Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) ist mit den Impfungen des besonders gefährdeten medizinischen Personals gegen das Corona-Virus begonnen worden. Die dafür erforderlichen Strukturen wurden seit Wochen auf dem Campus an der Liebigstraße vorbereitet und nun in Betrieb genommen. Das interne Impfzentrum verfügt auch über eine Lagerlogistik und versorgt darüber die anderen Krankenhäuser in Leipzig und den benachbarten Landkreisen.
Am Dienstag, 29. Dezember 2020, war es soweit - die ersten Mitarbeiter des UKL, die in einem besonders gefährdeten Bereich mit hoher Ansteckungsgefahr tätig sind, wurden mit dem Impfstoff des deutschen Entwicklers BioNTech gegen das SARS-CoV-2-Virus geimpft. Weitere Impfungen werden in den nächsten Tagen folgen, durchgeführt im eigens dafür geschaffenen internen Impfzentrum an der Liebigstraße.
Dafür wurden Räume, in denen sonst Studenten Unterricht haben, in den vergangenen Wochen unter Hochdruck zu einer Impfambulanz für medizinisches Personal umfunktioniert. Das Impfzentrum umfasst Anmeldebereiche, vier Impfplätze sowie Bereiche für die Nachbeobachtung. Wenn nötig, kann hier in mehreren Räumen gleichzeitig geimpft werden. Auch Kühlmöglichkeiten für den Impfstoff wurden am UKL geschaffen sowie Personal für mehrere Impfteams gewonnen - diese bestehen nicht nur aus Ärzten von UKL und Medizinischer Fakultät, sondern auch aus Medizin- und Pharmaziestudenten sowie pensionierten Ärzten.
Mit dem Start der Impfungen sollen nun zunächst die Mitarbeiter jener Bereiche immunisiert werden, die einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind - in der Zentralen Notfallaufnahme und auf den COVID-Stationen. "Aber letzlich müssen wir jeden unserer Mitarbeiter, der mit Patienten arbeitet, schützen" , sagt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. "Denn ein Risiko besteht an sehr vielen Stellen."
Das Impfzentrum am UKL dient ausschließlich der Impfung des am Klinikum tätigen Personals sowie der Beschäftigten weiterer Kliniken aus dem Leipziger Cluster. Die Kapazitäten wurden so geplant, dass innerhalb von wenigen Monaten das gesamte Personal des UKL sowie der Medizinischen Fakultät geimpft werden könnte - sofern ausreichend Impftstoff vorhanden ist. "Wir versorgen zudem auch die Kliniken im Leipziger Cluster mit den Impfstoffen und sind darauf vorbereitet, dort auch bei der Impfung der Mitarbeiter Unterstützung zu leisten. Hierfür werden mobile Impfteams gebildet", erklärt Prof. Michael Schaefer. Der Pharmakologe koordiniert als Leiter des Sachgebiets Impfungen der UKL-internen Task Force die Etablierung des Impfzentrums. "Wenn noch ein zweiter Impfstoff zugelassen wird, können wir sicher noch schneller vorankommen", zeigt sich Schaefer optimistisch.
Dr. Thomas Hartwig: "Impfung wird meiner Verantwortung Patienten gegenüber gerecht."
Mit Impfstart am 29. Dezember 2020 standen 7800 Impfdosen für das Cluster Nordsachsen zur Verfügung - davon für das UKL 1200 Dosen für zunächst 600 Mitarbeiter, da jeder im Abstand von drei Wochen zwei Mal geimpft werden muss.
Am morgigen Mittwoch wird eine neue Lieferung erwartet. Dann dürfte genügend Impfstoff für eine Impfung aller unter der höchsten Priorisierungsstufe erfassten Mitarbeiter (zirka 1000) in den Risikobereichen zur Verfügung stehen. Pro Tag sollen rund 200 bis 250 Mitarbeiter geimpft werden.
