Seit September 2019 können interessierte Besucher im Schumann-Haus die neu eröffnete Dauerausstellung „Experiment Künstlerehe“ besichtigen. Das multimediale Museum zeigt als erstes seiner Art das Leben eines Künstlerpaares: In der Inselstraße 18 können Besucher die ersten vier Ehejahre von Clara und Robert Schumann sowohl klanglich als auch visuell entdecken.
In sechs unterschiedlichen Räumen zeigt die Ausstellung die Probleme und Themen des Ehelebens der Künstler. Im Zentrum stehen die beiden im Schumann-Haus entstandenen Ehe-Tagebücher und der gemeinsam komponierte Liederzyklus „Liebesfrühling“. Der Grundgedanke für die Kuratorin Prof. Dr. Beatrix Borchard und des Museumsleiters und Geschäftsführers des Schumann-Vereins Gregor Nowak ist die Betrachtung der beiden Künstler auf Augenhöhe.
Dieser Grundgedanke zieht sich durch alle Räume des Museums. Die Lebensläufe der beiden Musiker werden stets nebeneinander dargestellt, sodass deutlich wird, welche Stationen Clara und Robert in ihrem Leben durchlaufen sind. Die Ausstellung stellt außerdem die beschwerlichen Reisen der Schumanns dar – anfangs noch gemeinsam, später reiste Clara dann allein. Mit Hilfe eines Filmes kann der Besucher in diesem Raum den Weg nach Russland mit der Kutsche oder der Eisenbahn nachvollziehen.
Im Schumann-Saal, in dem das Ehepaar einst Freunde und berühmte Persönlichkeiten empfing, sind auf ausgewählten Plätzen über Infrarot-Lautsprecher Portraits u.a. von Claras Mutter Mariane Bargiel, der Sängerin Wilhelmine Schroeder-Devrient sowie dem Komponistenkollegen und Freund Felix Mendelssohn Bartholdy zu hören. Der angrenzende Raum zeigt die Entwicklung der jungen Clara und den Unterricht durch ihren Vater Friedrich Wieck. Zu den Highlights gehört dort „Claras Hand“, auf der Besucher durch eine Installation von Erwin Stache Töne und ganze Werke von der Pianistin zum Klingen bringen können. Im Ehe-Experimentierraum verwandeln sechs Beamer einen Raum in drei Themenwelten. Die Featureautorin stellt, inspiriert durch die Worte des Ehepaares, die Zerrissenheit zwischen Liebe und Kunst sowie Freude und Last sicht- und hörbar dar. Im Hörkabinett können die Besucher die in Leipzig von Clara und Robert komponierten Werke hören und studieren. Auch der Klangraum, welcher von Erwin Stache entwickelt wurde, lädt zum Experimentieren ein.
Den diesjährigen musikalischen Höhepunkt bildet die Schumann-Festwoche vom 12. bis 20. September 2020 u.a. mit Antje Weithaas, dem UWAGA! Quartett und Ragna Schirmer. Außerdem stehen zwei neue Formate auf dem Programm: Der Entdeckersalon richtet drei Mal im Jahr den Blick auf die Leipziger Musikverlage und präsentiert die Komponisten unserer Zeit. In Krämers Gedankensalon diskutieren Sebastian und Felix Krämer mit Persönlichkeiten aus Literatur, Forschung oder Publizistik. Weiterhin ist angedacht, ab 2021 ein jährlich wiederkehrendes Kammermusik-Festival zu veranstalten.
Das heutige Schumann-Haus wurde 1838 im klassizistischen Stil von August Scheidel errichtet. Zwei Jahre später zog das frisch verheiratete Paar in die Wohnung ein und begrüßte regelmäßig berühmte Persönlichkeiten. 1999 wurde das Schumann-Haus umfassend renoviert. Gemeinsam mit der Freien Grundschule „Clara Schumann“ und dem Schumann-Verein Leipzig e.V. entstand ein einzigartiges Konzept aus Museum, Veranstaltungsort und Ausbildungsstätte.
Weitere Informationen: www.schumannhaus.de
Redaktion: Josefin Möbius