Leipzig erlebte nach der Reichsgründung einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und erhielt den Status einer Großstadt. Das Stadtbild veränderte sich in den folgenden Jahrzehnten enorm. Paul Faulstich dokumentierte den Wandel, den die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts erfuhr. Seine Motive zeigen repräsentative Kultur- und Bildungsbauten wie das Gewandhaus in der Grassistraße sowie den für Leipzig typischen neuen Gebäudetypus der prachtvollen Messehäuser. Der umtriebige Fotograf dokumentierte die modernen Bauten einer selbstbewussten Stadt in der Weimarer Republik, darunter die ersten Hochhäuser in der Goethestraße und am Augustusplatz sowie das Grassimuseum am Johannisplatz. Viele seiner Motive haben einen lebendigen Charakter und bringen uns das großstädtische, quirlige Leben nahe.
Faulstichs Aufnahmen aus der Vogelperspektive, von Türmen und Dächern der Stadt, machen die zunehmende Ausdehnung der Stadt sichtbar. Leipzigs Grenzen gehen nun weit über den Promenadenring hinaus bis in die stark industriell geprägten östlichen und westlichen Stadtteile Reudnitz, Anger-Crottendorf, Plagwitz und Lindenau. Einige seiner Aufnahmen zeigen Plätze und Straßen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und anschließend im Kontext einer neuen Zeit gestaltet wurden, wie zum Beispiel der Rossplatz oder das Areal um den Blücherplatz.
Paul Faulstich: Der 1872 in Mechterstädt bei Gotha geborene Carl Paul Ernst Faulstich hatte sein fotografisches Atelier zunächst am Lindenauer Markt 2. Im Jahr 1936 verlegte er sowohl die Wohnung seiner Familie als auch sein „Atelier Helionovum“ an den Rossplatz 6. Faulstichs fotografische Arbeiten umfassen ein breites Repertoire. Er führte zahlreiche Arbeiten für die Stadt Leipzig aus, darunter für das Hochbau-, das Messe- und das Verkehrsamt. Mit seinen Fotos dokumentierte er das sich im 20. Jahrhundert rasant veränderte Stadtbild und das geschäftige, großstädtische Treiben. In Folge der schweren Bombardierungen Leipzigs starb Faulstich am 4. Dezember 1943: Er war nach den Angriffen in das Gebäude am Rossplatz zurückgekehrt und erlitt dabei schwere Verletzungen, denen er schließlich erlag.
Der Historische Kalender 2021 „Das alte Leipzig“ wird von der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig herausgegeben. Er zeigt 13 spannende Motive aus dem Atelier Paul Faulstich, die zwischen 1925 und 1936 fotografiert wurden. Zu jedem Bild vermitteln Kurzbeschreibungen überraschende und wissenswerte Hintergründe. Der Kalender erscheint im Hochformat 40 x 50 cm und ist seit seinem erstmaligen Erscheinen im Jahr 2002 ein begehrtes Sammlerstück. Interessenten erhalten ihn für 19 Euro in der Tourist-Information (Katharinenstraße 8, 04109 Leipzig), in zahlreichen Leipziger Buchhandlungen sowie in vielen Leipziger KONSUM-Filialen.
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www.leipzig.travel/kalender