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Das Programm der 34. euro-scene Leipzig: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte als zentrale Themen

Kartenvorverkauf beginnt am 28. September 2024

25.09.2024 Kultur
euro-scene Leipzig

euro-scene Leipzig 2024 verknüpft erstklassige künstlerische Ausdrucksformen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Eine fulminante Festivaleröffnung, zwei Koproduktionen, ein Fokus auf den Nahen und Mittleren Osten sowie zwei Fachtagungen kennzeichnen das Programm 2024.

Die euro-scene Leipzig 2024 findet vom 5. bis 10. November statt und bringt 14 Produktionen, darunter 1 Uraufführung, 3 Deutschlandpremieren, 2 Eigenproduktionen sowie 2 Koproduktionen auf die Bühne. Ergänzend präsentiert das plus-Programm u. a. 2 Fachtagungen, Talks und Workshops. Insgesamt umfasst das Programm des internationalen Tanz- und Theaterfestivals 38 Einzelveranstaltungen. Künstler:innen aus mehr als 14 Ländern (u. a. Argentinien, Belarus, Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Iran, Italien, Kanada, Libanon, Palästina, Polen, Ukraine, Ungarn) zeigen ihre Kreationen in Leipzig.

Festivalleiter Christian Watty resümiert: „Die euro-scene Leipzig ist eine Feier von Tanz und Theater in seiner Vielfalt, Schönheit und Zeitgenossenschaft.”

Die Festivaleröffnung findet am 5. November mit der Eigenproduktion UBUNTU CONNECTION des Somogo Kollektivs auf der Großen Bühne im Schauspiel Leipzig statt. Der international ausgezeichnete Choreograf und Hiphop-Tänzer Raphael Moussa Hillebrand moderiert den unkonventionellen Tanzwettbewerb zum zweiten Mal: Acht herausragende Teilnehmer:innen aus verschiedenen Tanzgenres zeigen ihr Können und treten miteinander in einen künstlerischen Dialog, der die Stilgrenzen zwischen Tanz, Breakdance, Neuem Zirkus und Live-Musik aufbricht. Anlässlich der Präsidentschaftswahlen in den USA beginnt das Festivalprogramm am Eröffnungstag mit WAS AUF DEM SPIEL STEHT bereits ab 12.00 Uhr in der Nikolaikirche. Die Marathonlesung dokumentiert, wie Menschen seit Jahrhunderten um Wertvorstellungen gekämpft haben, die heute unser Verständnis von Freiheit, Demokratie und Gleichberechtigung untermauern.

Mit vier Stücken von Künstlern aus dem Iran, Palästina und Libanon setzt das Programm einen Schwerpunkt auf den Nahen und Mittleren Osten. In der euro-scene-Koproduktion BASIS FOR BEING نرگس lädt Sina Saberi das Publikum am 6. + 7. November zu einer typischen Hausparty im Teheran der 1990er ein, inklusive Tee und Gebäck zur Begrüßung. Die Verbindung von traditionellen und modernen Elementen des iranischen Tanzes erzählt auf poetische Weise von Saberis eigenem Empowerment.
Inspiriert von unterschiedlichsten kulturellen und künstlerischen Kontexten, die bei dem legendären iranischen Festival in den 1970er Jahren in SHIRAZ aufeinandertrafen, hat Armin Hokmi für das gleichnamige Tanzstück am
6. + 7. November eine hypnotisierende Sprache entwickelt, mit der er für Unvoreingenommenheit gegenüber Menschen und Kulturen wirbt.
In dem Solo AND HERE I AM stellt Ahmed Tobasi am 6. + 7. November seine persönliche Lebensgeschichte in den Mittelpunkt – von seiner Kindheit im Flüchtlingslager Jenin in der Westbank bis zum künstlerischen Leiter des dort ansässigen weltbekannten Freedom Theatre. Er erzählt vom Aufwachsen in einem von Furcht und Gewalt geprägten Alltag und von seiner Utopie: ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit.
Omar Rajeh, prägende Figur des libanesischen zeitgenössischen Tanzes, verkörpert in DANCE IS NOT FOR US am 8. + 9. November den Niedergang seiner Heimatstadt Beirut und arbeitet sich tanzend durch Erinnerungen, Sehnsüchte, Traumata und Hoffnung.

Festivalleiter Christian Watty erläutert dazu: „Wir richten dieses Jahr unseren Fokus auf eine Region, die seit dem späten 19. Jahrhundert vor dem Hintergrund europäischer Kolonial- und Geopolitik als Naher und Mittlerer Osten bezeichnet wird. Die vier Stücke erzählen einerseits von Gesellschaften, wo die Kunstfreiheit zumindest eingeschränkt ist und Künstler:innen vielfach als staatsfeindlich unter Beobachtung stehen oder sogar verfolgt werden. Zum anderen werden Tanz und Theater hier zum Ausdruck des Protests gegen Machtmissbrauch, Willkür, Gewalt, Krieg und Chaos. Bedingungen, die auch die Biografien der vier Künstler geprägt haben. Gleichzeitig sind es künstlerisch brillante Stücke, die in aller Ambivalenz auch die Liebe zu ihrer Heimat bezeugen.“

