportioniert ausgebildet und handwerklich in hervorragender Art mit Naturschiefer gedeckt. Hervorzuheben ist die in der Schieferdeckung sehr selten ausgeführte Ausbildung einer Spitzwinkelschablonendeckung mit auslaufendem Ort“, führt die Jury aus.
Die Jury sprach zwei Anerkennungen für besondere Restaurierungsleistungen aus. Sie galten dem Unternehmen HOWE HOME aus Taucha für die Rekonstruktion und Erneuerung der Posamenten an einem Tête-à-Tête von 1877 sowie den malerwerkstätten.com für die Restaurierung und Rekonstruktion von Farbfassungen in der Durchfahrt und den Treppenhäusern Wurzner Straße 143 in Leipzig.
Einen Sonderpreis für langjährig verdienstvolles Wirken in der Denkmalpflege erhielt der Maurermeister und Restaurator im Maurerhandwerk Bernd Bubnick aus Trebsen.
Die Mitglieder der Jury
- Dr. Wolfgang Hocquél, Kulturstiftung Leipzig
- Klaus Jestaedt, Abteilungsleiter Denkmalpflege der Stadt Leipzig
- Dr. Jürgen Liebau, Sachgebietsleiter Denkmalschutz des Landratsamtes Nordsachsen
- Mathis Nitzsche, Gebietsreferent des Landesamtes für Denkmalpflege
- Rahmenglasermeister und Restaurator im Tischlerhandwerk Christoph Junghans
- Tischlermeisterin Kristin Deyle