Um kurz vor 8 Uhr am Morgen war es Diana Schweickert, die als Pflegende im Covid-Bereich arbeitet, die die erste Spritze mit dem Impfstoff empfing. Auch Dr. Thomas Hartwig, Leitender Oberarzt und Stellvertretender Ärztlicher Leiter der Zentralen Notfallaufnahme (ZNA) gehörte zu den ersten. Er meinte: "Wir haben eine Verantwortung unseren Patienten gegenüber. Wenn die Impfung dafür sorgt, dass ich nicht erkranken kann, dann werde ich mit dieser Impfung meiner Verantwortung stärker gerecht." Auch für Pfleger Christoph Brettner von der ZNA war es klar, sich impfen zu lassen: "Da auch meine Partnerin im Covid-Bereich arbeitet, brauchte ich nicht zu überlegen."
Sebastian Schulz von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie ist Arzt auf der Intensivstation und seit vielen Wochen an der Behandlung von zum Teil schwer erkrankten Covid-Patienten beteiligt. "Für mich ist es völlig klar gewesen, mich impfen zu lassen", erklärt er, "alles, was das Risiko minimiert, ist sinnvoll."
Klinikum St. Georg
Vorgestern wurde der BioNTech-Impfstoff erfolgreich geliefert und in der Apotheke des Klinikums eingelagert. Gestern wurden die ersten 70 Mitarbeiter*innen im pflegerischen und ärztlichen Dienst am Klinikum St. Georg gegen das SARS-Cov2-Virus geimpft. In den kommenden Tagen werden 500 Impfungen durchgeführt, so lange reicht die erste Lieferung. Weiterer Nachschub ist bereits unterwegs.
„Die Etablierung eines eigenen Impfzentrums war für uns selbstverständlich im Hinblick auf die schnelle Impfung unserer Mitarbeiter*innen. Ich freue mich, dass wir noch vor Weihnachten alle nötigen Strukturen dafür aufbauen konnten, um heute mit den Impfungen zu starten und danke an dieser Stelle den verantwortlichen Mitarbeiter*innen für ihren Einsatz und den reibungslosen Start. Alle Fachbereiche arbeiten hier gerade Hand in Hand“, erklärt Dr. Iris Minde, Geschäftsführerin des Klinikums und führt weiter aus, dass der planerische und logistische Aufwand dann doch noch etwas höher ist, als bei anderen Impfungen, da die fertigen Impfdosen innerhalb eines Zeitraumes von maximal sechs Stunden verabreicht werden müssen. „Unsere Apotheke bewahrt den Impfstoff auf und bereitet die einzelnen Impfdosen vor. Das Team unseres Impfzentrums koordiniert die Termine und meldet den Bedarf mit einem Tag Vorlauf an die Apotheke, die dann bedarfsorientiert die einzelnen Impfdosen vorbereitet. Zwei Mal täglich erhält das Impfzentrum eine Lieferung aus der Apotheke“, so Minde. Die Impfung erfolgt selbstverständlich auf freiwilliger Basis. Doch die ersten Termine waren schnell vergeben und die Nachfrage ist hoch. Die Reihenfolge richtet sich nach den Einsatzgebieten, weshalb der Fokus zunächst auf Mitarbeiter*innen liegt, die auf den Corona-Stationen arbeiten und direkten Kontakt zu COVID-Patienten haben.
Prof. Dr. Christoph Lübbert, Chefarzt der Klinik für Infektiologie/Tropenmedizin und Leiter des Infektionsschutzzentrums am Klinikum St. Georg ist es wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen, zumal er selbst sehr eng in die stationäre Versorgung von Corona-Patienten eingebunden ist: „Ich habe großes Vertrauen in den neuartigen, hochwirksamen mRNA-Impfstoff gegen das SARS-Coronavirus-2. Seit mehr als 25 Jahren wird intensiv an diesem Impfprinzip geforscht und seriöse, aussagekräftige klinische Studien haben in einem beschleunigten, aber geordneten Verfahren zur Zulassung durch die europäischen Behörden geführt. In meinen Augen spricht auch nichts dafür, dass wir ernsthafte Langzeitnebenwirkungen befürchten müssen.“ Als einer der ersten ließ er sich deshalb heute von Kollege Prof. Michael Borte, Leiter des Immundefektzentrums am Klinikum, impfen. Das Bild dazu finden Sie im Anhang.