Drei außergewöhnliche Theatermacherinnen erzählen in ihren Stücken von menschlicher Verletzlichkeit und Stärke und setzen damit auch ein Manifest für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte: 21 ukrainische, belarusische und polnische Frauen stellen sich in Marta Górnickas international bejubelter Produktion MOTHERS A SONG FOR WARTIME am 7. November auf der Großen Bühne im Schauspiel Leipzig mit ihrem kraftvollen Chortheater der Gewalt und Zerstörung des russischen Angriffskriegs entgegen.
Nach THE GHOSTS ARE RETURNING (2022) ist Eva-Maria Bertschy zum zweiten Mal mit einer Koproduktion im Programm vertreten. In dem dokumentarischen Musiktheater FREMDE SEELEN ermittelt die als Kommissarin aus dem Zürich-Tatort bekannte Schauspielerin Carol Schuler am 9. + 10. November im Spannungsfeld von Glaubensfragen, kultureller Identität und Rassismus anlässlich des Suizids eines vietnamesischen Pfarrers drei Jahre nach seiner Ankunft in einem Dorf in den Schweizer Voralpen.
Die griechische Schauspielerin Fotini Banou (Regie Irène Bonnaud) erinnert in ΜΕΡΑ ΣΑΒΒΑΤΟ (ES WAR AN EINEM SAMSTAG) am 9. + 10. November an ein wenig bekanntes Kapitel der Vernichtung des europäischen Judentums durch die deutsche Wehrmacht: ein Zeugnis der Trauer um eine verschwundene Welt und des Widerstands.

Auf ganz unterschiedliche Art und Weise geht es in drei Tanzstücken um den menschlichen Körper und die Befreiung von sozialen Konstruktionen, die diesen oft einschränken: Inspiriert von Jane Fondas Aerobic-Videos aus den 1980er Jahren präsentiert die bekannte italienische Schauspielerin Claudia Marsicano in Silvia Gribaudis R. OSA am 8. November eine brillante One-Woman-Show, die mit viel Selbstironie den weiblichen Körper von angeblich erstrebenswerten Körperbildern befreit.
Adrienn Hód definiert in HARMONIA, 2023 mit dem Rudolf-Lábán-Preis für das beste Tanzstück Ungarns ausgezeichnet, am 8. + 9. November Inklusion als menschliches Miteinander und Vielfalt, indem das Ensemble aus zehn Tänzer:innen mit und ohne Behinderung die Hierarchien im klassischen Tanz hinterfragt und herkömmliche Vorstellungen von Körpern über Bord wirft.
Zum Festivalabschluss am 10. November versetzt Gisèle Vienne, Expertin für seelische Abgründe und ekstatische Zustände, das Publikum auf der Großen Bühne im Schauspiel Leipzig mit ihrem bisher größten Tanzstück CROWD in Trance. In ihrem Meisterwerk stilisiert sie in virtuoser Slow Motion die nächtliche Ekstase von 15 ravenden Jugendlichen auf der Suche nach Gemeinschaft.
Auch HAUSTRUM HAUSTORIUM von Post-Organic Bauplan aus Leipzig blickt am 6. + 7. November auf den menschlichen Körper: Die Installation erneuert die Beziehung zwischen Mensch und Roboter, wenn diese zu einem hybriden Organismus verschmelzen.

Für die ganze Familie (ab 7 Jahren) erschafft die Compagnie Ersatz mit
AU JARDIN DES POTINIERS am 8. + 9. + 10. November eine kunterbunte Bühnenlandschaft, die die Fragilität unseres Planeten greifbar macht.

Außerdem stehen zwei international besetzte Fachtagungen auf dem Programm: Anknüpfend an HARMONIA findet am 8. November in Kooperation mit dem Goethe-Institut, dem Festival NO LIMITS Berlin, dem TDJW und dem Institut français Leipzig die FACHTAGUNG INTERNATIONALE BÜHNE INKLUSION — AUSTAUSCH UND VERNETZUNG statt. Am 9. November geht die öffentliche Jahrestagung des Internationalen Theaterinstituts (ITI) unter dem Titel RECLAIMING AGENCY! der Frage nach, welche Handlungsmöglichkeiten darstellende Künstler:innen haben, um polarisierende gesellschaftliche Positionen zu diskutieren und spielerisch zu vermitteln.

Das gesamte stage-Programm, inklusive zwei Aufführungen mit Audiodeskription, und das plus-Programm mit zahlreichen Veranstaltungen bei freiem Eintritt finden Sie auf unserer Website sowie hier im Programmheft zum Download.

Der Vorverkauf für die euro-scene Leipzig 2024 beginnt am 28. September auf www.euro-scene.de, an der Festivalkasse im IntercityHotel (Tröndlinring 2, 04105 Leipzig), unter 0341 217 16 48 (Kartentelefon) sowie an allen Vorverkaufsstellen, die mit eventim verbunden sind.



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